Ostern, das Hochfest der Christen – also aller Menschen, die an die Auferstehung von Jesus von Nazareth glauben. Mit seinen Ursprüngen in den ersten Christengemeinden Griechenlands haben sich rund um das jahrtausendealte Fest zahlreiche Bräuche entwickelt. Manche sind zweifelsohne heidnischen Ursprungs. Viele davon sind auch heute noch weithin bekannt und werden gepflegt. Bunten Ostereiern und Schokoladenhasen kann man dieser Tage nur schwer entkommen. Aber es gibt auch alte Bräuche, die aussterben, in vielen Städten gar nicht mehr bekannt sind, denen aber in einigen Dorfgemeinschaften immer noch nachgegangen wird. Die Rede ist vom Kleppern oder Klappern an Karfreitag und Karsamstag.

Die Glocken fliegen nach Rom
„Zwischen dem Gloria am Gründonnerstag und dem Osternachtsgloria schweigen in der katholischen Kirche die Glocken als Symbol für die Grabesruhe“, erklärt Rainer Schönhofen, Gemeindereferent und pastoraler Koordinator aus Niederzissen. „Im Volksmund heißt es zu diesen Tagen, dass die Glocken nach Rom fliegen“, erklärt Schönhofen weiter.
„Eier her, Eier her, oder ich fall um. Wenn ihr keine Eier gebt, dann schloan mir ösch de Höhner um.“
Diesen Text singen die Klepperkinder am Samstagmorgen in Weibern
Aber still bleibt es in diesen Tagen rund um die Kirchtürme nicht. Schließlich haben diese traditionell nicht nur die Aufgabe, die Stunden zu schlagen, sondern auch zum Gebet zu rufen, weiß der Gemeindereferent weiter zu berichten. Gerade in ländlichen Räumen sei vielfach noch mehrmals am Tag das sogenannte Angelus-Geläut zu hören, mit dem die katholischen Gläubigen in früherer Zeit angehalten wurden, das Gebet „Der Engel des Herrn“ zu sprechen. Doch wie gelingt das ohne Kirchenglocken? Die Lösung: Kleppern – ein alter heidnischer Brauch, mit dem am Ende des Winters die bösen Geister vertrieben werden sollten. Die Kirche übernahm den Brauch, und fortan zogen Kindergruppen mehrmals am Tag durch die Dörfer, um zu kleppern, was das Zeug hielt – bis heute.
Messdiener übernehmen oft das Kleppern
„Heute übernehmen das Kleppern oft unsere Messdiener, aber es wird immer schwieriger, die Kinder und Jugendlichen dafür zu begeistern“, klagt der Gemeindereferent. So wird etwa im Brohltal heute noch in fünf Ortsgemeinden der Brauch des Klepperns gelebt. In Wassenach, Wehr, Weibern, Glees und Kempenich ziehen Jugendliche, oft Messdiener, mit ihren klappernden Lärminstrumenten und Ratschen zu traditionell festgelegten Uhrzeiten durchs Dorf und ersetzen die schweigenden Kirchenglocken. Mancherorts werden das weithin hörbare Kleppern durch traditionelle Rufe ergänzt. So heißt es in Kempenich zur Mittagszeit an den Kartagen etwa: „Et läut Mötach, ber satt ös, der laacht, ber Hunge hät, der häult, ber bang ös, der gräult.“ In Weibern fordern die Klepperkinder am Samstagmorgen: „Eier her, Eier her, oder ich fall um. Wenn ihr keine Eier gebt, dann schloan mir ösch de Höhner um.“ Denn nicht nur in Weibern wurden die Klepperkinder für ihren Dienst traditionell mit Eiern belohnt.

Dass es damit heute nicht mehr unbedingt getan ist, weiß Matthias Drautzburg aus Wassenach zu berichten. Er ist Obermessdiener und gehört zum Team, das die kirchliche Jugendarbeit im Dorf koordiniert. „Wir sind in diesem Jahr vermutlich wieder mit zwölf Messdienern in mehreren Gruppen im Dorf unterwegs. Dabei dürfen wir aber auch für unsere Messdienerkasse sammeln, und manche stecken uns auch Süßigkeiten zu“, berichtet Matthias. Anschließend gebe es für alle Teilnehmer ein gemeinsames Mittagessen. Aber er sieht auch, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, genügend Teilnehmer zu finden. „Manche wollen in den Ferien einfach nicht mehr so früh aufstehen“, klagt der Messdiener.
Stirbt das Brauchtum aus?
Ob es den Brauch in 20 Jahren noch geben wird, kann auch Rainer Schönhofen nicht vorhersehen. Eine entscheidende Rolle spielt seiner Meinung nach auch die Motivation der jungen Menschen durch ihre Eltern. Aber er ist sich sicher: „So lange es Menschen gibt, die unsere Traditionen leben, werden diese auch überleben.“