Leuchtturm für Tourismus
Warum sich das Ahrtal über ein Luxushotel freuen würde
Eine Aufgabe, die im Ahrtal Respekt erzeugt: Die Verwandlung des Klosters Calvarienberg in ein Luxushotel.
Hans-Jürgen Vollrath. Hans-Juergen Vollrath

Das Ahrtal hat kein Luxushotel. Im Kloster Calvarienberg soll dieser Traum von Projektentwickler Roland Breunig Wirklichkeit werden. Dafür bekommt er viel Beifall und noch mehr Respekt angesichts der Aufgabe, einen Betreiber und Investor zu finden.

„Wir brauchen mehr Bettenkapazitäten.“
Günther Uhl, Vorsitzender des Dehoga

Im Ahrtal fehlen immer noch Bettenkapazitäten. Das ist nach der Flut von Touristikern immer wieder kommuniziert worden. Ebenso laut ist der Ruf nach dem Wiederaufbau der Ahr-Thermen. Jetzt kommt mit der Revitalisierung des Klosters Calvarienberg samt Fünf-Sterne-Hotel mit eigenem Spa ein Leuchtturmprojekt ins Spiel, das die Landschaft der Hotellerie im Ahrtal im bisher kaum bespielten Luxussegment bereichern soll. Wie sind die Reaktionen aus der Branche auf dieses Vorhaben?

„Wir brauchen mehr Bettenkapazitäten“, sagt Günther Uhl, Dehoga-Vorsitzender im Kreis Ahrweiler. Selbst nach der Eröffnung des Steigenberger-Hotels sei das Angebot nicht ausreichend. Doch bis die ersten Gäste einziehen in das Luxushotel, für das der Baubeginn 2026 avisiert ist, sollte aus Sicht des Dehoga-Chefs die entsprechende Infrastruktur im Ahrtal vorhanden sein. „Das ist der wunde Punkt. Es dauert alles zu lange. Alle sind aufgefordert, Gas zu geben.“ Auch für den Einzelhandel sei es wichtig, die Gäste eines Luxushotels in der Stadt zu haben, die beim Shoppen auf ein hochwertiges Angebot Wert legen.

Andreas Lambeck thematisiert Crowdinvesting

Für Andreas Lambeck, Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus, liegt die Chance des künftigen Betreibers in der einzigartigen Story, die mit einem Hotel im Kloster verbunden wäre. „Es ist so, dass sich Hotels, die eine Geschichte erzählen können, am besten behaupten können“, weiß Lambeck. Allerdings ist auch ihm bewusst, dass dafür sehr viel Geld mitzubringen ist, denn für das Hotel hat der Projektentwickler Roland Breunig aus Würzburg eine Investitionssumme von 50 Millionen Euro kalkuliert.

Gesucht wird ein Betreiber und/oder Investor. Lambeck glaubt, dass ein überzeugendes Unternehmenskonzept Interessenten locken kann. Es gebe spannende Systeme für Crowdinvesting, bei dem sich einzelne Anleger, also die Crowd, an der Finanzierung von Firmen beteiligen und von Renditepotenzialen profitieren. Als Beispiel nennt Lambeck die Falkensteiner Hotels. Im Jahr 2017 startete diese Hotelgruppe mit dem Partner Invesdor die erste Crowdfinanzierung für das Unternehmen.

Lambeck sieht aber auch eine Mitverantwortung des Ahrtal-Tourismus bei der Unterstützung des Projekts Hotel im Kloster. Dabei gehe es darum, die öffentliche Wahrnehmung für das Vorhaben zu steigern, so Lambeck. Mit im Boot ist als Netzwerker außerdem die Wirtschaftsförderung des Kreises Ahrweiler mit ihren Kontakten.

Als Hotelier in Bad Neuenahr und Vorsitzender des Ahrtal-Tourismus hält Christian Lindner das Projekt für „sehr ambitioniert“. „Wir begrüßen es, wenn Unternehmer etwas bewegen“, so Lindner. Er sieht aber auch die Herausforderung eines riesigen Vorhabens. „Aus einem Kloster macht man nicht mal eben ein Luxushotel“, so Lindner.

Ein mit herauszuhörender Skepsis gepaarter Respekt angesichts der Dimensionen dieser Aufgabe schwingt mit bei aller Freude auf ein künftiges Luxushotel. „Wir freuen uns“, so Markus Zednik, der in Bad Neuenahr die Edelboutique Dreams führt. Allerdings seien das Luxushotel und die Nachbarschaft von Schulen schon eine spezielle Kombination. Aber er könne sich durchaus vorstellen, dass es finanzstarke Gruppierungen gibt, die hier einsteigen wollen, denn Luxushotels funktionierten selbst an abgelegensten Orten. „Schließlich gibt es im Ahrtal kein Fünf-Sterne-Hotel“, so Zednik.

Dass sich Hotellerie und Einzelhandel gegenseitig befruchten, sehe man in Ahrweiler, wo mit dem schicken Burghotel auch die Geschäftswelt stylischer geworden sei. Gäste aus diesem Segment ziehe in Bad Neuenahr bestimmt auch bald das neue Boutiquehotel Alex an der Therme in der Lindenstraße an, zumal es in Bad Neuenahr noch einige Baustellen mit Fragezeichen wie das abgerissene Seta- oder das Dorinthotel gebe.

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