Das Jahr 1940 war nicht nur für Deutschland, sondern auch für Bad Neuenahr und Ahrweiler ein ereignisreiches Jahr. Adolf Hitler war seit 1933 an der Macht und hatte Monate zuvor am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg begonnen. Die Olympischen Spiele mussten 1940 wegen des Krieges ausfallen, und die Klosterschule auf dem Kalvarienberg wurde von den Nazis geschlossen. Kurdirektor in Bad Neuenahr war in jenen Jahren Erich Rütten (1937–1971). Zu dieser Zeit wurde, ohne große Aufmerksamkeit zu finden, in Koblenz am 29. April 1940 mit Gerhard Kreuter ein gesunder Knabe geboren, der in seinem späteren Leben im sogenannten Wirtschaftswunderland einmal einer der bekanntesten Mediziner in Bad Neuenahr, ja, im gesamten Kreis Ahrweiler und darüber hinaus werden sollte.
Kreuter war jahrelang Chefarzt der Abteilung Innere Medizin im Krankenhaus Maria Hilf
Der stolze Vater des kleinen Gerhard war als praktischer Arzt und Geburtshelfer tätig und beeinflusste damit auch den Lebensweg seines Sohnes. Eine Karriere als Mediziner war vorgezeichnet. Nach dem Studium der Medizin in Bonn und München legte er 1964/65 in Bonn das Staatsexamen ab. Mehrere Stationen folgten, und Gerhard Kreuter wurde von 1977 bis 1982 Chefarzt des St.-Josef-Krankenhauses in Burgbrohl und vom 1. Juli 1982 bis zum 30. Juni 2005 Chefarzt der Abteilung Innere Medizin im Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Über acht Jahre lang war er zusätzlich ärztlicher Direktor des Hauses. 17 Jahre leitete er den Förderverein des Krankenhauses Maria Hilf.
„Am Abend ein Gläschen Wein, das kann mir niemand verbieten.“
Gerhard Kreuter
Eine Bilderbuchkarriere also? Nein, denn stete Einsatzbereitschaft, Liebe zu den Menschen, gepaart mit Freundlichkeit sowie exzellentem Fachwissen waren die Triebfedern seiner medizinischen Laufbahn. Jetzt feiert er im Kreise seiner Familie bei altersgerecht bester Gesundheit seinen 85. Geburtstag.
Kreuter erhielt schon die Verdienstmedaille des Landes
Die Familie war ihm immer wichtig und hat ihm durch ihre Unterstützung, um nicht zu sagen Rückendeckung, erst viele der Erfolge ermöglicht. 1966 heiratete Kreuter die Lehrerin Eva-Maria Broicher. Vier mittlerweile erwachsene Töchter und elf Enkelkinder komplettieren nun die Familie Kreuter. Sie alle und natürlich auch viele ehemalige Patienten und Bürger der Stadt feiern gedanklich mit ihm, denn 85 Jahre, das ist schon was. Das Alter, aber auch die überstandene heftige Corona-Infektion haben ihre Spuren hinterlassen. Wer ihn persönlich kennengelernt hat, beschreibt ihn wegen seines bescheidenen, aber zielsicheren Auftretens, seiner stets ruhigen Art und der nie nachlassenden Höflichkeit und Freundlichkeit als einen besonders angenehmen Menschen. Neben der Ehrenplakette des Kreises wurde er mit der Verdienstmedaille des Landes geehrt.
Das Gläschen Wein am Abend stets in Ehren
Kreuters Erfolge und seine Bekanntheit resultieren nicht allein aus seiner Arbeit als Mediziner im Krankenhaus, sondern auch durch seine begleitende wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Wein und Gesundheit“. Nicht ohne Grund wird Gerhard Kreuter als der „Wein-Papst“ bezeichnet. International bekannt und anerkannt sind seine Studien zum Thema „Wein und Gesundheit“. Seit Anfang der 1990er-Jahre beschäftigt er sich wissenschaftlich mit dem Thema und hat unzählige Publikationen herausgegeben, 19 Beiträge in den Heimatjahrbüchern des Kreises Ahrweiler, hat mehr als 300 Vorträge und Seminare abgehalten sowie bundesweit Rundfunk- und Fernsehinterviews gegeben und ist Mitarbeiter bei mehreren Büchern. In Gesprächskreisen und als Fachmann bei Studien ist er hoch anerkannt.

In einem Buch: Die Geschichte des Ahrweins
Kreisstadt. Eine Auslese all dessen, was in 54 Vortragsabenden des 2009 gegründeten Gesprächskreises Ahrwein vorgetragen wurde und noch viel mehr, gibt es nun im neuen Büchlein „Ahrwein – Geschichte, Gesundheit, Gespräch“ nachzulesen.
Meistens kamen seine Aussagen bei den Bürgern gut an, denn seine Botschaft hört man gern: „Der moderate Weingenuss ist nicht nur erlaubt, sondern auch gesund, selbst für Diabetiker“. Gesund lebt er: „Am Abend ein Gläschen Wein, das kann mir niemand verbieten“, verrät der Jubilar.