Veranstaltung Sachliche Diskussion beim Infotreffen in Oberdürenbach - Fakten zum Wald
Windradgegner im Brohltal formieren sich
Sie standen beim Infoabend in Oberdürenbach Rede und Antwort (Bild oben, von links): Gitta Greif-Werner, Thomas Mock, Marco Weber, Wolfgang Hurth, Johannes Bell, Lisa Dahr und Hubertus Reuter.
Hans-Josef Schneider

Oberdürenbach. „Wehret den Anfängen! Wenn mal drei Windräder stehen, dann kommen weitere dazu.“ Ein Argument von vielen, das bei einer Infoveranstaltung in Oberdürenbach zu hören war. Mehr als 100 interessierte Bürger waren in die Königsseehalle gekommen, um sich in dem von der Ortsgemeinde und der Gemeinschaft Pro Umwelt initiierten Treffen über die Möglichkeiten unterrichten zu lassen, warum und wie man sich gegen die geplanten Windkraftanlagen in der Gemarkung Dedenbach wehren kann und sollte.

Mehrfach wurde dazu aufgefordert, von der Möglichkeit der direkten Demokratie Gebrauch zu machen und bis zum 26. Januar eine persönliche Stellungnahme zur Planungsabsicht der Firma Windpark Brohltal GmbH & Co. KG zur beabsichtigten Errichtung von drei Windrädern abzugeben. „Je mehr ihre Bedenken äußern und ihre ablehnende Haltung zeigen, desto größer sind die Chancen, dass es nicht zum Bau der Anlagen kommt“, forderte Wolfgang Hurth als Sprecher der Gemeinschaft nicht nur die anwesenden Zuhörer auf, aktiv zu werden.

„Wir haben es dank unserer Einflussnahme geschafft, dass die Öffentlichkeit am Verfahren beteiligt wird, jetzt muss diese Gelegenheit auch dazu genutzt werden. Im späteren Verfahren wird dies nicht mehr möglich sein. Die Unterlagen sind inzwischen auf der Homepage der Verbandsgemeinde online einzusehen, Hilfestellung wird gern gewährt und entsprechende Musterbriefe stellen wir bei Bedarf zur Verfügung“, so Hurth.

Marco Weber, Mitglied des Landtags und Vorsitzender des Umweltausschusses, unterstützte diesen Appell. „Es ist Ihre Heimat, Ihre Landschaft, kämpfen Sie dafür, dass sie erhalten bleibt!“ Laut Weber haben viele Kommunen nur die möglichen Einnahmen im Blick und blenden dabei die negativen Auswirkungen völlig aus. „Wer glaubt denn, dass mit diesen drei Windrädern der Klimawandel aufzuhalten ist? Und denken Sie auch an den Wald, der in seiner jetzigen Form erhalten bleiben muss.“

Hierzu passen diese Zahlen: Die dauerhafte Rodungsfläche würde rund 26.000 Quadratmeter umfassen (das sind mehr als 25 Fußballfelder), für Aufbau und Logistik kämen noch mal 20.000 Quadratmeter hinzu, für die Zuwegung zusätzlich 14.500 Quadratmeter Wald. Bei einer Trassenbreite von 6,80 Meter müssten knapp 13.000 Quadratmeter Boden dauerhaft verdichtet und versiegelt werden.

Einflüsse auf Mensch und Natur war das Leitthema des Infoabends, der von Sachlichkeit und hoher Fachkompetenz geprägt war. Schon in der Einführung von Wolfgang Hurth wurde deutlich, dass sich die Gemeinschaft als lockere Initiative und bunt gemischte Gruppierung mit Bürgern aus verschiedenen Ortschaften bereits seit mehr als zwei Jahren Gedanken macht, wie man die geplanten Windräder verhindern kann. „Wir sind nicht ideologisch fixiert, wir sind nur gegen unsinnige Veränderungen“, versicherte der pensionierte Gymnasiallehrer. „Und das wollen wir mit sachlichen Argumenten tun und uns nicht von Emotionen leiten lassen.“ Der Verlauf der Veranstaltung und die Gastredner gaben ihm recht.

„Wir können das Klima nicht retten, wenn wir Natur zerstören“, sagte Gitta Greif-Werner vom Verein für Jagd, Natur und Umweltschutz. „Es muss Rücksicht genommen werden auf geschützte Vogel- und Wildarten. Aus Sicht des Artenschutzes leben wir in einem besonderen Kleinod. Daher fordern wir: Keine Windkrafträder im Wald und am Waldrand, keine Windkrafträder in Vogel- und Naturschutzgebieten.“

Thomas Mock, schon im September 2015 bei der ersten Infoveranstaltung dabei, nahm den Lärmschutz unter die Lupe. „Die neuen Standorte bergen neue Konflikte in sich. Die Anlagen sind lauter als uns jahrelang vorgemacht wurde“, ist der Rechtsanwalt überzeugt. Schall- und Lärmbelastungen müssten neu berechnet werden. Höhere Anlagen verursachten eine veränderte Ausbreitung des Schalls. Mock befürchtet zudem, dass die geltenden Pachtverträge relativ niedrig seien und dass die Einnahmen aus der Gewerbesteuer, unter anderem wegen Eigentümerwechsel, geringer ausfielen, als versprochen werde. Zu denken geben sollte, dass seit Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 bis heute 30.000 Windenergieanlagen errichtet, im gleichen Zeitraum aber 5 Millionen Geländewagen zugelassen wurden. „Für mich ist das ein Nullsummenspiel“, so Mock.

Die Verbandsgemeinde Brohltal habe sich schon früh in Sachen Windenergie positioniert, auch was die fraglichen Standorte angehe, informierte Bürgermeister Johannes Bell. Er wies auf den Beschluss des Verbandsgemeinderates aus dem Jahr 2014 hin, der am 14. Dezember mit großer Mehrheit erneuert wurde und in dem die bereits bekannten Vorbehalte erneut zum Ausdruck gebracht werden.

In der anschließenden Diskussion ging es um Fragen der Wirtschaftlichkeit, der Rückbauversicherung, des weiteren Verfahrensverlaufs, um seismografische Messungen, um Immobilienverlust und um befürchteten Eisschlag.

Es wurde darauf hingewiesen, dass Dedenbach dem Bau der Windräder zugestimmt habe, eine Entscheidung von Königsfeld noch ausstehe. Auf den Punkt brachte es abschließend jemand aus der Runde, als er behauptete: „Andere verdienen, wir haben den Schaden“, oder wie es auf einem Cartoon der Oberdürenbacher Künstlerin Petra Liemersdorf zu lesen ist: „Die einen stehn im Dunkeln und die anderen stehn im Licht.“

Von unserem Mitarbeiter Hans-Josef Schneider

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