Auch Supermärkte im Blick
Was Bad Neuenahr tut, um kühler zu werden
"Neben dem hohen Versiegelungsgrad des Ahrweiler Bahnhofsvorplatzes sorgen vor allem die großen vollversiegelten Parkplatzflächen der Einzelhändler für eine Verschärfung der Hitzesituation", heißt es im Klimaanpassungskonzept.
Frank Bugge

In Bad Neuenahr ist es im Sommer heiß. Zu heiß. So entstand 2024 ein bundesweiter Höchstwert am heißesten Tag des Jahres. Die Stadt tut etwas dagegen, mit einem Klimaanpassungskonzept. Doch auch andere sind in der Pflicht.

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Der am 13. August in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit 36,5 Grad laut Deutschem Wetterdienst gemessene bundesweite heißeste Tag des Jahres 2024 legt den Fokus auf die Klimapolitik in der Kreisstadt. Hitzehotspots sind im aktuellen 130-seitigen Klimaanpassungskonzept der Stadt ausgewiesen. Darin gibt es aber auch einen Maßnahmenkatalog mit 28 Punkten, nicht nur zum Hitzeschutz, sondern auch zur Starkregenvorsorge.

Nicht nur die Stadt ist in der Verantwortung

Beispiele für Hitzeschutzmaßnahmen seien die Einrichtung von Schattenplätzen, die Schaffung eines natürlichen Sonnenschutzes durch Baumpflanzungen, aber auch die Installation künstlicher Sonnenschutzvorrichtungen wie Sonnensegel. Durch die Entsiegelung asphaltierter Flächen und das Anlegen von Wasserspielen, Wasserflächen und Brunnen könne lokalen Hitzehotspots entgegengewirkt werden.

Der Landrat-Joachim-Weiler-Platz am Ahrweiler Bahnhof und die Flächen der angrenzenden Discounter bilden laut Klimaanpassungskonzept einen Hitzehotspot. Entsiegelungen und Begrünungen sind hier vorgesehen.
Frank Bugge

Ein Hitzehotspot lasse sich im Bereich südöstlich des Landrat-Joachim-Weiler-Platzes erkennen: „Neben dem hohen Versiegelungsgrad des Ahrweiler Bahnhofsvorplatzes sorgen vor allem die großen vollversiegelten Parkplatzflächen der Einzelhändler für eine Verschärfung der Hitzesituation.“ Die Stadt beabsichtigte eine klimaangepasste Neugestaltung der Plätze, die bereits etwas bepflanzt und wie am Bahnhof übergangsweise „mobil“ begrünt wurden. Im Konzept ist eine klare Aufforderung formuliert: „Dennoch sind auch private Initiativen der Einzelhändler zur Umgestaltung der stark versiegelten Flächen erforderlich, um die klimatischen Gegebenheiten zu verbessern“, heißt es.

Bei Rossmann in Ahrweiler ist noch Luft nach oben

Die Drogerie Rossmann hat Ende Oktober 2024 auf einem Teil des vorher gepflasterten Aldi-Parkplatzes einen 850 Quadratmeter umfassenden Neubau als Ersatz für den 2021 gefluteten Standort in der Poststraße eröffnet. Rossmann nehme das Thema der versiegelten Flächen sehr ernst, so Unternehmenssprecher Torben Reisgies auf RZ-Anfrage. Und weiter: „Die Möglichkeiten, Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte beim Bauen von Eigenobjekten zu integrieren, sind vielfältiger als bei den Mietobjekten, da wir als Eigentümer einen größeren Handlungsspielraum besitzen.“

"Neben dem hohen Versiegelungsgrad des Ahrweiler Bahnhofsvorplatzes sorgen vor allem die großen vollversiegelten Parkplatzflächen der Einzelhändler für eine Verschärfung der Hitzesituation", heißt es im Klimaanpassungskonzept.
Frank Bugge

Wo möglich, gebe es Flachdächer mit Dachbegrünung, die die wärmedämmende Wirkung verbessern, Regenwasser zurückhalten und Tieren und Pflanzen als Lebensraum dienen. „Ein positiver, nicht unerheblicher Nebeneffekt außerdem: die Reinigung der Luft von Staub und Schadstoffen.“ Beim neuen Rossmann-Markt in Ahrweiler trifft das nicht zu. Auf dem Dach findet sich allerdings eine Photovoltaikanlage.

Regenspeicher sollen es richten

Ein weiterer Hitze-Hotspot ist die Innenstadt von Bad Neuenahr, die eine deutliche Aufheizung im Vergleich zur Umgebungstemperatur aufweise, so das Konzept. „Stark versiegelte Innenstadtplätze wie der Platz an der Linde und der Alte Marktplatz sorgen für eine geringere Abkühlung bei Nacht und somit für eine deutliche Minderung der Aufenthaltsqualität sowie eine Zunahme der gesundheitlichen Belastung“, heißt es dort.

Der Bau weiterer Trinkwasserbrunnen mit regelmäßig geprüfter Trinkwasserqualität wie auf dem Platz an der Linde sind für die Erfrischung der Bürger an heißen Tagen vorgesehen.
Frank Bugge

Hier wurde bereits reagiert und beim Wiederaufbau übergangsweise entsiegelt und begrünt. Es sollen sogenannte Schwammstadt-Elemente wie Baumrigolen oder Zisternen eingebaut werden. Beim Wiederaufbau in der Ahrstraße, der Poststraße und der Kreuzstraße soll es 34 neue Bäume geben. Außerdem sind die Baumstandorte dort zu großen Teilen mit einem Regenwasserspeichersystem ausgestattet. Die Speicher können bei Regenvorhersage ferngesteuert entleert werden. So steht Rückhaltevolumen dann zur Verfügung, wenn es benötigt wird. Bei Trockenheit wiederum können die Bäume mit dem Wasser aus dem Speicher bewässert werden. Weitere Schwammstadt-Elemente sind wasserdurchlässige Beläge, Versickerungsmulden, Zisternen, große Plätze als Regenrückhaltebecken und Gebäudebegrünungen.

Wichtig sei es auch, „Stadtbäume neu zu denken“. Klimabedingter Schädlingsbefall und Krankheiten stellen eine wachsende Herausforderung für die Gesundheit von Stadtbäumen dar. Trockenheit, Hitzewellen und die zunehmende UV-Strahlung führten zu „thermisch bedingten Rindenschäden“. Neben der richtigen Sortenwahl sei Rücksicht auf einen steigenden Pflegebedarf wichtig.

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