Schauspieler zu sein, ist vor allem für viele junge Menschen der Traumberuf schlechthin. Auch für Maia Büchel aus Bad Bodendorf. Sie setzt ihren Traum in die Realität um. Die 20-Jährige besucht seit August 2022 die renommierte Schauspielschule „Der Keller“ in Köln und ist bereits im dritten Ausbildungsjahr. Damit hat sie alle Chancen auf ihrer Seite, so richtig durchzustarten. Denn sie befindet sich in bester Gesellschaft. Schließlich haben auch Größen wie Heiner Lauterbach, Annette Frier, Gudrun Landgrebe oder Til Schweiger, um nur einige Beispiele zu nennen, ihre Ausbildung in der Schauspielschule absolviert, die vor 70 Jahren vom S chauspielerpaar Marianne Jentgens und Heinz Opfinger gegründet wurde.
Episodenhauptrolle in der ZDF-Serie „Bettys Diagnose“
Erste Erfahrungen vor der Kamera hat die junge Bad Bodendorferin schon gesammelt. 2021 erhielt sie eine Hauptrolle in der Episode „Zusammenhalt“ der ZDF-Serie „Bettys Diagnose“, die 2022 ausgestrahlt worden ist. Zudem stand sie für die Kurzfilme „Pura Vida Ibiza“ des Regisseurs Jens Schillmöller und „Zur gleichen Zeit am selben Ort“ von Laura Hochgeschurz vor der Kamera.
Aktuell ist sie unter der Regie von Ronny Miersch auf der Bühne in Max Frischs Stück „Der Mensch erscheint im Holozän“ zu sehen. Sie spielt die Produktion, die für den Kölner Theaterpreis nominiert ist, mit fünf weiteren Schauspielern. Zu sehen ist das Stück in der „TanzFaktur“, Siegburger Straße 233w, in Köln.
Schwieriger Start in der Theater AG des Sinziger Rhein-Gymnasiums
„Die Schauspielerei fand ich schon immer cool, bereits als ich klein war und Kinderserien geschaut habe. Aber damals kam mir gar nicht in den Kopf, dass ich das auch machen könnte“, erzählt Maia Büchel. „Ich hatte gedacht, dass die Eltern dafür auch Schauspieler sein müssten“, sagt sie. Darüber hinaus sei sie der Überzeugung gewesen, sowieso nicht an ein Casting zu kommen wegen ihres dörflichen Wohnorts.
Schauspielen wollte sie trotzdem. Deswegen suchte sie sich als weiterführende Schule das Rhein-Gymnasium in Sinzig aus - wegen der Theater AG. Allerdings musste sie in der fünften Klasse zunächst eine Schlappe einstecken, weil sie das Casting versemmelte und nicht genommen wurde. „Das war ganz schön niederschmetternd. Aber ich war so schüchtern und introvertiert und habe mir nichts zugetraut“, meint sie rückblickend. Aufgeben wollte sie aber nicht und wagte einen zweiten Versuch in der sechsten Klasse. Diesmal mit Erfolg.

Allerdings musste sie sich zunächst mit einer Statistenrolle zufriedengeben. „Später habe ich dann größere Rollen bekommen. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Und so bin ich dabeigeblieben.“ Parallel wuchs und wuchs in ihr der Wunsch, Schauspielerin zu werden. „Aber ich habe mich nie getraut, das auszusprechen“, erinnert sich Büchel. Das jedoch war nicht von Dauer. Einige Zeit später fasste sie sich ein Herz und weihte Eltern und Freunde in ihre Pläne ein. „Ich wollte Schauspielerin werden - nicht nach der Schule, sondern sofort“, erzählt die Bad Bodendorferin.
Anfangs suchte sie nach offenen Castings. Das aber habe nicht richtig gefruchtet, meint sie. „Dann habe ich gelesen, dass man, wenn man anfängt, eine Agentur braucht“, erzählt Maia Büchel. Sie machte sich also im Alter von 15 Jahren auf die Suche und stieß auf die Kölner Agentur „Momo“. Doch bis sie den Mumm hatte, sich dort zu bewerben, ging einige Zeit ins Land. „Das hat alles lange gedauert, weil ich mich nicht getraut habe. Ich hatte ja gar keinen Plan, und niemand aus meiner Familie kam aus der Richtung der Schauspielerei“, sagt sie. Schließlich wagte sie doch den für sie großen Schritt und bewarb sich mit den Fotos, die ihre Mutter von ihr im heimischen Garten gemacht hatte.
Zügige Einladung zum ersten Casting
Und dann kam die ersehnte Antwort per E-Mail: Die Agentur könne sich eine Zusammenarbeit eventuell vorstellen. Maia bekam eine Szene zugeschickt, die sie spielen und zurücksenden sollte. Es folgten Monate des Wartens, bis die erlösende E-Mail der Agentur kam: Maia Büchel wurde die Aufnahme zugesagt. „Das hat meinem Selbstbewusstsein richtig gutgetan“, sagt sie. In der Agentur in Köln wurden dann professionelle Fotos von ihr gemacht und ein Demoband erstellt. „Ein paar Wochen später ging alles online. Das war an einem Montag, das weiß ich noch ganz genau“, erzählt Büchel.
Denn nur einen Tag später informierte sie die Agentur, dass sie zu einem Casting eingeladen sei. „Zwei Tage hatte ich Zeit, meine Bewerbung einzureichen. Und wieder hatte ich keinen Plan und einfach drauf losgespielt“, sagt die Bad Bodendorferin. Dann hieß es wieder warten, warten, warten. Ein paar Tage vor dem besagten Zeitraum glaubte Maia Büchel nicht mehr daran, ausgewählt zu werden, und rechnete mit einer Absage. Doch weit gefehlt: An ihrem 17. Geburtstag flatterte die Zusage ins Haus. „Die erste Castinganfrage hatte geklappt, und zweieinhalb Wochen später war ich am Set und hatte die Episodenhauptrolle für ,Bettys Diagnose“, berichtet Maia Büchel, und dabei strahlen ihre Augen immer noch. „In diesem Moment wusste ich: Ich kann es schaffen mit viel Arbeit und Geduld“, sagt sie.

Aber was sollte nun der nächste Schritt sein? Maia Büchel entschloss sich, ein Praktikum in einer Schauspielschule zu machen. Allerdings grätschte Corona dazwischen. Das Praktikum fiel ins Wasser und war dann an der Schule, die sie sich ausgesucht hatte, auch nicht mehr möglich. „Ich wollte es aber trotzdem machen und bin dann auf den Keller gestoßen“, sagt sie. Zwei Wochen lang durfte sie dort in den rheinland-pfälzischen Sommerferien den neuen ersten Jahrgang begleiten und auch beim Unterricht mitmachen. „Das hat mir so gut gefallen, dass ich am liebsten gleich da geblieben wäre, anstatt wieder in die Schule in Sinzig zu müssen“, erinnert sich Maia Büchel.
Für sie stand fest: „Ich will eine Ausbildung zur Schauspielerin machen.“ Und zwar sofort. Rückhalt dafür gab es von ihren Eltern, die ihr von Anfang an unterstützend zur Seite standen. Die Abmachung: Wird Maia von der Schauspielschule der Keller genommen, darf sie das Gymnasium nach der zwölften Stufe zu verlassen. Klappt es nicht, sollte sie erst mal Abitur machen. Damit stand gleich die nächste Hürde an: die Aufnahmeprüfung des Kellers, ihrer Traumschule, wie sie betont, zu meistern. Drei Monologe musste sie vorbereiten sowie ein Lied. „Da bin ich echt an meine Grenzen gestoßen und hatte wieder keinen Plan“, sagt Maia Büchel. Aber aufzugeben? Das war keine Option. Sie recherchierte im Internet, kaufte sich Monologbücher und übte fleißig zu Hause. Was ihr sehr geholfen habe, seien die Tipps gewesen, die ihr damalige Schüler aus dem ersten Jahrgang gegeben hätten, zu denen sie durch ihr Praktikum Kontakt geknüpft hatte. Ein weiterer Vorteil war, dass sie auch schon die Dozenten kannte.
Schauspielausbildung im renommierten Keller in Köln begann im August 2022
Am 12. Juni 2022 war der große Moment: die Aufnahmeprüfung. Die Konkurrenz war groß. Allein an diesem Tag gab es mehrere Gruppen mit jeweils zwölf Bewerbern, und das waren bei Weitem nicht die einzigen Termine. Doch Büchel konnte sich durchsetzen und im August 2022 mit ihrer Schauspielausbildung beginnen.
Was aber wünscht sie sich für die Zeit danach? „Man kann die Zukunft als Schauspieler nicht planen. Ich hoffe auf Casting-Anfragen“, sagt sie. Mittlerweile macht ihr Theater genauso viel Spaß wie Fernsehen. Den Traum von Hollywood indes hegt sie überhaupt nicht. „Der deutsche Raum würde mir reichen - auch wegen des Privatlebens“, sagt sie und ergänzt augenzwinkernd: „Aber natürlich würde ich nicht Nein sagen, wenn Hollywood anrufen würde.“ Für sie gelte jedoch: „Ich konzentriere mich lieber auf das Hier und Jetzt.“
„Der Mensch erscheint im Holozän“ ist noch bis ins nächste Jahr hinein in Köln zu sehen. Weitere Infos gibt es unter https://theater-der-keller.de/programm/der-mensch-erscheint-im-holozaen
Erstmals Solomariechen bei der KG Rievkooche
Maia Büchels Heimat Bad Bodendorf ist ihr nach wie vor wichtig. Zwar wohnt sie mittlerweile in Köln, kommt aber jedes Wochenende nach Hause - und tanzt in dieser Session sogar erstmals als Solomariechen bei der KG Rievkooche. „Ich habe mit vier Jahren Ballett gelernt und mit sieben Jahren Garde- und Showtanz. Ich bin also mit der Bühne aufgewachsen“, sagt sie. Als Maia Büchel dann angeboten hatte, als Solomariechen für die KG zu tanzen, sei sie sofort auf offene Ohren gestoßen. „Und wenn es zeitlich geht, würde ich das auch gern weitermachen“, blickt Büchel über die aktuelle Session hinaus. sm