Im Umfeld der einstigen Ausflugsgaststätte Waldburg auf dem Victoriaberg oberhalb von Remagen tut sich etwas. Bäume sind gerodet und beschnitten, es wurde begonnen, das seit den 70er-Jahren verwildernde Grundstück aufzuräumen. Sind das die Vorbereitungen für einen möglichen Abriss der Ruine? „Gott bewahre!“, entfährt es Frank Asbeck, seit einigen Wochen neuer Besitzer der Waldburg. Er hat ganz andere Pläne.
„Ich möchte die alte Waldburg wieder auferstehen lassen“, skizziert der umtriebige Bonner Unternehmer seine Pläne im Gespräch mit der Rhein-Zeitung. „Wir müssen erst genau schauen, was von den Gebäudeteilen noch zu retten ist. Aber der Plan ist, die Waldburg möglichst in den alten Ausmaßen und mit dem Erhalt von möglichst viel der bestehenden Substanz wiederzuerrichten. Dabei soll im Vergleich zur historischen Waldburg kein Quadratmeter dazukommen“, sagt Asbeck. Die alten Baupläne habe er sich bereits aus den Archiven besorgt, und auch mit dem Verschönerungsverein Remagen stehe er in engem Kontakt.
Gastronomie, Kunst und Kultur
Ideen zu einer künftigen Nutzung gibt es auch schon. „Gastronomie – was denn sonst“, sagt der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Solarworld AG, einst das größte deutsche Unternehmen in der Fotovoltaikbranche. „Das ganze vielleicht ergänzt um Kunst und Kultur“, lässt er an seinen Ideen teilhaben. Auf jeden Fall verdiene die Stadt Remagen seiner Meinung nach wieder ein so herausragendes Ausflugsziel, mit einem der schönsten Blicke über das Rheintal in Richtung Drachenfels und Bonn. „Das ist doch auch ein außergewöhnlicher Zielpunkt am Rheinburgenweg, der direkt hier entlangführt“, ist sich der Unternehmer sicher.
Ob diese Pläne allerdings auf Sympathie in der Politik und der Verwaltung der Stadt stoßen, ist fraglich. Von dort waren in jüngster Zeit ganz andere Töne zu hören. Mitte Januar, unmittelbar vor dem Zwangsversteigerungstermin am Amtsgericht in Sinzig, war die Waldburg Thema im Bau- und Umweltausschuss der Stadt (die RZ berichtete). Der Tenor damals: Wald statt Waldburg. Das seit mehr als 40 Jahren ungenutzt verwildernde Areal mit den zerfallenden Resten der einstigen Ausflugsgaststätte soll im Bebauungsplan als Fläche für ausschließliche Waldnutzung festgeschrieben werden. Denn noch gilt ein Bebauungsplan aus den 80er-Jahren, der an dieser Stelle den Bau einer großen Klinik mit futuristischer Architektur vorsah. Das Projekt damals kam nie zustande – zum Glück, wie man in Remagen heute offenbar findet. Denn in Zeiten des Klimawandels sei Wald viel wertvoller als hochfliegende Bauprojekte, hieß es von den Ausschussmitgliedern.
Das sieht Frank Asbeck ganz ähnlich. Ihm gehören in Remagen bereits das Forstgut Schloss Calmuth und das Schloss Marienfels (zuvor für einige Jahre Wohnsitz von Entertainer Thomas Gottschalk). Zu beiden Immobilien gehören große Forstflächen drum herum. Asbeck ist passionierter Jäger, und der Victoriaberg oberhalb von Remagen gehört zu seinem Revier. „Das ist ein ganz toller Eichenmischwald mit schönen alten Bäumen rund um die Waldburg“, schwärmt er. In den vergangenen 40 Jahren sei der natürlich ganz verwildert. „Jetzt habe ich erst einmal die Kopfkastanien der alten Allee professionell beschneiden lassen, damit diese wertvollen Bäume nicht von dem Gewicht der nachgewachsenen Äste auseinandergerissen werden.“
Anderer Meinung als im Stadtrat ist Asbeck aber offensichtlich, was eine künftige Nutzung der ehemaligen Hotelgaststätte auf dem Victoriaberg angeht. Denn der stand man im Bauausschuss überwiegend ablehnend gegenüber. Mehr als 40 Jahre lang sei eine Wiederbelebung gescheitert, hieß es. Der Verkehr, den eine Gaststätte heute mit sich bringen würde, könne die Waldburgstraße, die sich den Victoriaberg hinaufschlängelt, nicht verkraften – gar nicht zu denken an die notwendigen Parkplätze. Überhaupt sei das Grundstück der Waldburg nur über einen nicht ausgebauten Waldweg, der zudem über städtisches Gebiet verläuft, erreichbar. Und auch ein zeitgemäßer Anschluss der Gebäude an die Kanalisation sei dort am Berghang ein nicht zu unterschätzender Punkt, hieß es in der Diskussion.
Frank Asbeck schrecken diese Bedenken aber offenbar nicht. „Ich bin gerade dabei, mich mit den Fraktionen im Stadtrat zu verabreden, um ihnen meine Ideen vorzustellen“, sagt er im Gespräch mit der Rhein-Zeitung. Auch die nächste Sitzung des Bauausschusses wolle er wenn möglich dazu nutzen, seine Pläne für die Waldburg zu präsentieren.
Viele ältere Remagener verbinden mit der Waldburg glückliche Kindheitserinnerungen. Einen Rückhalt für seine Ideen bei der Bevölkerung glaubt Asbeck bereits zu haben: „Mich fragten neulich zwei Damen, was ich denn mit der Waldburg vorhabe. Als ich antwortete, dass dort wieder Gastronomie einziehen soll, waren sie ganz begeistert. ‚Dann können wir ja vielleicht schon bald wieder Kaffee auf der Aussichtsterrasse trinken‘, freuten sie sich. Meine Antwort lautete: ‚Aber draußen nur Kännchen.‘“