Mit seinen 1215 Einwohnern ist Bachem einer der 13 Stadtteile der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Bachem liegt nahe Ahrweiler genau zehn Meter über der Ahr auf einer endmoränenartigen Geröll- und Kiesterrasse. Herausragende Bauwerke sind die Lourdes-Kapelle im Bachemer Tal, die romanische Kapelle St. Anna aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1285 als Marienkapelle der Vikarie von Ahrweiler erwähnt), die 1585 erbaute St.-Leonardus-Kapelle sowie das als Wahrzeichen des Ortes geltende „Backes“ aus dem Jahr 1224. Im Erdgeschoss noch heute als Gemeindebackhaus genutzt, hat es im Obergeschoss einen Versammlungsraum, der im November 1815 während der Befreiungskriege gegen Napoleon von preußischen Kosaken als Wachraum, von 1828 bis 1848 als Dorfschule, von 1927 an als Jugendheim diente und seit 1978 das Weinbaumuseum beherbergt.
Bachem ist als Heimat der Frühburgunder-Weine bekannt. Frühburgunder sind Rotweinsorten, die durch natürliche Mutation aus dem Spätburgunder entstanden und ihre Reife rund zwei Wochen früher als der Spätburgunder erreichen. Bei Rotweinkennern sind sie wegen ihrer Fruchtigkeit hoch geschätzt. Der Weinanbau ist in Bachem schon seit 1187 urkundlich belegt. Als Folge von Absatzschwierigkeiten gründeten im Jahre 1878 die 44 örtlichen Winzer den Bachemer Winzerverein. Dieser schloss sich 1971 mit drei anderen Winzervereinen zur Vereinigten Ahrwinzergenossenschaft zusammen. 1973/74 war ein großes Jahr für die Bachemer, denn mit der 21-jährigen Ingrid Kurth wurde die örtliche Weinkönigin sogar Deutsche Weinkönigin.
Die eigentliche Geschichte von Bachem beginnt in der Zeit der Völkerwanderung nach dem Zusammenbruch des römischen Weltreiches, obwohl bis in die Steinzeit hinein Spuren menschlicher Siedlungen in der Gegend nachzuweisen sind. In der nachrömischen Zeit wurde das untere Bachemer Tal von den Ripuariern, einem Stamm der Franken, neu besiedelt. Sie nannten den Ort „Bachheim“. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 869. Später war der kleine Ort seit Gründung der Stadt Ahrweiler (893) ein Teil von Ahrweiler und gehörte somit zu Churköln. Um 1169 begründet Gottfried das Geschlecht der Ritter von Bachem. Es gehörte viele Jahre zu den bedeutenden Adelsgeschlechtern im Rheinland. Unterhalb der heutigen St.-Anna-Kapelle zwischen Bach und St. Piusstraße lag ihre Burg. Nahezu 75 Mitglieder der Familie, die sich im 13. Jahrhundert in drei Familienzweige aufteilte, sind durch Urkunden namentlich bekannt. Im 15. Jahrhundert starben alle Mitglieder der Familie der Ritter von Bachem aus. Ihre Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört.
Im Jahr 1410 kam es zu einem heftigen Streit mit den Bürgern von Wadenheim – einem der drei Orte, aus denen später Bad Neuenahr entstand, das politisch zur Grafschaft Neuenahr gehörte. Sechs Häuser von Bachem sowie Burg und Marienkapelle, heute St. Anna, standen auf der rechten Seite des Bachemer Baches. Und so behaupteten die Wadenheimer, dieser sei die Grenze und alle Gebäude auf der rechten Bachseite gehörten nicht zu Churköln, sondern zur Grafschaft Neuenahr. Mehrfach wurden zu Gunsten der Bachemer Urteile gefällt. Jedoch brachen die Wadenheimer immer wieder Streit vom Zaun. Der rechte Ortsteil von Bachem wurde mit Waffengewalt besetzt, Häuser aufgebrochen oder Bürger durch Schüsse verletzt.
Ganze 400 Jahre dauerte der Streit, ehe er durch die Französische Landvermessung 1804 beigelegt wurde. Die Bachemer blieben Bürger der Stadt Ahrweiler, und auch die Finanzangelegenheiten der St.-Anna-Kapelle wurden weiter vom Stadtrat in Ahrweiler geführt. Einen schwarzen Tag erlebte der kleine Ort, als im Zweiten Weltkrieg am 24. Dezember 1944 Bomben fielen. Sie zogen einen breiten Streifen der Zerstörung mitten durch das Dorf, und 14 Menschen verloren ihr Leben. Die Festmesse zu Weihnachten 1944 in St. Anna wurde zur Totenmesse. Die Kapelle gehört heute zur Pfarrei St. Pius in der Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler, und die Einwohner sind durch die Gebietsreform von 1969 zu Bürgern der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler geworden. Jochen Tarrach