Kreis Ahrweiler
Wirtschaft: Eisenerze lockten einst in die Eifel

Die 1932 geweihte Antoniuskapelle gehört zu den beeindruckenden Gebäuden, die Ahrhütte zu bieten hat. Foto: Petra Ochs

Für Lava, Basalt und Co. ist die Eifel berühmt. Doch sie hat auch andere mineralische Bodenschätze zu bieten: die hiesigen Erzvorkommen. Schon die alten Römer machten sich diese zunutze. Eine Blüte erreichte die Eisenindustrie spätestens seit dem ausgehenden Mittelalter.

Lesezeit 3 Minuten

Die 1932 geweihte Antoniuskapelle gehört zu den beeindruckenden Gebäuden, die Ahrhütte zu bieten hat. Foto: Petra Ochs

Von unserer Mitarbeiterin Petra Ochs

Denn die Voraussetzungen waren gut: Neben ausgiebigen Erzvorkommen gab es in der Eifel zunächst auch genug Holz zur Herstellung von Holzkohle. Und da zur Verhüttung des 
(Eisen-)Erzes auch Wasser gebraucht wurde, kam die Ahr gerade recht. Schon früh wurde im Sahr- und Kesselinger Tal nach Erzen (neben Eisenerz auch Blei, Kupfer und Zink) gegraben. Doch zur wichtigen Wirtschaftsgrundlage wurden die Eisenerze, und das bis zur napoleonischen Zeit vor allem im Gebiet des ehemaligen Herzogtums Arenberg. In den Bergwerken von Lommersdorf und bei Freilingen wurden die begehrten Brauneisensteine gewonnen, um sie an der Ahr in Ahrhütte und der Stahlhütte bei Dorsel zu verhütten.

Die Ahr bahnt sich ihren Weg durch den beschaulichen Ort. Foto: Petra Ochs

Verwendung fand das unter der Marke AR bekannte, qualitativ hochwertige Eisen beispielsweise in der Waffenschmiede von Lüttich. Aus der hiesigen Eisenindustrie sind neben Töpfen, Öfen sowie Stab- und Kanteisen auch die meisten der Takenplatten – gusseiserne Platten, die bis ins 19. Jahrhundert hinein in Bauernhäusern als Bestandteil einer Takenheizung in eine Aussparung der Feuerwand zwischen Küche und Stube eingemauert wurden – hervorgegangen. Die Takenplatten waren nicht nur in der Eifel, sondern auch in Belgien, Frankreich und anderen Ländern beliebt.

Belegt ist, dass spätestens um 1450 eine Eisenindustrie im oberen Ahrtal ansässig war. Neben dem Werk in Ahrhütte entstand um das Jahr 1500 wohl eine zweite Hütte in oder um Antweiler. Das Eisen brachte nicht nur Geld ins Land, es sorgte zudem für Arbeitsplätze (auch für Waldarbeiter, Köhler und Fuhrleute) sowie „frisches Blut“: In Ahrhütte etwa stammten viele Hüttenarbeiter aus dem wallonischen Raum – Folge davon, dass die Herzöge von Arenberg mit dem niederländischen Raum verbandelt waren. Auch die Ärmsten profitierten von der Eisenindustrie: Sie suchten im Flussbett nach verrosteten Eisenschlacken, um sie zu verkaufen. Denn diese Abfälle der Hüttenwerke konnten als Schmelzmittel für die Bleiproduktion herhalten. Von ihren Eisenwerken Abschied nehmen mussten die Herzöge von Arenberg in Folge der Französischen Revolution: Fünf Eisenbergwerke, die zwei Eisenhütten in Ahr- und Stahlhütte und eine Eisenschneidmühle gingen ihnen verloren. Neue Herren über das Eisen wurden die Franzosen, die aber bald wieder verkauften: Die Hütten wurden Eigentum der ehemaligen Pächter.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die Eisenindustrie an der Ahr ihren Niedergang. Schlechte Straßenverhältnisse, hohe Transportkosten, veraltete Technik und Konkurrenz aus dem In- und Ausland machten den Betrieb unwirtschaftlich. Zu spät waren die Eisenhütten von der Eisenbahn erschlossen worden.

Zum Problem wurde auch das immer knapper werdende Holz, das zur Herstellung der Holzkohle benötigt wurde. Denn nur mithilfe von Holzkohle ließen sich in den Öfen die hohen Temperaturen für die Eisenschmelze erzeugen.

Als Relikt der Eisenproduktion an der Ahr ist bis heute kaum etwas geblieben. Als Letztes standen die baulichen Reste des Hüttenwerks in Ahrhütte. Als diese 1947 abgebrochen werden sollten, formierte sich Protest – zunächst erfolgreich. Die Bevölkerung dürfe wohl verlangen, „dass ein so tief mit der Geschichte und dem Namen des Ortes verbundenes Bauwerk in seinem jetzigen Zustand erhalten bleibt“, schrieb der damalige Pfarrer von Ahrhütte in einem Brief an den Amtsbürgermeister in Blankenheim.

Tatsächlich abgebrochen wurden die letzten baulichen Reste des Hüttenwerks dann erst im Jahr 1965. Und damit ging nicht nur ein jahrhundertealtes Wahrzeichen von Ahrhütte, sondern auch der letzte Zeuge der Eifler Eisenindustrie unwiederbringlich verloren. ⋌peo

Top-News aus der Region