Tradition im Wandel
Wird ein Mann bald Ahrweinkönigin?
Felix Lüdenbach hat eine Leidenschaft für Wein, war Weinkönig in Heimersheim und ist der erste männliche Kandidat für die Wahl der Ahrweinkönigin.
Hagen Hoppe

Seit 1949 wirbt die Deutsche Weinkönigin für die Branche. Jetzt wird der Wettbewerb geschlechterneutral. Unter den Bewerbern sind zwei Männer. Auch an der Ahr tritt mit Felix Lüdenbach erstmals ein männlicher Kandidat zur Wahl der Ahrweinkönigin an.

Viel Rückhalt aus dem Weinort

Im Ahrtal könnte es 2025 erstmals einen Weinkönig geben. Die diesjährige Ausschreibung für das Amt als Weinrepräsentant richtet sich an Frauen wie Männer. Damit bekommt Felix Lüdenbach als Kandidat am 6. Juni die Chance, das Anbaugebiet Ahr und seine Weine ein Jahr lang bei rund 150 nationalen und internationalen Terminen zu vertreten.

In Heimersheim stieß Felix Lüdenbach auf viel Rückhalt mit seinem Wunsch, den Weinort zu repräsentieren.
Beate Au
„Natürlich hatte ich damals große Angst vor den Reaktionen. Mir war bewusst, dass es Gegenstimmen geben könnte.“
Felix Lüdenbach zu seinem Amtsjahr als Weinkönig

Es war für ihn ein besonderer Moment, als Felix Lüdenbach als erster Weinkönig von Heimersheim 2024 proklamiert wurde. „Natürlich hatte ich damals große Angst vor den Reaktionen. Mir war bewusst, dass es Gegenstimmen geben könnte“, sagt er. Was ihm geholfen hat, war das Wissen um einen starken Rückhalt. „Es war klar, dass ich nicht allein gelassen werde mit negativen Äußerungen.“ Und dann sei er baff gewesen. Es gab überwiegend positive Resonanz und so viele Glückwünsche. „Wir können uns keinen Besseren in diesem Amt vorstellen.“ Solche Kommentare habe es nicht nur vom Weinfestveranstalter, dem Arbeitskreis „Wir für Heimersheim“ unter Vorsitz von Ex-Weinkönigin Mariella Cramer, gegeben, sondern auch von Bürgermeister Guido Orthen, für den seine Wahl keine Überraschung gewesen sei. Er habe sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt, so Lüdenbach.

Natürlich habe es Anfeindungen gegeben, nicht persönlich, aber im Internet. „Es gibt Menschen, die ein Problem damit haben, dass ich in eine Frauendomäne gegangen bin.“ Es gehe dabei vor allem um den nicht akzeptieren Rollentausch, der mit einer Tradition bricht, vermutet er. Doch in Zeiten, in Fachwissen und Persönlichkeit statt Liebreiz und ein schönes Dekolleté zählen, haben auch weibliche Weinköniginnen längst ein anderes Selbstverständnis von diesem Ehrenamt. Sie unterstützen Felix Lüdenbach. „Alle stehen hinter mir“, berichtet er. Und das ist für ihn besonders wertvoll. „Es wird viele Küchentischgespräche über mich gegeben haben“, vermutet er. Doch für ihn zähle, was die Weinköniginnen selbst dazu sagten.

Viele Termine hatte Felix Lüdenbach in seinem Amtsjahr als Weinkönig zu absolvieren.
Hagen Hoppe

„Am Ende geht es doch um Sympathie und Authentizität“, so Lüdenbach, der gut damit umgehen kann, wenn es auch andere Meinungen gibt. Es gebe so viele andere beliebige Gründe für eine Ablehnung: als Frau zu dick, kein Talent zum Reden, zu viel Dialekt beim Sprechen. „Und in meinem Fall wäre es dann eben das Geschlecht“, so Lüdenbach, der auch den Queer-Treff bei der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (Okuja) leitet. Seine Botschaft für Toleranz: „Ich werbe für Vielfalt. Jeder Mensch darf so sein, wie er will.“

Der Weg zu diesem Ehrenamt, dem der 28-jährige Erzieher neben seiner Leidenschaft für Karneval viel Freizeit schenkt, begann in seiner Rolle als Junker und damit als Weinbegleiter der Heimersheimer Weinkönigin in der Amtszeit 2023/2024. „Da habe ich gemerkt, wie cool dieses Ehrenamt ist“, erzählt er. Das Thema Wein fasziniere ihn ebenso wie das Winzerhandwerk, vor dem er großen Respekt hat: „Mit welchem Herzblut der Winzer seinen Wein in die Flasche bringt, ist einfach zu schmecken.“

Die Suche nach dem passenden Gewand

Das richtige Gewand für die repräsentativen Auftritte einer männlichen Weinmajestät zu finden, war dann gar nicht so einfach. „Wir haben im Internet nach Königsklamotten gesucht. Doch in einem mittelalterlichen Outfit mit Pumphose analog zum mittelalterlichen Weinfest in Heimersheim sähe so aus, als wäre ich als Karnevalsprinz unterwegs“, erzählt er. Und so wählte er zur Krone eine Kombination, die zum Feiern in der warmen Jahreszeit passt und trotzdem elegant, dem Amt angemessen, wirkt.

Von weiblichen Weinmajestäten akzeptiert zu sein, bedeutet Felix Lüdenbach viel.
Hagen Hoppe

Momentan bereitet er sich auf die Wahl der Ahrweinmajestät vor. Er liest sich nicht nur Wissen an, sondern besucht auch die Winzer und deren Betriebe. Bei der jüngsten Weinmesse in Bochum war er als Vertretung der Weinmajestäten dabei und hat dabei schon viel über andere Anbaugebiete gelernt. In Sachen Sensorik wird ihn Alexander Kohnen schulen, bevor er sich dann dem Wettbewerb stellt.

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