Michael Schneider, Spitzenkandidat der CDU, blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir sind recht zufrieden“, sagt der 59-Jährige, auch wenn die Lokalpolitiker zunächst nicht wussten, in welche Richtung es aufgrund der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe gehen wird. Schneider verweist auf die große Anzahl an Lokalpolitikern, die ihm als Team zur Verfügung stehen. Dadurch ist die CDU Grafschaft, so Schneider, breit aufgestellt und kann mit Jungpolitikern, Familien und erfahrenen Hasen in der Lokalpolitik ein breites Themenfeld abdecken. Dennoch möchte sich die CDU nicht ausruhen und möchte weiterhin mutig in die Zukunft blicken: „In schwieriger Zeiten muss man enger zusammenstehen“, stellt Schneider klar.
CDU hat bereits konkrete Ideen
Bereits vor eineinhalb Jahren gab es mit Blick auf die Kommunalwahl die erste Ortsbegehung in der Grafschaft. Daher stellt Schneider klar: „Wir kennen die Sorgen der Bürger.“ Daher hat der Hochwasserschutz eine hohe Priorität, und auch das Vereinsleben sowie die Kommunikation sollen verbessert und gefördert werden. „Uns wird in den nächsten Jahren definitiv nicht langweilig“, betont Schneider am Telefon. Wie bereits im Jahr 2019 erhält die CDU auch in der kommenden Legislaturperiode zwölf Sitze im Gemeinderat.
Auch die FDP kann sich über das Ergebnis der Kommunalwahl freuen, die wie bereits vor fünf Jahren zwei Sitze im Gemeinderat innehaben wird. Wolfgang Reuß, Vorsitzender der FDP im Ortsverband Grafschaft, bezieht Stellung: „Wir haben alles richtig gemacht.“ Das Ergebnis ist für ihn mehr als in Ordnung, weswegen er sich natürlich auch bei allen Wählern bedankt. Selbstreflektierend gibt es aber durchaus Ansätze, was demnächst besser laufen könnte: „Man sollte auch mal die Ideen von anderen unterstützen“, sagt er und fügt hinzu, dass die Partei üblicherweise bei einer Kommunalwahl in den Hintergrund rückt. Eine Meinung, die er mit vielen Lokalpolitikern teilt, da es eben nicht auf die Partei, sondern auf die Personen und die Inhalte ankommt. „Es wird eine sehr spannende Periode werden, bei der wir schauen müssen, was für den Bürger am besten ist“, stellt Reuß klar.
Kein Freudentag bei den Grünen
„Heute ist kein Freudentag, aber wir sind unverändert motiviert und bleiben entschlossen“, kommentiert Nadja Geldmacher, Sprecherin der Grafschafter Grünen, die derzeitige Situation. Der Ortsverband empfindet die Ergebnisse der Europawahl als besorgniserregend, da sie einen Rückschritt in der politischen Entwicklung darstellen. Die Partei sieht mit Sorge auf das Bestehen der schwer errungenen Fortschritte für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung Europas.
Besonders erfreulich ist jedoch, dass die Grünen in sieben von bisher zehn ausgezählten Ortsverbänden vertreten sind. Zwar haben die Freien Wähler mit ihrer groß angelegten Wahlkampfkampagne ganz offensichtlich Stimmen auch aus den Grünen-Reihen erlangen können, „aber wir sind bereit und unverändert begeistert, an Antworten mitzuwirken“, betont Nadja Geldmacher. Erfreulicherweise seien im Grafschafter Rat ausschließlich demokratiefreundliche Fraktionen vertreten. „Wir bleiben dran und verfolgen unsere Überzeugung, an der Weiterentwicklung der Grafschaft aktiv mitzuwirken.“ Die Grünen werden sich auch zukünftig für nachhaltige und fortschrittliche Veränderungen in der Region einsetzen.
Nach Tod von Ortsvorsteher Josef Braun von der CDU: Udo Klein (SPD) ist sichtlich betroffen
Während sich die FDP und die CDU durchaus zufrieden präsentieren, ist dies bei der SPD nicht der Fall: „Das ist nicht das Ergebnis, was wir haben wollten“, sagt Udo Klein, Vorsitzender der SPD Grafschaft, der betont: „Ich möchte mich für diesen guten fairen Wahlkampf bedanken.“ Bereits zeitnah wird es ein Fraktionstreffen geben, um das Wahlergebnis Revue passieren zu lassen. Zwar sei das Endergebnis auch auf den bundespolitischen Einfluss zurückzuführen, allerdings sagt Klein aber auch: „Wir müssen die Fehler bei uns suchen.“
Sichtlich betroffen war Udo Klein vom plötzlichen Tod des Nierendorfer Ortsvorstehers Josef Braun (CDU), der kurz vor der Wahl verstorben ist. Merkbar emotional berührt, sagt Klein abschließend: „In solchen Momenten merkt man, dass so manche politische Entscheidung am Ende nicht mehr so wichtig ist und Wichtigeres im Vordergrund stehen sollte.“ Anstatt fünf Sitze im Gemeinderat werden die Sozialdemokraten zukünftig nur noch vier Sitze im Gremium haben.
Rege Wahlbeteiligung
Ingo Derz, Vorsitzender der Freien Wählergemeinschaft Grafschaft, teilt per E-Mail mit: „Die deutlich über dem Wahlergebnis von 2019 liegende Zustimmung der Grafschafter zeigt auf, dass die Themen Bürgerorientierung, Transparenz und Ehrlichkeit von vielen geteilt werden. Es liegt jetzt an der künftigen Fraktion dieses in die kommunalpolitische Arbeit einzubringen und so mittel- bis langfristig einen Beitrag für den Abbau der Politikverdrossenheit zu leisten.“ Auch er blickt weiterhin positiv in die Zukunft: „Wir sind zuversichtlich hier aufgeschlossene Gesprächs- und Diskussionspartner bei den meisten Mitgliedern des Gemeinderates zu finden und so in der Ratsarbeit zu tragfähigen Lösungen für die Grafschaft zu kommen.“
Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei 71 Prozent in der Grafschaft. Die CDU kommt auf 39,5 Prozent, die Freien Wähler auf 24,7 Prozent und die SPD auf 15,3 Prozent. Das Tableau runden die Grünen mit 11,6 Prozent, die FSP mit 7,2 Prozent und die WKA (Wählergruppe Kreis Ahrweiler) mit 1,7 Prozent ab.