Bürgermeisterwahl im Mai
Warum Alexander Albrecht Sinzigs Stadtchef werden will
Bürgermeisterkandidat Alexander Albrecht (links) mit FWG-Fraktionssprecher Reiner Friedsam.
Hans-Jürgen Vollrath. Martin Gausmann

Bei der Bürgermeisterwahl 2017 haben die Freien Wähler – Bürgerliste Sinzig (FWG) noch den aktuellen Stadtchef Andreas Geron unterstützt. Jetzt gehen sie mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen. Und das hat Gründe. 

Seit vergangenem Freitag steht fest: Wenn die Sinziger am 18. Mai ihren neuen Bürgermeister wählen, stehen mindestens zwei Kandidaten zur Auswahl. Denn neben dem aktuellen Stadtchef Andreas Geron (parteilos) bewirbt sich Alexander Albrecht von den Freien Wählern – Bürgerliste Sinzig (FWG) um das Amt. Warum sich die FWG entschlossen hat, einen eigenen Kandidaten aufzustellen, nachdem sie bei der Wahl 2017 noch Geron unterstützt hatte, das erläuterte nun Fraktionssprecher Reiner Friedsam stellvertretend für die erkrankte Vorsitzende Melanie Hürlimann in einem Pressegespräch.

Vertrauensverlust in Geron seitens der FWG in den Ortsteilen

Man sei in einem Entwicklungsprozess über mehrere Jahre hinweg zur Erkenntnis gekommen, dass parteilose Bürgermeister ohne Einbeziehung der Politik ihre Vorstellungen durchsetzen wollten, so Friedsam. Dabei würden sie vergessen, dass der Rat von Bürgern gewählt, also souverän sei, ergänzte er. Das ist aber nicht der einzige Kritikpunkt der FWG am amtierenden Stadtchef. Hinzu kommen Friedsam zufolge unzureichende Transparenz – als Beispiel nannte er den avisierten Bau des neuen Feuerwehrhauses – sowie Gerons immer wiederkehrende Beanstandung in den Gremien, dass in den Ortsteilen ein Kirchturmdenken an den Tag gelegt würde. „Das hat zu einem deutlichen Vertrauensverlust in den Ortsteilen geführt“, so Friedsam über Stimmung bei den Freien Wählern.

In dem Pressegespräch stellte Alexander Albrecht sich und seine Ziele als Bürgermeister vor.
Hans-Jürgen Vollrath. Martin Gausmann

Deshalb habe man sich innerhalb des Vorstands intensiv beraten und sei zu dem Entschluss gekommen, einen eigenen Kandidaten aufzustellen, erklärte Friedsam. Im Hinblick darauf, dass die Wahl vorgezogen wird und bereits im Mai und nicht – wie üblich – im September erfolgt, ergänzte er, dass man sich eine längere Vorlaufzeit gewünscht hätte. „Denn es ist deutlich anspruchsvoller, gegen einen amtierenden Bürgermeister anzutreten“, betonte Friedsam.

Entscheidung für eine Kandidatur vergangenen November getroffen

Allerdings sind sich die Freien Wähler sicher, mit Alexander Albrecht, den richtigen Kandidaten gefunden zu haben – wegen seiner empathischen Art und der offenen Kommunikation, wie Friedsam betonte. Als langjähriger Ortsvorsteher von Bad Bodendorf – Albrecht übte das Ehrenamt 15 Jahre lang aus – habe er gezeigt, dass er in großen wie in kleinen Dingen motivieren und bei unterschiedlichen Standpunkten einen könne, so Friedsam, der auch zurück auf die Flutkatastrophe 2021 und deren Folgen blickte. „Da warst du der Kapitän auf der Brücke“, sagte Friedsam in Richtung Albrecht.

Dieser nutzte das Pressegespräch, um sich, seinen beruflichen Werdegang sowie seine Ziele als Bürgermeister der Stadt Sinzig vorzustellen. Bereits im November 2024, so berichtete der 56-Jährige, habe er sich entschieden, für das Amt des Stadtchefs zu kandidieren. Den Impuls dazu habe ihm seine Frau Cornelia gegeben. Ihr sei aufgefallen, dass ihm, seit er nicht mehr Ortsvorsteher sei, etwas fehlen würde. „Nun freue ich mich, einstimmig gewählt worden zu sein“, sagte er rückblickend auf die Mitgliederversammlung der FWG am vergangenen Freitag.

„Ehrenamtlich Tätige müssen sich mehr wertgeschätzt fühlen.“
Alexander Albrecht

Ein besonderes Augenmerk will Albrecht, aktuell Beigeordneter der Stadt Sinzig und davor seit 2009 Mitglied des Stadtrats in der FWG-Fraktion, auf das Ehrenamt und die Stärkung der Ortsteile legen. „Ehrenamtlich Tätige müssen sich mehr wertgeschätzt fühlen“, so Albrecht. Zudem gehe es darum, die Identität und Tradition eines jeden Ortsteils in einem gesamtstädtischen Konzept zu bündeln. Als Beispiel nannte er ein Kulturprogramm, in das verschiedene Veranstaltungsorte in den Ortsteilen eingebunden werden könnten. Nicht zuletzt würden auch die Ideen in der untersten Ebene geboren. „Es fängt immer unten an, und allein geht es sowieso nicht“, betonte Albrecht. Seiner Überzeugung nach könnten die Projekte der Stadt umso schneller und umso einfacher vorangebracht werden, wenn die Entscheidungsträger bereits im Vorfeld mitgenommen würden.

Im Mai wählen die Sinziger einen neuen Bürgermeister.
Silke Müller

Auf die Fahnen geschrieben hat sich Albrecht auch, die heimische Wirtschaft aktiv zu fördern. Vor allem, um bestehende Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu sichern. Wichtig ist ihm ebenfalls, einen regelmäßigen runden Tisch mit Unternehmern und Vereinen einzuführen, um zu erfahren, wo der Schuh drückt beziehungsweise wo die Verwaltung unterstützend tätig sein könnte. „Offene Kommunikation, damit keine Probleme entstehen“, so formuliert es Albrecht. Als weitere Punkte nannte er unter anderem ein aktives Leerstandsmanagement und die Präsentation auf Messen, um mögliche Start-ups oder Neugründer nach Sinzig zu holen, sowie die Entwicklung von Gewerbegebieten und die Realisierung eines Hotels.

Gewässer- und Hochwasserschutz ganz oben auf der Agenda

Ein anderes wichtiges Thema ist für Albrecht die Sicherheit – nicht zuletzt auch als Folge der Flutkatastrophe im Juli 2021. Man habe viele Konzepte zum Hochwasser- und Gewässerschutz gehabt. Aber: „Es dauert zu lange. Das müssen wir forcieren. Schließlich geht es um den Schutz und die Sicherheit der Bürger“, betonte der FWG-Kandidat im Hinblick auf die Umsetzung der Maßnahmen und ergänzte: „Das steht ganz oben auf der Agenda, vor allem nach dem, was wir erlebt haben.“

Aber auch gegen das generelle Gefühl der Unsicherheit unter den Bürgern will er etwas unternehmen, etwa dunkle Ecken wie im Bereich des Bahnhofs ausleuchten, um Angsträume zu beseitigen. Neben der Erneuerung wichtiger Straßen und der Umsetzung des Anfang 2020 beschlossenen Radverkehrskonzepts möchte Albrecht auch die gesamtstädtische Parkraumgestaltung und -bewirtschaftung angehen.

Die Verwaltung nimmt er ebenfalls in den Blick. „Mein Bestreben ist es, den Bürgerinnen und Bürgern ein serviceorientiertes Rathaus zu präsentieren“, so Albrecht. Anfragen und Anliegen beispielsweise sollten schnell und unkompliziert erledigt werden können – auch ohne Termin.

Zur Person

Alexander Albrecht ist 56 Jahre alt, verheiratet und wohnt in Bad Bodendorf. Seit 2018 arbeitet er als Berufsbetreuer gemäß Paragraf 1896 des Bürgerlichen Gesetzbuches für den Kreis Ahrweiler. Zwischen 2010 und 2018 war er Betriebsleiter/Prokurist bei der Eifel-Therme Zikkurat Mechernich und zuvor bei der Kristallrheinpark-Therme Bad Hönningen. Von 1997 bis 2010 betrieb er als Pächter das Thermalfreibad in Bad Bodendorf. 2009 wurde er erstmals in den Sinziger Stadtrat und zum Ortsvorsteher von Bad Bodendorf gewählt. Letzteres Ehrenamt bekleidete er bis 2024. Zudem war er von 2012 bis 2024 Vorsitzender des Vereins „Zukunft Bad Bodendorf“ und von 2014 bis 2024 Mitglied im Kuratiorum der Jugendstiftung im Kreis Ahrweiler. Seit 2024 ist er Beigeordneter der Stadt Sinzig. Zu seinen Hobbys gehören das Fahrradfahren, Wandern und Schwimmen. sm

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