Der Salon von Ursula Göbbel hat bis heute viele treue Stammkunden
Wie 1963 die Kosmetik ins Heilbad kam: Geschichte eines Salons
Wallende Gardinen waren Mode, als der Salon gegründet wurde. Foto: Privat

Kreisstadt. Ein Hauch von Parfümduft strömt dezent aus der geöffneten Tür des kleinen Kosmetiksalons in der Bad Neuenahrer Kreuzstraße. 19 Quadratmeter Verkaufsfläche und Behandlungskabinen in der Etage darüber. Fast schon Wohnzimmeratmosphäre.

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Es ist das kleine Reich von Ursula Göbbel, seit 1963 in der Kurstadt eine Institution in Sachen Schönheit. Die Inhaberin und ihre Tochter Birgitta halten hier in der Fußgängerzone die Stellung, während in der Nachbarschaft ein Kommen und Gehen in der Geschäftswelt herrschte, Häuser abgerissen und neu gebaut wurden.

Die Amtszeit von Ludwig Erhard als Bundeskanzler stand gerade bevor, als Ursula Göbbel am 25. September 1963 den Mut hatte, in Bad Neuenahr ihren Salon zu eröffnen. 21 Jahre war sie damals alt. Und sie wusste, dass in der Kur-stadt Pionierarbeit zu leisten war. „Kosmetik war Neuland. Es war anfangs schwierig, aber die Leute waren aufgeschlossen. Man musste einfach überlegen, wie man das neue Angebot an die Frau bringt“, erinnert sich Göbbel. Oder auch an den Mann. So wie der Casinodirektor, der regelmäßig zur Maniküre vorbeikam.

Sie gab Make-up-Kurse bei der Familienbildungsstätte oder im Dorint-Hotel, eröffnete in den 80er-Jahren dort eine Schönheitsfarm, ebenso im Steigenberger-Hotel und in Bad Breisig. „Es war mein Ehrgeiz. Mein Wunsch. Ich habe mir einen Traum erfüllt und meinen Beruf immer als Hobby gesehen“, sagt sie.

Es war zu seiner Gründungszeit der erste Kosmetiksalon in der Kurstadt, in dem es nebenbei auch Koffer oder Garderobe zu erstehen gab. Noch heute gehören Schmuck, Accessoires und Schuhe zum Sortiment. In den 60er-Jahren ging man mit Farbe im Gesicht noch recht gewagt um. Statt giftgrüner Lidschatten ein natürliches Make-up. Davon wollte Ursula Göbbel ihre Kunden überzeugen. Viele sind ihr ein Leben lang treu geblieben, so wie eine damals 16-Jährige, die Probleme mit Akne hatte und immer noch zum Kundenstamm gehört.

Nichts wirkt einschüchternd im Geschäft, aufgesetzt oder gar aufgedonnert. Das gilt auch für das charmante Mutter-Tochter-Gespann. Birgitta Göbbel ist quasi im Laden aufgewachsen und hat die Leidenschaft für den Beruf Kosmetikerin geerbt. „Ich bin hier in die Lehre gegangen und arbeite nach anderen Stationen inzwischen seit 35 Jahren im Laden. Mit Herzblut, Freude und Liebe. Jede Begegnung ist einzigartig“, sagt Birgitta Göbbel. Es gehe ihr darum, den Kunden ein Einkaufserlebnis zu bieten, zu lachen, ein gutes Gefühl zu haben. „Es gibt ein unglaubliches Vertrauen“, so Göbbel, für die der zwischenmenschliche Kontakt ein hohes Gut ist. Und das bewähre sich gerade während der Corona-Krise, wo es darauf ankommt, sich gerade bei den Behandlungen in guten Händen zu fühlen. Beim Lockdown hatte sich Mutter und Tochter Sorgen gemacht, ob danach überhaupt noch Kunden kommen. Wie es weitergeht. Umso größer war die Wiedersehensfreude. „Viele haben gesagt, dass sie uns so vermisst haben. Das ist ein Applaus für uns, ein großes Dankeschön“, so Birgitta Göbbel. Ursula Göbbel hat außerdem festgestellt: „Es gibt einige Neukunden. Wir merken es am Geschäft, dass offensichtlich Menschen im Ahrtal Urlaub machen oder Freizeit verbringen.“

Von unserer Redakteurin
Beate Au

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