Jugendherberge Altenahr hat seit der Flut keine dauerhaft gesicherte Zuwegung mehr
Wenn die Zukunft von einer neuen Brücke abhängt: Neustart der Jugendherberge Altenahr weiter ungewiss
Die Uferstraße an der Ahr soll vor der  Wiedereröffnung der Jugendherberge eine neue Stützmauer erhalten.
Claudia Voß

Sie gilt als Geheimtipp für Naturfreunde und für Ruhesuchende: die Jugendherberge Altenahr. Rund 17500 Übernachtungen zählte das Haus durchschnittlich pro Jahr. Doch seit der Flutkatastrophe im Juli 2021 ist es still geworden in der Unterkunft. Eine Tatsache, die auf den ersten Blick verwundern mag, ist das steinerne Haus doch von der Ahrflut weitestgehend verschont geworden.

Hoffen auf eine Wiedereröffnung der Jugendherberge Altenahr (von links): Jacob Geditz und Karl Peter Bruch von den Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland und Rüdiger Fuhrmann, Ortsbürgermeister Altenahr.
Claudia Voß

Doch wer sich der Jugendherberge vom Ortskern Altenahr nähern will, dem wird schnell klar, warum an einen Gästebetrieb derzeit nicht zu denken ist. So führt der derzeit einzige Weg entlang der Ahr ins Langfigtal anstatt über eine asphaltierte Straße zunächst über eine Schotterpiste, auf der sich zudem so manches Schlagloch finden lässt. Vor der Flut konnten Besucher der Jugendherberge über eine Brücke oberhalb der einstigen Tennisplätze anreisen. Doch diese Brücke gibt es seit dem 14./15. Juli 2021 nicht mehr. Die aktuelle Querung der Ahr hin zur Jugendherberge ist im Langfigtal nur über eine Furt möglich. Ein dickes Metallgitter, welches eine Art Brücke bildet, soll Autofahrern die Querung des Gewässers erleichtern.

Furt nicht zu jeder Jahreszeit querbar

Der richtige Zeitpunkt spielt bei diesem Vorhaben eine wichtige Rolle. Denn: „Ein Überqueren der Furt ist nicht zu jedem Zeitpunkt im Jahr möglich“, erklärte jüngst Jacob Geditz, Vorstandsvorsitzender der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, im RZ-Gespräch und brachte denn auch gleich den Grund der aktuellen Herbergsschließung auf den Punkt: „An manchen Tagen ist die Furt als Rettungsweg aufgrund der Wetterlage nicht nutzbar. Dann müssten wir das Haus aus Sicherheitsgründen evakuieren und den Herbergsbetrieb einstellen. Doch derartige Tage lassen sich nicht vorhersehen. Von daher würde sich das Haus derzeit wirtschaftlich nicht tragen, wenn wir es für Gäste öffnen würden.“

Von einer dauerhaften Schließung der Jungendherberge Altenahr wollte Geditz jedoch nicht sprechen. „Wir tun alles, um das Haus herzurichten. Derzeit stehen nur noch einige Arbeiten an den Außenanlagen an, ansonsten könnten sofort wieder Gäste kommen“, erklärte Karl Peter Bruch, Präsident der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, gegenüber unserer Zeitung. Auch gebe es bislang keine Bestrebungen im Jugendherbergsverwaltungsrat, das Haus dauerhaft zu schließen, so der Staatsminister a.D. weiter.

Dauerhafte Schließung kein hinnehmbarer Zustand

Allerdings sei die derzeitige Schließung des Hauses kein auf Dauer hinnehmbarer Zustand, waren sich Bruch und Geditz einig. „Das Haus aufzugeben, darf kein Gedanke sein“, erklärten sie gemeinsam, „Allerdings sind wir ein gemeinnütziges Unternehmen. Das bedeutet, das Haus hier in Altenahr muss sich grundsätzlich wirtschaftlich tragen. Es kann daher nicht etwa zehn Jahre leer stehen.“

Für einen Weiterbetrieb der Jugendherberge Altenahr muss insbesondere die Furt über die Ahr durch eine Brücke ersetzt werden.
Claudia Voß

Auch sei die Jugendherberge für die Ortsgemeinde Altenahr ein wichtiger Tourismusfaktor, führten die beiden Vertreter der Jugendherberge einen weiteren Aspekt an. So sei das Haus mit den 91 Betten insbesondere von Verbänden, Naturschutzgruppen und Familien besucht worden. „Die Jugendherberge liegt direkt im Naturschutzgebiet und bislang führte ein Wanderweg an ihr vorbei, das sind Fakten, die aus touristischer Sicht für Altenahr mit Sicherheit interessant sind“, sind sich die beiden sicher.

Ortsgemeinde sucht nach Lösung

Zustimmung erhalten sie in jedem Fall vom Altenahrer Ortsbürgermeister, Rüdiger Fuhrmann, der den Appell der Jugendherbergsvertreter an die Ortsgemeinde, eine ordentliche Zuwegung zur Jugendherberge wieder herzustellen, aufgriff. So der Bau einer neuen Brücke über die Ahr hin zur Jugendherberge bereits im Wiederherstellungskonzept der Ortsgemeinde enthalten.

Voraussichtlich entstehen soll die neue Querungsmöglichkeit unweit der jetzigen Furt. „Die Situation vor der Flut mit der alten Brücke bei den Tennisplätzen war schon damals problematisch“, erklärte Fuhrmann und wies darauf hin, dass diese Brücke nach heutigen Maßstäben viel zu schmal gewesen sei. Insbesondere für Rettungswagen oder Feuerwehr sei die Situation schwierig gewesen.

Die Uferstraße an der Ahr soll vor der  Wiedereröffnung der Jugendherberge eine neue Stützmauer erhalten.
Claudia Voß

Dass die Jugendherberge für einen dauerhaften Betrieb eine neue Brücke brauche, solle im Interesse aller sein, bekräftigte der Ortsbürgermeister. „Die Natur im Langfigtal muss auch künftig erlebbar sein. Von daher müssen wir eine Lösung finden“, gab er sich resolut. Bis die neue Brücke jedoch stehe, werde es noch einige Zeit dauern. „Wir hoffen, bis Ende des Jahres die Planungen für die größeren Wiederaufbaumaßnahmen, zu denen auch der Brückenneubau und der Wiederaufbau der Uferstraße gehören, abgeschlossen zu haben“, erklärte er und wies daraufhin, dass bei der Umsetzung der Maßnahmen mitunter besondere Auflagen zu erfüllen seien.

Besondere Situation im Naturschutzgebiet

„Wir bewegen uns hier in einem Naturschutzgebiet“, erklärte Fuhrmann und erinnerte in dem Zusammenhang an den Bau der Fußgängerbrücke, die 2016 im Langfigtal errichtet worden war: „Die Planung hat damals eineinhalb Jahre gedauert, das Material musste teilweise mit dem Helikopter zur Baustelle eingeflogen werden, anders war sie nicht erreichbar.“ Trotz dieser Unwägbarkeiten ist Fuhrmann zuversichtlich, dass die Jugendherberge auch künftig erhalten bleiben wird. „Bislang gibt es keine Stimmen, die sich gegen den Erhalt des Hauses im Naturschutzgebiet aussprechen.“

Bezogen auf die gesamten Wiederaufbaumaßnahmen mahnte er jedoch: „Wir werden für den Wiederaufbau einen langen Atem brauchen. Die Zerstörung in Altenahr ist einfach zu groß. Wir haben hier so viele elementare Schäden, dass wir viel an der Gesamtstruktur ändern und uns in dem Zusammenhang fragen müssen, wo wir als Ortsgemeinde eigentlich hinwollen.“

Bei DJH-Präsident Bruch stößt Fuhrmann mit dieser Aussage auf Verständnis. „Wir sind auch weiterhin ernsthaft an der Entwicklung der Altenahrer Jugendherberge interessiert“, erklärte und betonte: „Das Verhältnis mit der Ortsgemeinde ist gut. Wir als Jugendherberge müssen nur wissen, wann wir hier vor Ort wieder einsteigen und die Wiedereröffnung vorbereiten können.“

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