Kreis Ahrweiler – Wer in der Verbandsgemeinde Adenau außerhalb der Praxisöffnungszeiten einen Arzt braucht, muss künftig weite Wege in Kauf nehmen. Denn die Kassenärztliche Vereinigung (KV) gliedert Adenau zum 1. Juli an die Ärztliche Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler an.
Die Nachricht von dem Anschluss der Verbandsgemeinde Adenau an die Bereitschaftsdienstzentrale in Bad Neuenahr-Ahrweiler hat Bernd Schiffarth, Vorsitzender des Fördervereins St.-Josef-Krankenhaus Adenau, aufgerüttelt. Zusammen mit Alfred Pitzen, ebenfalls Fördervereinsmitglied und kaufmännischer Leiter des Krankenhauses, kündigte er am Freitag Widerstand an. „Ziel ist es, die Bevölkerung und die Politik gegen diese Entscheidung zu mobilisieren„, sagte Schiffarth, der darin einen weiteren Abbau medizinischer Infrastruktur im ländlichen Raum sieht.
Bisher haben die Hausärzte den Bereitschaftsdienst außerhalb der regulären Öffnungszeiten für das Gebiet der Verbandsgemeinde Adenau selbst organisiert. „Ärzte, denen freie Wochenenden lieber sind, können sich aus dieser Verpflichtung freikaufen“, berichtet Pitzen, der verstehen kann, dass nicht jeder Mediziner regelmäßig zur Verfügung stehen will und dies vielleicht auch der KV zu verstehen gegeben hat. Diese behauptet, auf Wunsch der Ärzte gehandelt zu haben. „Das darf im Umkehrschluss aber nicht zu solchen Lösungen führen„, findet Pitzen, der sich als Fördervereinsmitglied für eine zeit- und ortsnahe Behandlung der Menschen im Adenauer Land einsetzt.
Als „blanken Zynismus“ empfindet Bernd Schiffarth den Hinweis auf angebliche Vorteile des neuen Systems: Laut KV bestehen sie darin, vor einer Behandlung nicht erst im Amtsblatt nach dem jeweils diensthabenden Arzt und seiner Telefonnummer suchen zu müssen und stets die gleiche Anlaufstelle zu haben. „Dafür dürfen die Patienten dann 40 Kilometer zur Bereitschaftsdienstzentrale nach Bad Neuenahr fahren, um dort den behandelnden Arzt zu sehen, wenn er nicht gerade Hausbesuche in entlegenen Eifeldörfern macht„, schildert Schiffarth die Absurdität.
Zur Beruhigung weist Alfred Pitzen darauf hin, dass auch das St.-Josef-Krankenhaus in Adenau rund um die Uhr besetzt ist und sich Patienten bei Bedarf weiterhin unter der Telefonnummer 02691/3030 direkt an das Hospital wenden können. Er geht davon aus, dass dies mangels eines ortsnahen Bereitschaftsdienstes nun häufiger vorkommen wird. „Das kann allerdings dazu führen, dass der Notarzt zu Bagatellfällen unterwegs ist, während der akute Notfall auf der Strecke bleibt.“
Sowohl Schiffarth als auch Pitzen können nicht verstehen, warum das Adenauer Krankenhaus bei der Standortauswahl künftiger Bereitschaftsdienstzentralen nicht berücksichtigt wurde. Das hat nach Ansicht Pitzens auch wirtschaftliche Folgen, denn Patienten, die stationär aufgenommen werden müssen, kommen nicht mehr zurück und gehen Adenau verloren.