Waltraut Thormann hat nach 24 Jahren ihr Amt beim TV Sinzig 08 abgegeben - Ehrenvorsitz für sie und Peter Langelage
Waltraut Thormann hat ihr Amt beim TV Sinzig 08 abgegeben: Langjährige Vorsitzende tritt in zweite Reihe
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24 Jahre lang war Waltraut Thormann Vorsitzende des TV Sinzig 08. Foto: Silke Müller
Silke Müller

Generationen im Turnverein (TV) Sinzig 08 sind mit ihr an der Spitze groß geworden: Die Rede ist von Waltraut Thormann. 24 Jahre lang war sie Vorsitzende des größten Vereins der Barbarossastadt. Bei den jüngsten Neuwahlen hat sie ihr Amt genauso zur Verfügung gestellt wie ihr Stellvertreter Peter Langelage, der diese Position 22 Jahre bekleidete. Damit geht im TV Sinzig eine Ära zu Ende.

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Rückblick auf 2000: In jenem Jahr wurde Waltraut Thormann zur Vereinschefin gewählt. Ihr Engagement im TV Sinzig jedoch hat bereits viel früher begonnen. Denn schon 1994 wurde sie erstmals in den Vorstand gewählt. Damals, so berichtet die heute 75-Jährige, habe ihre Übungsleiterin mit Blick auf die anstehenden Neuwahlen Freiwillige gesucht. „Da habe ich die Hand gehoben – und schon war ich im Vorstand als Beisitzerin“, meint Waltraut Thormann rückblickend.

Mitglied seit Anfang der 1980er-Jahre

Mitglied im TV Sinzig ist sie bereits seit Anfang der 1980er-Jahre. „Ich bin über die Gymnastikgruppe reingekommen. Aus einer Laune heraus“, sagt sie. Es sei im Januar gewesen, als sie mit Freundinnen einen guten Vorsatz erfüllen und Sport treiben wollte. „Denn davor habe ich in dieser Hinsicht eigentlich gar nichts gemacht, lediglich als Jugendliche Tennis gespielt“, erzählt Waltraut Thormann, die an der Nordseeküste geboren und in Bad Neuenahr-Ahrweiler aufgewachsen ist. „Also sind wir hingegangen und haben uns damals gedacht: Schauen wir mal ...“, sagt sie und ergänzt schmunzelnd: „Meine Freundinnen sind abgesprungen – und ich bin hängen geblieben.“

Als sie im Jahr 2000 zur Vorsitzenden gewählt wurde, absolvierte sie parallel eine Ausbildung zum Übungsleiter Breitensport speziell für Kinderturnen. Anfangs half sie lediglich ihrer Tochter, die die Kindergruppe leitete. „Als sie studieren gegangen ist, habe ich die Gruppe übernommen“, berichtet Waltraut Thormann. Bis 2006 hatte sie das Ruder in der Hand. Dann musste sie sie krankheitsbedingt abgeben. „Seitdem habe ich praktisch gar nichts mehr gemacht“, sagt die Mutter von insgesamt drei Töchtern, die heute 41, 44 und 46 Jahre alt sind.

Mitgliederzahlen praktisch konstant

Nur der Vorstandsarbeit ist sie über all die Jahre hinweg treu geblieben. Und diese hat sich Waltraut Thormann zufolge in der langen Zeit auch nicht großartig verändert. „2000 musste ich allerdings ein bisschen kämpfen, um mich als Frau durchzusetzen“, räumt sie schmunzelnd ein und fährt fort: „Die Männer haben damals immer gedacht, dass ich das nicht allein schaffen würde. Und ich habe gedacht: ,Traut ihr mir das denn gar nicht zu?'“ Auch bei den Mitgliederzahlen habe es in ihren Jahren als Vorsitzende keine großen Veränderungen gegeben. „Sie lagen immer zwischen 900 und 1000. Und Gott sei Dank haben wir auch bei Corona keinen großen Effekt gemerkt. Die meisten sind uns treu geblieben“, freut sich Waltraut Thormann.

Immer mal wieder seien über die Jahre hinweg Anfragen von außen gekommen, um neue Abteilungen zu schaffen, etwa Basketball. „Aber so etwas scheitert an nicht vorhandenen Übungsleitern und allgemein an den Hallenzeiten. Das wollen viele nicht begreifen“, sagt Waltraut Thormann. Die Lage habe sich noch einmal mit dem eingeführten Ganztagsunterricht in den Schulen verschärft, weil die Vereine dann erst ab 16 Uhr in die Hallen konnten. Und dann kam die Flut – und zerstörte nahezu alle Sporthallen. „Bis auf die Jahnhalle, und da knubbelt sich jetzt alles“, so Waltraut Thormann.

Höhepunkte in der Zeit als Vereinschefin
Eines der größten Ereignisse, die in die Amtszeit von Waltraut Thormann gefallen sind, ist das 100-jährige Bestehen des TV Sinzig im Jahr 2008. „Da gab es einiges zu organisieren“, sagt sie rückblickend. Zum einen wurde eine Festzeitschrift herausgebracht, zum anderen gab es einen Kommers für offizielle Gäste. „Zudem haben wir ein großes Fest für Vereinsmitglieder in der Turnhalle veranstaltet. Das alles hat sehr viel Arbeit, aber auch Spaß gemacht. Ich erinnere mich sehr gern daran zurück“, meint Waltraut Thormann. Als weiteren Höhepunkt in ihrer Amtszeit nennt sie die Spendenaktion „Wir fürs Stadion“. Die Idee dazu wurde seinerzeit in der Leichtathletikabteilung geboren und vom Vorstand umgesetzt. Dabei kam genug Geld zusammen, um 2015 gemeinsam mit der Stadt Sinzig, die sich finanziell anteilig an dem Unterfangen beteiligte, sowie Sponsoren Erneuerungen am Rhein-Ahr-Stadion vorzunehmen. sm

Apropos Flut, das Leid und die vielen ausgefallenen Stunden Sport wegen der zerstörten Hallen – eines hat die langjährige Vorsitzende des TV Sinzig beeindruckt und dankbar gemacht: die bundesweite Spendenbereitschaft. „Die erste Zeit nach der Flut war meine größte Aufgabe, Spenden anzunehmen. Wir haben uns dafür immer am Sportplatz oder an den Hallen getroffen, um zu dokumentieren, warum wir die Spenden brauchen“, berichtet Waltraut Thormann.

Waltraut Thormann jetzt Ehrenvorsitzende

Froh war sie auch, dass sie vor geraumer Zeit für ihre Arbeit als Vorsitzende Unterstützung durch die hauptamtliche Geschäftsführerin Iris Göddel erhalten hat. „Sie füllt ihr Amt hervorragend aus“, weiß Waltraut Thormann. Ihren Platz nun an der Vereinsspitze zu räumen, ist ihr nicht schwergefallen. Schließlich hat sie schon vor fünf Jahren angefangen anzudeuten, dass sie aufhören möchte. „Nach 20 Jahren muss mal ein Wechsel sein, damit frisches Blut in den Vorstand kommt“, findet sie. Und außerdem bleibt sie der neuen Spitze um ihren Nachfolger Roland Janik und dessen Stellvertreterin Michaela Jüris genauso wie Peter Langelage als Beisitzer erhalten. „Sie wollten nicht auf unseren Erfahrungsschatz verzichten“, sagt Waltraut Thormann schmunzelnd. Sie wie auch Peter Langelage sind nun zu Ehrenvorsitzenden des TV Sinzig ernannt worden.

Auch die Stadt Sinzig hat Waltraut Thormann erst vor Kurzem geehrt, weil sie seit 25 Jahren als geringfügig Beschäftigte in der Stadtbücherei tätig ist. „Aber eigentlich mache ich das schon seit 40 Jahren – bis 1999 ehrenamtlich“, sagt sie. Zeit für ihr Hobby – nämlich stricken – ist ihr in all den Jahren immer geblieben. Seit 30 Jahren ist sie mit einem Stand auf dem Sinziger Weihnachtsmarkt vertreten und verkauft dort ihre selbst gemachten Sachen.

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