Der Wahlkampf geht in den Endspurt. Nach dem vorzeitigen Ampel-Aus hatten die Parteien nur wenige Wochen Zeit, aus dem Stand heraus einen Wahlkampf zu organisieren. Eine Herausforderung vor allen Dingen für die kleineren Parteien.
Für David Eilert, Wahlkreiskandidat der FWG, bedeutete der kurze Wahlkampf schon eine besondere Herausforderung. „Wir haben das Beste draus gemacht und acht Wochen durchgehend Wahlkampf betrieben“ sagt er. „Wir sind eine kleine Partei. Dementsprechend haben wir mehr Aufwand betreiben müssen, denn weniger Leute heißt ja auch mehr Arbeit.“ Dennoch zieht er ein einigermaßen positives Fazit. „Ich denke schon, dass wir auf Wahlkreisebene einiges bewegt haben, wie etwa die Bundstagskundgebung in der Nickenicher Schützenhalle in sehr freundschaftlicher Atmosphäre.“
Wir nehmen das sportlich.
Lucas Schön, Die Linke
Auch für die Linke, die im Wahlkreis Ahrweiler ebenfalls zu den kleineren Parteien zählt, waren die vergangenen Wochen nicht einfach. Nur so wenig Zeit für den Wahlkampf zu haben, sei für alle Parteien schwierig, sagt Die-Linke–Direktkandidat Lucas Schön. Hinzu komme die kalte Jahreszeit, ergänzt er. „Aber wir nehmen das sportlich. Außerdem haben wir relativ viel Unterstützung von Personen, die nicht in der Partei sind“, so der 35-Jährige. Alles in allem ist Die Linke ihm zufolge gut aufgestellt. Zudem habe die Partei gerade im Endspurt viel Zustimmung erfahren können. Deshalb ist Schön überzeugt, dass seine Partei ein gutes Wahlergebnis hinbekommen wird.
Wenig Zeit für Küchentischgespräche
„Da mussten mein Team und ich schon gehörig umdisponieren“, sagt Verena Örenbas, Grünen-Kandidatin im Wahlkreis im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir mussten auf die Schnelle eben alles etwas konzentrierter angehen – aber auch das geht.“ Für die Werbung in eigener Sache und die Partei setzt sie auf die klassischen Methoden: Wahlkampfstände an den Wochenenden, Haustürbesuche und Veranstaltungen mit prominenter Unterstützung aus dem Bund oder dem Land. Aber auch Kamin- oder Küchentischgespräche, mit denen vor allem der Grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck für Aufmerksamkeit gesorgt hat, stehen bei Verena Örenbas im Terminkalender. „Dafür hatte ich sogar mehr Anfragen, als in der kurzen Zeit möglich ist.“ Auch wenn der Wahlkampfsprint anstrengend ist: „Der direkte Kontakt mit den Bürger:innen macht auch riesig Spaß“, sagt die Grünenkandidatin.
FDP-Kandidat ist gelassen
Mehr Gelassenheit zeigt dagegen die FDP. Für den Kandidaten Ulrich Hermani hat der kurze Wahlkampf keine Rolle gespielt, da er sich selbst erst kurzfristig dafür entschieden hat zu kandidieren. Offiziell nominiert wurde er dann erst am ersten Dezemberwochenende. Die FDP im Wahlkreis Ahrweiler war allerdings auch bei der vorhergehenden Bundestagswahl recht knapp dran mit der Nominierung. Das ist bei den „kleineren“ Parteien also nicht ganz unüblich.

Auf ein ganz anderes Problem weist der SPD-Kandidat Ferdi Akaltin hin: „Besonders herausfordernd war, sich angesichts der drängenden weltpolitischen Themen bemerkbar zu machen. Wir haben es zum Beispiel mit einem amerikanischen Präsidenten zu tun, der autokratische Züge an den Tag legt und dessen Administration sich offen in den Wahlkampf einmischt. Da war es nicht leicht, auf die drängenden Probleme in unserem Land hinzuweisen“, so Akaltin. Und noch etwas beschäftigt den SPD-Kandidaten. „Der Wahlkreis 197 ist riesengroß – das wurde mir bei den vielen Touren wieder einmal bewusst. Dennoch waren viele Genossinnen und Genossen mit mir an den Haustüren, den Infoständen oder bei den vielen Veranstaltungen. Für die kurze Vorbereitungszeit war das ein tolles Pensum.“
CDU-Wahlkampf verlief ruhig und gelassen
Für die amtierende Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises, Mechthild Heil (CDU), ist es der fünfte Bundestagswahlkampf – und diese Routine zahlt sich jetzt aus. Sie konnte sich auf ein eingespieltes Team in den eigenen Reihen verlassen– im Grunde sei es dann egal, ob der Wahlkampf früher oder später einsetze. Der Wahlkampf sei konzentriert und gut gelaufen, „ohne große Stressbelastung“, heißt es aus dem CDU-Wahlkampfteam der Andernacherin.