Kreis Ahrweiler. Eine Welle der Hilfe schlägt den Flüchtlingen im Kreis Ahrweiler entgegen. Sie in die richtigen Bahnen zu lenken, ist eine Mammutaufgabe für die Kommunen. Der hauptamtliche Mitarbeiter der Ökumenischen Flüchtlingshilfe, Hans-Joachim Dedenbach, weiß: „Jede Anlaufstelle wird innerhalb des bereits bestehenden Netzwerks auf andere Institutionen und organisierte Ehrenamtliche in diesem Bereich angewiesen sein.“
Er warnte aber vor blindem Aktionismus. Denn von einem unkoordinierten Ansturm hilfsbereiter Menschen überfallen zu werden, ergebe keinen Sinn.
Welche Hilfe ist jetzt sinnvoll? Für die Flüchtlinge, die am Samstag in der Ahrweiler Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) angekommen sind, gilt: Sie bekommen eine Grundausstattung. „Das Abgeben von Kleidung, Lebensmittelspenden oder Spielsachen und auch Besuche in der AKNZ ergeben keinen Sinn“, sagt Dedenbach. Hilfreich sind Geldspenden, die von der Ökumenischen Flüchtlingshilfe entgegengenommen werden, um zum Beispiel Unterwäsche oder passende Schuhe zu kaufen. „Viele waren nur mit Flip-Flops unterwegs“, erläutert Dedenbach. Aus dem ehrenamtlich geführten Gebrauchtkleiderladen Petras Lädchen in Bad Neuenahr war zu hören, dass Herrenschuhe, gut erhaltene Winterkleidung, vor allem für Kinder, und Rucksäcke gebraucht werden. In Petras Lädchen, bei der AWO in Remagen und im Sozialkaufhaus Lisa in Remagen können für die Flüchtlinge in der AKNZ Spenden abgegeben werden.
Für die im Ahrkreis bereits lebenden Flüchtlinge haben sich bereits viele helfende Netzwerke formiert, die den Bedarf im Auge haben. Das ehrenamtliche Flüchtlingsnetzwerk Bad Neuenahr-Ahrweiler bekommt jeden Tag 40 bis 50 E-Mails von Menschen, die helfen wollen. Kleiderspenden gibt es hier inzwischen genug. Aus der Gemeinde Grafschaft kommt die Information, dass insbesondere kleinere Beistellmöbel und Küchen nützlich wären. Überall dringend gesucht: Wohnraum. Anlaufstelle sind die jeweiligen Verwaltungen. Miete und Nebenkosten werden von Stadtverwaltung und Kommunen beziehungsweise dem Jobcenter übernommen.
Wohin mit Sachspenden? Wenn es um Sachspenden geht, arbeitet das Flüchtlingsnetzwerk in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit dem Sozialkaufhaus Lisa in Remagen, Petras Lädchen in Bad Neuenahr (Kleidung und Haushaltgeräte), und dem Unterstützungsverein Dr.-Ehrenwall'sche-Klinik (Secondhand-Kleidung) zusammen, da – wie fast überall – Unterbringungsmöglichkeiten fehlen. Mangels Lagerräumen funktioniert das Verteilen in der Verbandsgemeinde Adenau wie eine Börse, wo ein Angebot erst mal auf eine entsprechende Nachfrage treffen muss. Hier koordiniert Claudia Baur die Anfragen, arbeitet dabei auch mit dem Sozialkaufhaus Rias Fundgrube und dem Markt für Leib und Seele zusammen.
In der Grafschaft und in der Verbandsgemeinde Altenahr werden Möbel ebenfalls nach dem Börsenprinzip vermittelt und bei Bedarf abgeholt. Sachspenden können hier nicht abgeben werden. Bei Kleidung verweist auch die Verwaltung in Bad Breisig an Petras Lädchen in Bad Neuenahr oder das Sozialkaufhaus Lisa in Remagen. Bei der Caritas in Bad Breisig besteht ebenfalls die Möglichkeit, Kleider abzugeben. Das Café International im Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde Sankt Marien (Bachstraße, neben der Kirche Niederbreisig) legt ab und an Kleidung aus, die Flüchtlinge, die hier erscheinen, einfach mitnehmen können.
In der Stadt Sinzig läuft die Organisation von Sachspenden über das Sozialkaufhaus Lisa. Gleiches gilt für Remagen. Kleidung nimmt die Fundgrube der Arbeiterwohlfahrt in Remagen entgegen. Im Brohltal wurden in den Pfarrbüros in Niederzissen und Burgbrohl Kinderkleiderkammern eröffnet, wo auch Spielsachen abgegeben werden können. Angemeldete Möbel werden nach Bedarf abgerufen.
Wohin wenden sich Kümmerer? Im Kreis Ahrweiler gibt es das Willkommenspatenprojekt des Caritas-Migrationsdienstes, das ehrenamtliche für diese Aufgabe kreisweit qualifiziert und dabei auch mit den vielen sozialen Netzwerken in den Kommunen zusammenarbeitet. Innerhalb des Flüchtlingsnetzwerks in Bad Neuenahr-Ahrweiler hat sich neben anderen Gruppen außerdem das Team „Sprache und Begleitung“ formiert. Es hilft Flüchtlingen beim Zurechtfinden in der neuen Umgebung. Diese Begleiter können in unterschiedlichen Bereichen tätig werden, zum Beispiel bei der Begleitung zu Behörden, lebenspraktischer Unterstützung, beim Kontakt zu Vermietern, Schule, Kita oder bei der Suche nach passenden Vereinen. Das Team Begleitung arbeitet mit dem Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr zusammen, sodass seitens des Caritasverbands Versicherungsschutz besteht und kontinuierliche Begleitung während der Patenschaft.
In Adenau koordiniert Claudia Baur die Anfragen für Leihpaten und leitet sie an die Projektgruppe weiter, die sich innerhalb der Initiative „Ich bin dabei“ gebildet hat. In Altenahr können sich freiwillige Paten bei der Kommune melden. Vernetzung ist ein großes Thema beim Kanalisieren der Hilfe. In Remagen hat sich dafür der Arbeitskreis Asyl gegründet. Im Brohltal sind innerhalb der katholischen Pfarreiengemeinschaft Arbeitskreise mit ehrenamtlichen Kümmerern aktiv.
Von unserer Redakteurin Beate Au