Coronavirus verändert alles: Kirchen im Kreis Ahrweiler reagieren auf die Situation - Priester zelebrieren Messe ohne die Gläubigen
Wie Seelsorger ihrer Gemeinde nahe sein wollen
Die Kirchen bleiben geöffnet. Ein stiller Ort für Gebet und Andacht wurde beispielsweise in der St. Laurentiuskirche in Ahrweiler hergerichtet. Foto: Vollrath
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Kreis Ahrweiler. Das Coronavirus legt auch das Kirchenleben im Kreis Ahrweiler zunehmend auf Eis. Vorerst gibt es weder Gottesdienste noch Andachten, Hochzeiten und Taufen. Erstkommunionen und Konfirmationen werden verschoben. Und auch für den Ostergottesdienst gibt es kaum mehr Hoffnung. Doch wie schaffen es die Seelsorger, ihrer Gemeinde trotzdem nahe zu sein in diesen schwierigen Zeiten?

„Es verändert sich alles. Wir als Kirche sind nicht untätig, sondern überlegen, wie wir jetzt gerade den Menschen nahe sein können und helfen können, diese Krise gut durchzustehen“, so Dechant Jörg Meyer aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Priester feiern weiter Messe auch ohne Gemeinde vor leeren Kirchenbänken. In St. Laurentius und in Rosenkranz wird jeden Tag von 17 bis 18 Uhr für eine besondere Gruppe gebetet. Am Mittwoch, 25. März, zum Beispiel für alle, die krank sind und sich infiziert haben mit dem Coronavirus. Persönliche Krankenbesuche müssen wegen der Gefahr einer Ansteckung der alten und kranken Menschen unterbleiben. Stattdessen halten die Seelsorger telefonisch und über soziale Netzwerke Kontakt. Zusätzlich ist in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Telefonhotline eingerichtet. „Es gibt noch etliche andere Ideen, zum Beispiel eine Telefonpartnerschaft, bei der Menschen sich verabreden, möglichst täglich miteinander zu telefonieren. Hier sind wir weiter im Gespräch und in den Planungen“, so Meyrer. Außerdem sind die Kirchengemeinden eingebunden in die Organisation eines Einkaufsservice für Risikogruppen. Die Kirchen bleiben, soweit es keine weiteren Anordnungen durch Behörden gibt, weiter geöffnet für das persönliche Gebet, um eine Kerze anzuzünden, um zu verweilen und die Sorgen abzulegen. Wie wir Ostern feiern? „Da denken wir derzeit an eine Beleuchtung der Kirchen, Laserpointer am Himmel, gemeinsames Glockenläuten oder Orgelspiel, das aus der Kirche dringt.“

In dieser Zeit an der Seite der Menschen zu sein, das ist auch für die katholische Pfarreiengemeinschaft Remagen wichtig, auch wenn alle kirchlichen Veranstaltungen abgesagt und kirchlichen Gebäude und Einrichtungen geschlossen sind und das Pfarrbüro in diesen Tagen nur telefonisch und per Mail erreichbar ist. „In pastoralen und seelsorglichen Fällen stehen wir natürlich gerne zu Verfügung. Wer ein Anliegen hat oder seelsorgliche Betreuung braucht, soll sich melden“, informieren Pfarrer Frank Klupsch und das Seelsorgeteam. „Weiterhin begleiten wir auch schwerkranke oder sterbende Menschen mit den heiligen Sakramenten.“ Alle Gläubigen sind eingeladen, sich zu den normalen Gottesdienstzeiten im Gebet geistig zu beteiligen. „Natürlich besteht aber auch zu Hause die Möglichkeit, gerade auch den Sonntag zu heiligen. Das zweite Vatikanische Konzil bezeichnet die Familie sogar als ,Hauskirche‘. Im Internet finden sich die Tageslesungen und auch geistliche Impulse dazu“, so Klupsch. Auch in der Pfarreiengemeinschaft Sinzig werden Kooperator Frank Werner und Kaplan Thomas Hufschmidt die Messen ohne Öffentlichkeit feiern. Die Seelsorger und die Gemeindereferentin Sabine Mombauer sind telefonisch im Pfarrbüro unter Tel. 02642/977 10 erreichbar. „Jeden Abend um 19.30 Uhr werden in allen Kirchen die Glocken läuten als Zeichen dafür, dass das Gebet in unseren Kirchen gerade jetzt aufrechterhalten wird“, heißt es in einer Pressemitteilung der Pfarreiengemeinschaft. An Ostersonntag und Ostermontag wird es in allen Kirchen um 11 Uhr das feierliche Ostergeläut geben. Die besonderen Tage der heiligen Woche sollen in den Kirchen sichtbar sein. So werden an Palmsonntag geweihte Palmzweige in Körben in den Kirchen stehen. An Karfreitag steht das Kreuz vor dem Altar zu einer persönlichen Kreuzverehrung. An Ostersonntag und Ostermontag werden in den Kirchen neben dem Blumenschmuck die Osterkerzen brennen.

Keine Gottesdienste, keine Chorproben, kein Konfirmandenunterricht – auch die evangelische Kirchengemeinde in Bad Neuenahr hat sich auf den Ausnahmezustand eingestellt. „Wir überlegen, ein Angebot zu schaffen, indem wir Andachten schreiben und sie auf die Internetseite stellen“, so Wilfried Glabach, der als Krankenhausseelsorger momentan besonders damit konfrontiert ist, was Menschen bewegt. „Es ist die Angst, wie es weitergeht und um diejenigen, die zur Risikogruppe gehören“, so Glabach. „Die Klinikleitung im Krankenhaus Maria Hilf will, dass weiterhin Seelsorge stattfindet“, so Glabach. Es gibt hier täglich auch eine Andacht, die auf die Zimmer übertragen wird.

Pfarrer Thomas Rheindorf von der evangelischen Kirchengemeinde stand am Freitag die erste Beerdigung unter verschärften Bedingungen bevor. Diese dürfen noch nur im allerengsten Familienkreis stattfinden, möglichst unter freiem Himmel und in der Trauerhalle nur, wenn für ausreichend Belüftung gesorgt ist. Und auch darauf muss sich die Trauergesellschaft einstellen. Beileidsbezeugungen am Grab und Umarmungen, darauf müssen die Angehörigen verzichten.

Von unserem Redakteurin Beate Au

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