So wanderte der mittelalterliche Weihnachtsmarkt des Vereins „Wir helfen“ von Sinzig nach Remagen und wieder nach Sinzig zurück, wo er mit seinen Händlern, Hexenflugschule, Katapultschießen, seiner mittelalterlichen Musik sowie der Feuer- und Gauklershow das urige Hüttenrund auf dem Kirchplatz, das überwiegend durch Sinzigs Vereine beschickt wurde, aufs Beste ergänzte. Die Kirchengemeinde ermöglichte dem mildtätigen Verein, der seit dem ersten Barbarossamarkt im Schlosspark vor 20 Jahren mehr als 400.000 Euro für den guten Zweck sammeln konnte, in dem schönen Ambiente rund um die Kirche den Markt aufzubauen. Parallel dazu schaffte die Pfarreiengemeinschaft selbst in St. Peter mit dem Orgelkonzert von Benedikt Röhn einen weiteren adventlichen Anziehungspunkt.
Regen schreckt Besucher nicht ab
Die Organisatoren von „Wir helfen“ hatten schon beim jüngsten Barbarossamarkt die gute Erfahrung gemacht, dass der Aufwand sich am ehesten lohnt, den Markt an drei Tagen anzubieten. So war der Freitagabend mit der Feuershow, gepaart mit dem adventlichen Abendlob in der Kirche und dem Gastspiel von Sinzigs Musikschullehrer Holger Queck, eine runde Sache. Ebenso gut wie der vor allem bei Kindern beliebte Kaspar der Gaukler (Carsten Söhnchen) kamen beim Weihnachtsmarkt in Sinzig die Darbietungen der Turmbläser, der Rhythmusgruppe Batida de Samba, die Jagdhornbläser Remagen oder der Tanz der mittelalterlichen Formation Saltamus Gaudio an.
Dass der Samstag recht verregnet war, ließ die Besucher nicht fernbleiben. Davon profitierten auch die Vereine und andere Aussteller, die sich vor dem als Adventskalender illuminierten Rathaus und der Kirche mit ansprechend dekorierten Hütten präsentierten und mit diversen flüssigen und nahrhaften Köstlichkeiten die Besucher erfreuten.
Dabei hatten diese auf allen drei Weihnachtsmärkten an der Rhein-Meile Gelegenheit, Hübsches und Nützliches, Dekoratives oder Kulinarisches für den Gabentisch zu erwerben. Etwa Säckchen statt Päckchen als alternative Verpackung für Geschenke oder von Schulkindern der Janusz-Korczak- sowie der Barbarossaschule Sinzig einfallsreich Gebasteltes oder Bücherspendenquittungen, für die die Schulbibliotheken ihren Fundus aufbessern können.
Reibekuchenstand der besonderen Art
Darüber hinaus wurden jede Menge Handarbeiten, Schmuck, Düfte, Kunsthandwerk feilgeboten oder auch gespendete Schätzchen, etwa bei der Bürgerstiftung Remagen oder dem Tierheim. Der Nikolausmarkt der Römerstadt hat nach dem Abzug der „Mittelalterfraktion“ und angesichts des eingerüsteten Rathauses zwar an Flair eingebüßt, doch das Angebot der Vereine konnte sich wie immer sehen lassen. Zu Dauerbrennern wie dem schon legendären Kuchenbüfett der DLRG gesellte sich in diesem Jahr ein Novum: Auf dem Marktplatz hatte die Prinzengarde um Wolfgang Reisdorf einen Reibekuchenstand der besonderen Art aufgebaut. Ganze Säcke füllten sich mit Kartoffel- und Zwiebelschalen. Denn die Frauen und Männer der Garde bereiteten die Reibekuchen nach dem Rezept von Reisdorfs Mutter Annelise frisch zu.
„Wenn hier jetzt noch eine lebendige Krippe mit allem möglichen Geviech vorhanden wäre, könnten die Kartoffelschalen prima von Schweinen verwertet werden“, regte eine junge Besucherin lachend an. In der Galerie Artspace von Christoph Noebel gab es eine Märchenstunde. In der gesamten Fußgängerzone verteilten sich die „Blechpänz“ um Wolf-Thomas Kress. Die Gruppe von Blasinstrumentenspielern, die sich vor genau zehn Jahren durch Mund-zu-Mund-Propaganda zusammengefunden hatte, sorgte mit ihren typisch weihnachtlichen Stücken für ein wunderbares Klangerlebnis. Und das mal als Gruppe, mal zu zweit oder auch mutig: ganz allein. Natürlich durfte der Namensgeber der Veranstaltung, der Heilige Nikolaus, nicht fehlen. Der erfreute die Kinder in allen drei Rhein-städten.
Ob er mit dem Rentierschlitten anreiste oder wie zahlreiche Besucher mit dem kostenlosen Shuttlebus, ist nicht bekannt. Gemütlich präsentierte sich der mittlerweile im Bad Breisiger Kurpark etablierte kleine Weihnachtsmarkt mit seinen Strohschüttungen rund um die 20 Hütten, der mit Kinderkarussell und Livemusik von Cocajine und der Band „Spontan“ lockte.