Jugendwart und Trainer Markus Bleffert hofft, „dass der Antrag durchgeht“ und der Verein spätestens im nächsten Jahr gerade für die Jugend wieder Training und Wettbewerbe auf „richtigen“ Tennisplätzen bieten kann. Ohne eigene und wettbewerbsfähige Trainings- und Spielstätten als „Heimat“ sieht er schwarz für die Zukunft des einst erfolgreichen Vereins und des Tennissports an der mittleren und oberen Ahr.
Der Tennisklub im Sportverein Altenahr, der noch Judo, Laufen, Radfahren und Tischtennis im Angebot hat, wurde 1976 gegründet. Die ersten beiden Plätze auf der eigenen Anlage an der Landspitze gegenüber dem Straßentunnel und der „Blechkatze“ wurden 1982 gebaut. 1993 kam ein dritter Platz dazu. Zum Areal gehörten ein Klubhaus mit Küche und Versammlungsraum, Umkleiden sowie Toiletten und Duschen. Ein kleiner Spielplatz für Familien mit Kindern, die noch nicht Tennis spielen, sowie ein Bolzplatz ergänzten das Freizeitangebot auf dem von großen Bäumen beschatteten Gelände.
„Wir brauchen eine Vereinsheimat.“
Markus Bleffert
Die Zufahrt führte vor dem Tunnel an der „Blechkatze“ rechts und am Fuße der mächtigen Schieferfelsen vorbei bis ins Langfigtal und zur Jugendherberge. In Höhe der Tennisanlage ging es über eine Ahrbrücke zu den Parkplätzen am anderen Ufer. Nahe vorbei verliefen im Norden auf ihrer Trasse zudem die Schienen der Ahrtalbahn.
Die Flut hat an dieser markanten Stelle, an der der Fluss auf steile Felswände stößt und deshalb extrem in einer Kehre nach Südwesten ins Langfigtal abgeleitet wird, extrem gewütet. Alles wurde zerstört: die Zufahrt und die Brücke, die Zäune, die Gebäude, die drei Ascheplätze und die Begrünung bis auf einige große Bäume in Ahrnähe. Durch die Flut und die „Beräumung“ des Langfigtales entstand auf dem Klubgelände, das derzeit vom Bahnhof aus über die ehemalige Bahntrasse zu erreichen ist, eine meterhohe Schutt- und Ahrkiesdeponie, deren Ablagerungen zuletzt auf ihre Schadstoffbelastung untersucht wurden.
Angebote für Kinder müssen nah und regelmäßig sein
Markus Bleffert und seine Mitstreiter bieten ihr Bewegungstraining für Kinder und das Jugendtraining im „Sportzelt“ in Altenburg als einziger Sportstätte weit und breit neben der Halle in Ahrbrück an. Am Wochenende trainieren sie mit den Kindern und Jugendlichen, kämpfen gleichzeitig für den Wiederaufbau.
Denn Bleffert, Grundschullehrer in Burgbrohl und als Fachberater für den Schulsport im Kreis zudem Mitglied im Sportstättenausschuss, weiß, dass nur regelmäßige und möglichst wohnortnahe Angebote die Kinder und Jugendlichen sowie ihre Familien binden. Und nur so einen Verein am Leben erhalten. „Lange Hängepartien und lange Zeiten ohne Sportstätten und gemeinsamen Sport werden Vereine töten“, blickt der Pädagoge mit Sorgen auf die Lage an der Ahr. Zudem warnt er vor Bewegungsmangel, da nur wenig Schulsport möglich ist.
Bleffert reist mit seinem U 12-Team als „Charity-Truppe“ durch die Region und sammelt fleißig Spenden. TV-Magazine wie „Akte 2021“, der „Länderspiegel“ oder die ZDF-„Logo“-Kindernachrichteten berichteten über die schwierige Situation des Tennisklubs und gerade der drei Kinder der Familie Bleffert, die selbst im schwer flutbetroffenen Reimerzhoven lebt. „Das brachte uns eine große deutschlandweite Unterstützung ein“, bilanziert der Vereinsmensch.
Bis zu 200 Mitglieder hatte der Klub in seinen besten Jahren, stellte drei Herrenteams und das komplette Jugendprogramm von U 9 bis U 18. Derzeit gibt es neben der U 12, die in Rheinbrohl trainiert und spielt, noch ein Herren-40-Team, das in Linz auf der anderen Rheinseite seine Heimspiele austrägt. „Wir brauchen eine Vereinsheimat“, wiederholt Trainer Bleffert.
Dabei geben sich die Altenahrer Tennisspieler überaus bescheiden, wie ihr Bauantrag zeigt. Der sieht eigentlich direkt an der Ahr nur drei Ascheplätze von je 36 mal 17 Metern vor, eventuell Flutlicht. Ein Architekt hatte vorgeschlagen, mittendrin für Zuschauer eine „Verweiltreppe“ zu bauen als „Aussichts- und Kommunikationsplattform“ aus Eiche. Zugleich „als Symbolik für Kraft, Kampf und Beständigkeit“. Ein solcher Bau oder gar Gebäude werden nicht genehmigt, Zäune müssen bei Hochwasserwarnung schnell demontierbar sein, damit sich nichts verfängt und staut.
Altenahr hat keine Alternativfläche
Es muss von der Landzunge noch einiges an Kies abgefahren werden, denn die Plätze sollen „auf Ursprungsniveau“ errichtet werden, wie die für die Hochwasserauflagen zuständige Genehmigungsbehörde SGD Nord festgesetzt hat. Die braucht noch ein hydrologisches Gutachten zur Anlage, die aus Behördensicht wohl eigentlich nicht mehr dorthin gehört. „Aber wir haben in Altenahr keine andere Fläche“, beschreibt Bleffert die Lage.
Abgesichert ist das Projekt im Maßnahmenplan der Verbandsgemeinde. Dort wird der Schaden an der Tennisanlage mit 1,69 Millionen Euro beziffert; für weggerissene Wege und die Brücke sind 2,39 Millionen Euro angesetzt. Und noch ein dicker Millionenposten findet sich im Plan: Dort stehen 648.000 Euro für das zerstörte Gebäude und 2,27 Millionen Euro für den ebenso zerstörten Tennisplatz des SV Blau Gelb ahrabwärts in Dernau.
Ob ein Wiederaufbau für den nicht versicherten Tennisklub Altenahr zu 100 Prozent aus der ISB-Wiederaufbauhilfe bezahlt wird, weiß Markus Bleffert noch nicht. Erst wenn der Bauantrag genehmigt ist, kann ausgeschrieben werden, und erst dann kommen die Kosten auf den Tisch. Damit der Bau dann schneller beginnen kann, hat der Klub seine Spendendose gut gefüllt. „Voraussetzung für alles ist die Genehmigung“, hofft der Sportfunktionär auf die Unterstützung durch die Behörden.