Wiederaufbau mit Hindernissen
Wann sprudelt der Quellenhof in Bad Neuenahr wieder?
Noch sind die Türen zum Quellenhof verschlossen.
Beate Au

Lange ist nicht viel passiert in einem für Bad Neuenahr wichtigen Einzelhandelsobjekt. In der Einkaufspassage Quellenhof waren die Türen nach der Flut verschlossen. Jetzt lässt hier reges Handwerkertreiben auf eine Wiederbelebung im Frühling hoffen. 

Noch bietet der Fischhändler Meyer seine Spezialitäten aus dem Meer an einem Verkaufsstand an der Hauptstraße in Bad Neuenahr an. Doch das wird sich schon bald ändern. Der Wiedereinzug mit Restaurant in den Quellenhof Ende April/Anfang Mai ist in Sichtweite. Es hat lange gedauert, doch in der überdachten Einkaufspassage sind Handwerker im Endspurt zu sehen. Dreieinhalb Jahre nach der Flut im Juli 2021 sind die Tage der verbarrikadierten Türen und Absperrungen gezählt. Unsere Zeitung sprach mit Karl Zerwas, dem ein Großteil der Gewerbeimmobilien gehört, und der in seiner Funktion als Beiratsvorsitzender mit der Hausverwaltung einen schwierigen und zähen Wiederaufbau stemmen musste.

Die Herausforderung beim Wiederaufbau: Bürokratie

Handwerkerbetrieb herrscht vor dem Quellenhof.
Beate Au

„Der Quellenhof war nach der Flut schwer gebeutelt. Heizung, Lüftung, Elektrik – die gesamte Infrastruktur der Haustechnik musste ersetzt werden“, berichtet Zerwas und spricht von einem Gesamtschaden von rund 30 Millionen Euro. Warum es dann so lange gedauert hat, bis die Ausschreibungen rausgehen und die Handwerker mit ihrer Arbeit beginnen konnten, erklärt Zerwas mit den Auflagen der Elementarversicherung, die zu erfüllen waren in einem Dschungel an verschiedenen Zuständigkeiten.

Bei größeren Objekten müsse nicht nur ein von der Versicherung bestellter Gutachter involviert sein, sondern auch ein Architekt, der wiederum einen Fachplaner einbinden muss. Hinzugekommen seien als Bremser eine überbordende Bürokratie, langwierige Genehmigungsprozesse und neue Auflagen, die bei einer Erneuerung – beispielsweise von Lüftungsanlagen oder Wasserleitungen – zu berücksichtigen sind. „Das Positive dabei: Jetzt ist alles auf dem neuesten Stand der Technik“, so Karl Zerwas und betont, so seien die Eigentümer von Investitionen, die irgendwann auf sie zugekommen wären, entlastet.

Wo wieder Leben in den Quellenhof kommt

Für das Ecklokal sucht Karl Zerwas noch einen Mieter mit Hinguckereffekt.
Beate Au

Karl Zerwas hofft, dass sich der Bad Neuenahrer Quellenhof bald wieder mit Leben füllt. Das Kino zeigt schon seit Frühjahr 2023 wieder Filme. Das Chinarestaurant sei wieder offen, die Dartkneipe ebenso, und das Bowling-Center demnächst auch am Start, so Zerwas. Außerdem plane das Restaurant „Bani‘s“ eine Rückkehr. Neben Fisch Meyer kommt der türkische Lebensmittelladen wieder. Schade findet es Zerwas, dass der beliebte Bioladen, der eine große Fläche im Erdgeschoss belegt hat, nicht wieder in den Quellenhof einzieht. „Einen Hingucker suche ich noch für die markante Ladenecke am Eingang“, so Zerwas. Er kündigt außerdem an, dass es wieder ein Café im Quellenhof geben wird. In die ehemalige Eisdiele werde ein Imbiss einziehen, so Zerwas, der seine Ladenlokale mit weitestgehend kompletter Einrichtung vermietet.

In den ehemaligen Eissalon soll ein Imbiss einziehen.
Beate Au

Da er selbst das Heft in der Hand behalten will, sei für ihn auch die Initiative gegen Leerstände in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler keine Option. Dank einer Förderung durch das Innenministerium des Landes haben Unternehmer und Existenzgründer dabei die Möglichkeit, leer stehende Ladenflächen zu stark vergünstigten Konditionen anzumieten. Dabei mietet die Stadt, vorausgesetzt der Eigentümer ist einverstanden, leer stehende Ladenlokale zu 70 Prozent der ursprünglichen Kaltmiete an. Diese Flächen können dann zu deutlich vergünstigten Konditionen an Dritte weitervermietet werden.

Die Differenz wird vom Ministerium mitgetragen. Der Förderzeitraum beträgt zwei Jahre. Für Zerwas ein Zeitraum, der zu kurz ist, um das aus seiner Sicht darin enthaltene Risiko einzugehen, bereits nach einem Jahr ein dann eventuell renovierungsbedürftiges Ladenlokal zurückzubekommen. Außerdem stört es ihn, dass er bei diesem Geschäft keine Einflussmöglichkeit oder die Chance habe, „Nein“ zu sagen.

Auf der Suche nach dem passenden Mix

Karl Zerwas erklärt, mit welchen Herausforderungen er zu kämpfen hatte.
Beate Au

Er setzt darauf, den für ihn passenden Mieter zu finden und ihn mehr als zwei Jahre vertraglich zu binden. Und so macht er sich lieber selbst auf die Suche – zum Beispiel nach einer Lösung für den ehemaligen Modeladen in der Passage. 450 Quadratmeter sind zu vergeben – für Modeketten sei das zu wenig, so Zerwas. Die Ideallösung wäre für ihn die Umwandlung der Fläche in eine Art kleine Markthalle mit eventuell bis zu zehn Ständen, an denen regionale Produkte angeboten werden.

Ein aktueller Blick ins Innere des Quellenhofs.
Beate Au

„Früher war hier der erste Lidl in Rheinland-Pfalz zu finden“, erinnert sich Zerwas an die Anfänge des Quellenhofs in den 1980er-Jahren. Ladenpassagen waren damals sehr angesagt. Der Quellenhof hat bereits viele stürmische Zeiten und auch Flauten überstanden. Der Quellenhof, den Zerwas wieder schick machen möchte, ist ein Baustein auf dem Weg zu einem Bad Neuenahr, das wieder bunt wird. Doch Zerwas glaubt, dass es bis dahin noch lange dauern wird.

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