Einsatzkräfte sind gefordert
Wieso Wanderer im Ahrtal immer wieder in Gefahr geraten
Immer wieder müssen gestürzte Wanderer aus der Felsformation Engelsley bei Altenahr gerettet werden.
FFW VG Altenahr/Martin Marhöfer

Es ist wieder passiert: Am Rosenmontag musste eine verletzte Person mit einem Hubschrauber aus der Felsformation Engelsley oberhalb von Altenahr geborgen werden. Das Ahrtal lockt mit alpiner Landschaft, doch das ist Fluch und Segen zugleich.

Die Bergretter der Feuerwehr waren an der Engelsley oberhalb von Altenahr wieder im Einsatz, und das nicht zum ersten Mal. Warum suchen Menschen dieses Risiko? Was bedeutet das für die Einsatzkräfte, und wie sollte man mit dieser Lust auf den Kick im Ahrtal umgehen? Die Überquerung der Engelsley im Ahrtal oberhalb von Altenahr ist in keinem Wanderführer zu finden, und es gibt auch keinen beschilderten Wanderweg. Trotzdem wird die alpine Gratwanderung über die Engelsley in zahlreichen Foren im Internet als berauschendes Erlebnis beschrieben – oftmals mit Folgen, die regelmäßig zu Einsätzen der Spezialeinheit Absturzsicherung der Freiwilligen Feuerwehren Kreuzberg und Altenahr führen.

„Die Überschreitung der Engelsley ist ein alpines Unterfangen und sollte nur von geübten Alpinisten unternommen werden“, ist beispielsweise auf dem Blog Profirouten zu lesen. „Mancher Klettersteig in den Alpen mit einem fest verankerten Drahtseil ist einfacher zu durchsteigen“, heißt es dort weiter. „Für mich war es die bisher schwerste Wanderung, die ich unternommen habe. Konditionell fordernd, und man muss Trittsicherheit mitbringen und schwindelfrei sein, um diese Runde zu überstehen“, schildert ein anderer Wanderkanal die Route. Also nichts für Ungeübte – das wird in zahlreichen Kommentaren betont.

 „Es gibt zwei Gipfel, einen Nord- und einen Südgipfel. Dazwischen wird es problematisch.“
Martin Marhöfer, Leiter der Spezialeinheit Absturzsicherung

Dementsprechend groß ist auch die Herausforderung für die Spezialeinheit Absturzsicherung, Verunglückte aus dem wild zerklüfteten Gebirge zu retten. Deren Leiter Martin Marhöfer berichtet, wie schwer es ist, sich einen Weg durch das Gelände zu bahnen. „Es gibt zwei Gipfel, einen Nord- und einen Südgipfel. Dazwischen wird es problematisch“, sagt er. Man befinde sich dort in einer Kuhle und habe in beiden Richtungen einen Aufstieg vor sich, um einen Gipfel zu überwinden. Es sei schwierig, sich hier selbst zu sichern. An Rosenmontag blieb aus seiner Sicht nur die Möglichkeit, einen Hubschrauber anzufordern. Es wäre nicht möglich gewesen, den Verletzten patientengerecht nach unten zu transportieren. Außerdem hätte eine solche Lösung die Einsatzkräfte gefährdet.

Der Rotweinwanderweg ist gut begehbar. Doch einige Passagen erfordern auch Konzentration.
Dominik Ketz

Seit 2015 gibt es die aus 22 Frauen und Männern bestehende Spezialeinheit der Feuerwehren in der Verbandsgemeinde Altenahr. Achtmal im Jahr trainieren sie solche Einsätze. Gefühlt sechsmal würden sie gebraucht, so Marhöfer, vor allem während der Wandersaison im Herbst und im Frühjahr. „Es gibt Wanderer, die sich selbst überschätzen und den Weg unterschätzen“, weiß Marhöfer. Das idyllische Ahrtal und seine Landschaft überraschen aber auch so manchen Nutzer des Rotweinwanderwegs. Auf einem Abschnitt zwischen Rech und Dernau ist an einer felsigen Engstelle ebenso Konzentration gefragt. Auch hier habe es schon Einsätze gegeben, weil Menschen vom Weg abgekommen seien, so Marhöfer.

Wanderwege im Fokus

Der Arbeitskreis Tourismus in der VG Altenahr hat das Thema Wegemanagement im Fokus, denn Wandern ist neben Wein ein Magnet für Touristen. Neofitos Arathymos, Bürgermeister von Altenahr und Mitglied des Eifelvereins, berichtet von dem Ziel, Wanderer mit verschiedenen Ansprüchen ohne böse Überraschungen dorthin zu lenken, wo sie auch hingehören. Das werde mit der Engelsley zwar nicht funktionieren, doch es gilt, auch spannende und anspruchsvolle Strecken, die das Ahrtal attraktiv machen, zu gestalten und sicherer zu machen. Nicht jeder Weg sei für alle geeignet.

Drei neue, entsprechend signifizierte Wanderwege unter diesem Aspekt gebe es bereits in Altenahr. Ob sich der Reiz, die Engelsley zu bezwingen, damit in Schach halten lässt, bleibt ungewiss. Sie als Aufstieg unter fachmännischer Begleitung als touristisches Highlight ins Programm aufzunehmen, wäre eine Idee. Jürgen Schwarzmann, Bürgermeister von Hönningen und Mitglied im Arbeitskreis Tourismus, glaubt, dass es sich vielleicht lohnt, darüber nachzudenken. Berge und Täler sind jedenfalls auch ein Arbeitstitel für die fünf Orte vor dem Tunnel, wo Pläne reifen, die Dörfer über bestehende Wege mit Potenzial wie der Felsformation Teufelsley zu verbinden.

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