36 Grad um 13 Uhr
Wie die Menschen im Kreis Ahrweiler der Hitze trotzen
Udo Schmitz ist seit dieser Saison der Pächter des attraktiven Freibads in Ahrweiler. Normalerweise öffnet er mittwochs erst um 14 Uhr. Da sich aber eine halbe Stunde vorher eine lange Schlange der Badelustigen vorm Eingang eingefunden hatte, machte er das Tor früher auf. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge

Wie heiß ist das denn? Im Kreis Ahrweiler haben die Temperaturen heute wie auch in vielen anderen Orten im Land Höchstwerte jenseits der 30 Grad erreicht. Wie lässt sich das aushalten? Wir haben einige Hitzeherde im Kreis besucht.

Lesezeit 6 Minuten

Rekordhitze ohne neuen Hitzerekord: Am bisher heißesten Tag des Jahres hat die Wetterstation 3490 des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vermutlich ihren Bundes-Jahres-Rekordwert von 36,5 Grad vom Jahr 2024 nicht geknackt. Sie steht auf dem Gelände der ehemaligen Weinbauschule an der Walporzheimer Straße in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Bauer Willi vom Wilhelmsdorf in der Ahraue zwischen Sinzig und Bad Bodendorf musste eher als geplant in den Mähdrescher mit allerdings klimatisierter Kabine steigen: Die Erbsen fürs Hühnerfutter sind vier Wochen früher als üblich reif fürs Dreschen. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge
Udo Schmitz ist seit dieser Saison der Pächter des attraktiven Freibads in Ahrweiler. Normalerweise öffnet er mittwochs erst um 14 Uhr. Da sich aber eine halbe Stunde vorher eine lange Schlange der Badelustigen vorm Eingang eingefunden hatte, machte er das Tor früher auf. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge
Georg Schürer hat an heißen Tagen einen der coolsten Jobs. Er führt Gruppen durch die Dokumentationsstätte Regierungsbunker bei Ahrweiler. In der Anlage, im "kalten Krieg" gebaut, herrschen aktuell nur zwölf Grad. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge
Das nicht geeichte Laien-Thermometer zeigt am 2024er-Rekord-Messpunkt des Deutschen Wetterdienstes auf dem Gelände der ehemaligen Weinbauschule in Ahrweiler in der Walporzheimer Straße unterhalb von Hohenzollern bereits am Mittag 39,2 Grad an. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge
Kawa Nader, der "Döner-Mann" aus dem Imbisswagen "Posten sechs" an der Rotweinstraße in Dernau, hat bei diesen Temperaturen tagsüber wenig zu tun. Und wenn drinnen der Drehspieß überm Gasfeuer läuft und die Fritteuse pruzzelt, dann wird's für ihn noch heißer. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge
Die Arbeiter einer Firma aus Wuppertal sind nur eine Woche im Ahrtal. An der Bahn-Brücke vor dem Saffenburgtunnel montieren sie die Armierung für das Widerlager, dass am Freitag gegossen werden soll. Da heißt es: durcharbeiten trotz Hitze. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge
Adrian Krasniqi und seine Familie bewirten die Gäste im Kiosk an der Sommerrodelbahn in Altenahr. Unter der Woche sowieso und bei der Hitze erst recht ist wenig los. Sie hoffen aufs Geschäft in den Ferien. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge
Thorsten Trütgen ist einer der etwa zwei Dutzend Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Altenahr, die nach der Flutkatastrophe ihren Arbeitsplatz anstelle des flutgeschädigten Rathauses in einer Zelthalle am Rossberg gefunden haben. Verdunkelung und Ventilatoren halten 28 Grad. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge
1 / 8

2024 gab es dort laut DWD deutschlandweit unter allen Temperaturmessstandorten den höchsten Jahreswert mit 36,5 Grad, gemessen um 14.50 Uhr. Der Tageshöchstwert am Mittwoch lag nun bei 36,3 Grad um 13 Uhr. Es ist davon auszugehen, dass es an anderen Orten im Messgebiet und damit in der Bundesrepublik höhere Temperaturen gegeben hat. Der Jahres-Hitzerekord könnte damit futsch sein. Dennoch war es ein enorm heißer Tag im Kreis.

Auf der Sommerrodelbahn in Altenahr ist unter der Woche und angesichts der Hitze wenig los. Adrian Krasniqi und seine Leute sind froh, dass weniger Gäste kommen, da es bei solchen Temperaturen schon eine Herausforderung ist, Pommes heiß zu frittieren. Das sehen auch Kawa Nader und sein Chef vom Imbisswagen „Posten sechs“ an der Rotweinstraße in Dernau so.

VG Altenahr setzt auf Wasserspender

In der Zelt-Halle oberhalb von Altenahr, seit der Flutkatastrophe neben dem Hotel am Rossberg das Übergangsquartier der Verbandsgemeindeverwaltung, helfen Verdunkelung und Ventilatoren in den Büros. Die „betriebliche Gesundheitsfürsorge“ habe zudem für Wasserspender „mit Kohlensäure auf Knopfdruck“ gesorgt, heißt es von der VG-Verwaltung.

Hart im Nehmen und Aushalten von Extremtemperaturen sind offenbar die Arbeiter auf den Baustellen der Ahrtalbahn. Egal, ob an den Brücken über den kühlenden Fluss, auf freier Strecke oder in den kühleren Tunneln – gearbeitet wird überall. Es wird betoniert, armiert, montiert, gebaggert, geschaufelt und abgefahren. Getränkeflaschen und -kisten zeigen, das viel getrunken wird. Sicherheitsschuhe, Helm und Warnweste werden pflichtgemäß getragen. Die Kleidung darunter ist dagegen eher licht. Klimatisierte Lkw- und Baggerkabinen erleichtern die Arbeit etwas.

„Zwölf Grad haben wir hier drinnen.“
Heike Holunder von der Rezeption des Regierungsbunkers. Dort war es schön kühl.

„Gut, dass ich meinen Pulli mitgenommen hatte“, sagt ein junger Mann, der mit weiteren jungen Leuten auf dem Rückweg von der Dokumentationsstätte Regierungsbunker oberhalb von Ahrweiler zum Parkplatz ist. Denn das Bauwerk aus dem Kalten Krieg trotzt den Außentemperaturen. „Zwölf Grad haben wir hier drinnen“, berichtet Heike Holunder von der Rezeption. Bei einer Führung durch das einstige Geheimbauwerk, die anderthalb Stunden dauert, gebe es „Gänsehaut, nicht nur wegen des Themas“.

Freibad machte früher auf

Quasi überrollt von der Hitzewelle wurde auch das Freibad Ahrweiler. Udo Schmitz und sein Team öffnen mittwochs erst um 14 Uhr. Nachdem sich schon eine halbe Stunde zuvor eine lange Schlange der Badelustigen gebildet hatte, machte er früher auf.

Glück hatte Bauer Willi vom Wilhelmshof bei Bad Bodendorf. Die selbst angebauten Erbsen, Grundlage des Hühnerfutters, sind reif und mussten gedroschen werden. Dank Klimaanlage im Mähdrescher für ihn eine nicht allzu hitzige Angelegenheit.

Top-News aus der Region