Dümpelfeld
Wassermühle in Dümpelfeld: Wo die Ahr noch Strom erzeugt

Dümpelfeld – Maria mit dem Jesuskind thront über dem Eingang zur Hahnensteiner Mühle. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Wassermühle, die in der Gemarkung Dümpelfeld in direkter Nachbarschaft von Insul steht, im Jahr 1556. 

Von unserer Mitarbeiterin Petra Ochs

Damals war sie die bedeutendste Mühle im kurkölnischen Amt Nürburg. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1984 wurde sie von der Familie Stappen betrieben. Inzwischen hat neue Technik in den alten Mauern Einzug gehalten: Die Kraft des Wassers wird auf moderne Weise zur Stromerzeugung genutzt.

Das aufwendige Projekt in Angriff genommen hat Familie Neiß. Ewald Neiß, Ortsbürgermeister von Insul und durch seine Ehefrau mit der alten „Mühlenfamilie“ Stappen verwandt, erwarb die Mühle im Jahr 1999. Es war aber sein Sohn Thomas, passenderweise Elektroingenieur, der der Mühle neuen Schwung verlieh. Er ging schon als Kind in der Hahnensteiner Mühle ein und aus und lebt hier heute mit seiner Familie.

Den Wasserlauf der Ahr für die Erzeugung von erneuerbaren Energien zu nutzen, erforderte einiges an Planung, Geduld und Köpfchen. Thomas Neiß schlug beim aufwendigen Umbau zwei Fliegen mit einer Klappe: Er aktivierte die Mühle und verfasste parallel dazu seine Diplomarbeit über das Projekt. Nicht, dass die ursprüngliche Getreidemühle nicht schon früher Strom erzeugt hätte. Doch den nutzte die Müllerfamilie nur für sich selbst. Den dazugehörigen alten Dynamo hält Familie Neiß in Ehren: In einem großen Glaskasten ist er auf der Wiese vor der Mühle „ausgestellt“.

Das jetzige Mühlengebäude wurde 1729 errichtet. Davon zeugt die im Türsturz eingeritzte Jahreszahl. Dass das Haus vor dem Umbau recht verfallen war, davon ist heute nichts mehr zu sehen. Die Mühle und ihr Umfeld bieten ein idyllisches Bild. Blumenkästen mit roten Geranien schmücken die Mauer, die den Mühlbach einfasst. Die Pflege des Mühlbachs, der in Insul von der Ahr abgezweigt wird und kurz vor dem Dümpelfelder Bach wieder in den Fluss geleitet wird, ist intensiv. So müssen etwa die Uferbereiche regelmäßig freigeschnitten werden.

Auch das Insuler Wehr gehört zur Hahnensteiner Mühle. Als es 2010 umgebaut und mit einer Fischtreppe ausgestattet wurde, damit Wanderfische ungehindert zu ihren Laichplätzen gelangen können, bereitete dies den neuen Mühlenbetreibern Sorge – sie fürchteten um ihren Wasserstand. Doch wie sich herausstellte, war die Angst unbegründet. „Es hat alles gut geklappt“, resümiert Ewald Neiß.

Und die Mühle selbst? Nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft sie inzwischen rund. Im vergangenen Winter ohne Unterlass – der milden Witterung sei Dank. Eine Menge Strom wurde produziert. Und was die Mühle und die Menschen, die in ihr wohnen, nicht selber brauchen, wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Doch die Wartung ist aufwendig. „Es ist im Grunde eine immerwährende Baustelle“, weiß Neiß.

Die noch vorhandenen alten Mahlwerke sind ein Hingucker, ebenso wie das kleine „Museum“ im Obergeschoss der Mühle. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist das Sammelsurium an nützlichen Geräten, alten Haushaltsgegenständen und Co. etwa im Rahmen der Veranstaltung „Tour de Ahrtal“, bei der alljährlich auf der Wiese vor der Mühle ein Gottesdienst abgehalten wird.

In einer alten Mühle zu leben, ist schon etwas Außergewöhnliches. So befindet sich im Schlafzimmer ein Melder, der immer dann in aktiv wird, wenn etwas nicht in Ordnung ist – etwa, wenn sich ein Kantholz oder Stöcke festgesetzt haben, der Strom ausfällt oder plötzliches Hochwasser den Mühlenbetrieb gefährdet. Apropos Hochwasser: Tritt die Ahr über ihre Ufer, herrscht auch in der Hahnensteiner Mühle „Land unter“. Dann läuft das Wasser auch schon mal durch die Wohnung. „Aber das passiert zum Glück nicht oft“, schmunzelt Ewald Neiß.

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