Die Menschen entlang der Ahr haben Angst, dass der laufende Wiederaufbau ihrer durch die Flut im Juli 2021 zerstörten Häuser im Ahrtal sprichwörtlich für die Katz gewesen sein könnte. Denn das eigentlich nur mäßige, zweijährige Hochwasser nach einem stärkeren Regen am 9. Januar 2025 hat gezeigt, wie notwendig die Wiederherrichtung der Ahr ist. Die Bürger werfen der zuständigen Kreisverwaltung vor, nach mehr als drei Jahren nicht genügend für die Bändigung der Ahr getan zu haben. Sie haben schlichtweg Angst. Die Stadtratsfraktion der Freien Wähler (FWG) der Kreisstadt, die auch den Ortsteil Walporzheim vertritt, wollte sich bei einer Ortsbesichtigung im Ahrbogen nur ein Bild von der Lage machen. Spontan erschienen dazu aber unerwartet viele Bürger des Ortes, denen sprichwörtlich der Kragen platzte. Fraktionsvorsitzender Alfred Förner berichtet im Gespräch mit der Rhein-Zeitung über das Geschehen.
Verständnislosigkeit über langsamen Fortschritt bei Ahrwiederherstellung
Die Hochwasserberichte rund um das jüngste zweijährige Hochwasser hätten die FWG-Mitglieder des Ortsbeirates Walporzheim sowie des Stadtrates zum Anlass genommen, sich am Walporzheimer Ahrufer ein Bild von der Lage zu machen. „Die Menschen haben wieder Angst. Wir fühlen uns im Stich gelassen“, so Ortsvorsteherin Petra Lanzerath. Niemand habe noch Verständnis dafür, dass nach dreieinhalb Jahren noch nicht einmal notwendigste Schutzarbeiten an der Ahr begonnen hätten.
„Bei allem Planungs- und Genehmigungsbedarf für die Maßnahme fehlt mir nach so langer Zeit das Verständnis dafür, dass hier noch nichts passiert ist. Die Hochwassergefahr für Walporzheim ist real, es muss dringend etwas geschehen.“
FWG-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, Alfred Förner
Nach starken, aber nicht unüblichen Regenfällen seien steigende Ahrpegel für den 9. Januar 2025 vorhergesagt worden. Mitarbeiter des städtischen Bauhofes von Bad Neuenahr-Ahrweiler seien deshalb im Sinne des Hochwasserschutzes auch in Walporzheim unterwegs gewesen, berichtet Förner. Im Bereich des Walporzheimer E-Werkes hätten sie einen notdürftigen Erdwall mit dem Ziel errichtet, die Ahr nicht über die Ufer treten zu lassen. Dies sei auf den Widerspruch von Mitarbeitern der Kreisverwaltung gestoßen, berichtet er über ein aus seiner Sicht unglaubliches Geschehen. Trotz ihres Widerspruchs, denn die Kreisverwaltung sei hier zuständig, sei der Notdamm aber durch die städtischen Bediensteten fertiggestellt und später am Abend sogar noch erweitert worden. „Zum Glück“, wie verängstigte Anwohner berichteten. Das Hochwasser sei nur kurze Zeit später wenige Zentimeter unter der Dammkrone zum Stehen gekommen und eine Überschwemmung der Ahruferstraße nur knapp verhindert worden.
Hochwassergefahr für Walporzheim ist real
„Diese Ereignisse machen erneut deutlich, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt“, so auch Ortsbeiratsmitglied Klaus Beu. Wiederholt hätten Ortsbeirat und Stadtverwaltung den Kreis aufgefordert, das Höhenniveau der Ahr so zu regulieren, dass die Ahruferstraße besser geschützt sei. Am 9. Januar sei jedem klar geworden, dass die Ahruferstraße ab einem Pegel in Altenahr von 2,50 Metern konkret gefährdet sei.
„Wir fordern die Kreisverwaltung daher erneut zum sofortigen Handeln auf“, so Beu. In diesem Zusammenhang müsse auf die Ankündigung der Bahn geachtet werden, im Zuge des Wiederaufbaus den Bahndamm von Walporzheim in Richtung Dernau 2025 wiederherzustellen, so Förner. Dies bedeute, dass dann der Abtransport der Ahr-Anlandungen mithilfe von schwerem Gerät über das jetzt noch freiliegende Gelände nicht mehr möglich und über die engen Dorfstraßen kaum vorstellbar sei. „Das ist fatal angesichts der riesigen Mengen an Ablagerungen“, ergänzt Förner. „Bei allem Planungs- und Genehmigungsbedarf für die Maßnahme fehlt mir nach so langer Zeit das Verständnis dafür, dass hier noch nichts passiert ist. Die Hochwassergefahr für Walporzheim ist real, es muss dringend etwas geschehen“, fasste Alfred Förner zusammen.
Der FWG-Kreisvorsitzende Jochen Seifert will das Problem nun erneut zum Thema im Kreistag machen. „Irgendwann muss gesunder Menschenverstand sich doch durchsetzen“, so Seifert. Nicht nur die Walporzheimer würden darauf hoffen.