Muttertag im Fokus
Was sich Alleinerziehende aus dem Ahrkreis wünschen
Symbolbild: Eine alleinerziehende Mutter spielt mit ihrem Sohn. Zum Muttertag haben drei Alleinerziehende aus dem Kreis Ahrweiler erzählt, was sie sich wünschen.
Marcel Kusch. dpa

Alleinerziehende haben es in der Gesellschaft nicht leicht. Wir haben mit drei von ihnen aus dem Kreis Ahrweiler gesprochen. Über ihre schwierigen Phasen und darüber, was sie sich von der Gesellschaft zum Muttertag eigentlich wirklich wünschen.

Blumen, Schokolade, ein selbst gemaltes Bild – über diese Dinge freuen sich viele Mütter zum Muttertag. Doch was wünschen sie sich eigentlich wirklich? Und welche Forderungen haben sie vielleicht auch an die Gesellschaft? Wir haben uns bei einer Gruppe umgehört, die es besonders schwer hat: den Alleinerziehenden.

Drei Mütter unterschiedlichen Alters aus dem Kreis Ahrweiler, jede mit ihrer eigenen Geschichte. Eines haben sie gemeinsam: Sie waren und sind alleinerziehend. Was sie sich zum Muttertag wünschen würden? „Bezahlbaren Wohnraum und mehr gesellschaftliche Akzeptanz für Alleinerziehende“, kommt es unisono.

Ein Schild mit der Aufschrift "Mutti ist die Beste... ...nicht nur heute!" steht anlässlich des Muttertages vor einer Gaststätte.
Patrick Pleul. DPA

Den Ehrentag verbringen Martina, Dagmar und Marianne (Namen von der Redaktion geändert) mit ihren Kindern, machen gemeinsame Unternehmungen. „Der Muttertag hängt nicht sehr hoch bei uns, da wir uns jede Woche sehen, meine Schwiegerkinder schon selbst Kinder haben und wir ein sehr enges Verhältnis pflegen“, erzählt Martina und ist froh, dass die harte Zeit, in denen sie unter erschwerten Bedingungen allein ihre Kinder groß zog, gut überstanden ist.

Die finanzielle Situation von Martina war schwierig

Martina trennte sich nach 27 gemeinsamen Jahren von ihrem Mann, von dem sie gedacht hatte, dass sie für immer mit ihm zusammen bleiben wird. Doch irgendwann kippte die Beziehung, und sie war mit ihren beiden schulpflichtigen Kindern allein. Gezahlt hat ihr langjähriger Partner und Vater der Kinder nichts. Um Sozialhilfe beantragen zu können, musste sie den Unterhalt einklagen, um zu beweisen, dass sie keine finanzielle Unterstützung durch ihren Ex-Partner bekam.

„Was mich am meisten wütend gemacht hatte, war, dass er auch noch die Waschmaschine mitgenommen hat“, sagt die heute 61-Jährige. Damals stand die gelernte Handwerkerin, die aus gesundheitlichen Gründen ein Berufsverbot hatte, mit nichts da. Eine Freundin half ihr, die finanziell schwierige erste Zeit zu überbrücken, indem sie ein paar Monate lang die Krankenkassenbeiträge übernahm.

Finanzielle Situation hatte auch Auswirkungen auf die Kinder

Schließlich trat Martina einen Ein-Euro-Job im sozialen Bereich an. Über einen Ausbilderschein verfügte sie schon und hängte noch das Fachabitur und ein Fernstudium der Sozialpädagogik und der Sozialen Arbeit dran. Dazu hatte sie noch einen Nebenjob, um die „Extras“ wie Klamotten oder einen Kinobesuch für die Kinder bezahlen zu können. „Als ich mit dem Studium fertig war, zog der jüngste Sohn aus – das war für mich ein finanzieller Quantensprung, vorher haben wir jeden Pfennig umdrehen müssen. Als es etwa darum ging, das Taschengeld zu erhöhen, rechnete ich ihnen genau vor, womit wir klar kommen müssen. Da war sofort Ruhe. Durch dieses Erleben, diese ständigen Diskussionen um Geld, was uns noch zur Verfügung stand, haben meine Kinder wohl vernünftige Berufe gewählt, die ihnen solche Sorgen und Nöte ersparen“, erzählt sie.

„Meine Mutter war die einzige, die vollstes Verständnis für mich hatte.“
Dagmar

Für die 34-jährige Dagmar war es ein großes Glück, dass sie ihre Mutter hatte, die ihr beistand. Nach der Trennung von ihrem Ehemann ist sie mit ihren beiden kleinen Kindern zu dieser gezogen. „Meine Mutter war die einzige, die vollstes Verständnis für mich hatte. Vielleicht auch, weil sie selbst die Erfahrung als Alleinerziehende gemacht hat und weiß, wie dringend man in einer solchen Situation Hilfe braucht“, erzählt Dagmar. Die ersten zwei Jahre habe sich der Vater der Kinder, der mittlerweile selbstständig war und eine neue Freundin hatte, gar nicht um seinen Nachwuchs gekümmert. Durch die Trennung hatte Dagmar bis auf wenige einzelne auch ihren Freundeskreis verloren.

Der Vater war selbst wie ein großes Kind.“
Marianne

Für Marianne war es ebenfalls ihre Mutter, aber auch ihr Vater, die ihr in der schwierigen Zeit des Alleinseins mit Kind beistanden. „Ich bekam mein Kind aufgrund einer Dummheit. Der Vater stammte aus Frankreich und war selbst wie ein großes Kind. Ich beantragte eine Amtspflegschaft beim Jugendamt und erhielt Unterhaltsvorschuss“, erzählt sie. Den niedrigsten Satz mit knapp 300 Euro. Unterhaltsvorschuss bekam sie bis zum zwölften Lebensjahr ihrer Tochter. Dank der Hilfe ihrer Eltern fand sie nach mehrfachen Umzügen dann eine günstige Wohnung. Marianne arbeitete 30 Stunden die Woche. 40 Stunden habe sie sich nicht vorstellen können, damit sie wenigstens ein bisschen von ihrem Kind mitbekommt.

Mittlerweile kommen die Mütter mit ihren Lebenssituationen gut zurecht

Alle drei Frauen sind sich einig: „Als Alleinerziehende wird man immer noch irgendwie sehr schnell in die Schublade ,asozial‘ gesteckt. Egal, wie es gelaufen ist, als Frau ist man in den Augen vieler Menschen die Schuldige daran, dass es mit dem Partner auseinandergegangen ist.“ Auch bei der Wohnungssuche habe es sehr oft geheißen: „Keine Hunde, keine Ausländer, keine Babys oder Kleinkinder.“ Und das wäre bis heute ein Problem für viele junge Mütter. Insbesondere, wenn sie keine familiäre Unterstützung im Hintergrund hätten.

Wichtig war für Martina, dass sie für sich einen persönlichen Abschluss der Beziehung zum Vater ihrer Kinder hatte. „Immerhin waren wir viele Jahre glücklich miteinander, und als er sehr krank wurde und starb, habe ich mich mit den Kindern um alles gekümmert. Das war für uns alle schließlich gut so“, betont sie. Dagmar kann heute feststellen, dass nach der anfänglichen Funkstille ihre beiden Kinder mittlerweile gern zu ihrem Vater gehen und ein gutes Verhältnis haben. „Das ist für sie wichtig und gut so“, resümiert die junge Mutter, die nun bald fertig mit ihrem Studium ist.

Top-News aus der Region