Es brodelt im Heimat- und Bürgerverein (HBV) Bad Bodendorf. Der geschäftsführende Vorstand mit der Vorsitzenden Ricarda Sonnenberg hat in einer Stellungnahme auf der Internetseite des Vereins geschlossen seinen Rücktritt angekündigt und sieht sich nach zum Teil mehr als zehn Jahren gemeinsamer Vorstandsarbeit mit dem Archivar und Leiter des Heimatmuseums, Josef Erhardt, nicht mehr in der Lage, weiterhin mit ihm zusammenzuarbeiten.
Chance für neuen Vorstand?
Es kam zum Bruch mit Erhardt. Und der geschäftsführende Vorstand will nun durch seinen Rücktritt nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende August die Möglichkeit bieten, unter einem neuen Vorstand gegebenenfalls andere Möglichkeiten zum Erhalt des Museums und Archivs zu finden.
Zur Vorgeschichte: Die jährlichen Kosten des im Museumsverband Rheinland-Pfalz anerkannten Heimatmuseums in Höhe von rund 7000 Euro hatten dazu geführt, dass der geschäftsführende Vorstand Überlegungen angestellt hatte, das Archiv auszulagern. Die mehr als 2000 Exponate sollten in einem deutlich kleineren und kostengünstigeren Raum im Dorfkern untergebracht werden, und es sollte ein Förderverein zur Unterstützung des Museums gegründet werden.
„Der Erhalt des Museums in seiner jetzigen Form ist für den Verein auf Dauer nicht mehr finanzierbar.“
Das sagt der geschäftsführende Vorstand des Heimat- und Bürgervereines Bad Bodendorf
Bis auf Letzteres stießen die mit dem Gesamtvorstand diskutierten Ideen auf keine Gegenliebe bei dem langjährigen Archivar und engagierten Leiter des Heimatmuseums. Erhardt befürchtete auch gegenüber der RZ, dass die Exponate des in mehr als drei Jahrzehnten zusammengetragen Bestandes mit seinen 28 Sammlungsgebieten, die von ihm selbst zu rund 80 Prozent samt Foto und QR-Code in die Datenbank der Plattform „Museum digital“ eingepflegt wurden, in der Bedeutungslosigkeit versinken könnten.
Die Beweggründe des Vorstands laut Stellungnahme: „Der Erhalt des Museums in seiner jetzigen Form ist für den Verein auf Dauer nicht mehr finanzierbar.“ Allein Miete und Nebenkosten beliefen sich auf mehr als 6000 Euro. Darin seien weitere an die Museums- und Archivarbeit gebundenen Ausgaben wie angeschaffte Materialien, Jahresbeiträge für den Museumsverband, Fahrtkostenerstattungen oder die Inhaltsversicherung ausdrücklich nicht enthalten, sodass sich die Gesamtsumme für den Betrieb des Museums und Archivs auf etwa 7000 Euro pro Jahr belaufen würde.

Diese Summe sei bisher durch kleinere Spenden, die dem Museum und Archiv zugedacht worden waren, die Verwendung der Mitgliedsbeiträge der 212 Mitglieder sowie durch Einnahmen aus der Vermietung der Grill- und Schutzhütte und Vereinsfesten wie „Bar an der Ahr“ und dem Weihnachtsmarkt aufgebracht worden. „Dabei fließen die Haupteinnahmequellen des Vereins fast ausschließlich in die Finanzierung des Museums und Archivs. Es ist durch schwankende Einnahmen vor allem bei Festen und Weihnachtsmarkt nicht sichergestellt, dass diese Summe dauerhaft jedes Jahr erwirtschaftet werden kann. Wegen der seit Jahren andauernden Schwierigkeiten, für Feste ausreichend viele Helfende zu finden, ist es aus Sicht des Vorstands nicht möglich, die Einnahmen durch weitere Feste zu erhöhen“, heißt es.
Der Umstand, dass der größte Teil des jährlich erwirtschafteten Geldes in die Finanzierung des Heimatmuseums und Archivs fließe, bringe es mit sich, keine Spielräume mehr für andere satzungsgemäße Vereinszwecke, etwa die Förderung der Dorfgemeinschaft, des Naturschutzes oder der Kinder- und Jugendarbeit, zu haben. Der geschäftsführende Vorstand habe daher die Verhältnismäßigkeit infrage gestellt und sich in der Pflicht gesehen, zeitnah eine nachhaltige Lösung zu finden, die alle Satzungszwecke angemessen berücksichtige und den Verein für die Zukunft finanziell absichere.
Vorstand: Vorgehen war abgestimmt
Ziel sei es dann gewesen, noch im Jahr 2025 einen Förderverein zu gründen und bis Jahresende eine ausreichende Zahl an Mitgliedern zu gewinnen, damit zukünftig mindestens 50 Prozent der Betriebskosten von Museum und Archiv durch diesen Förderverein getragen werden können. „Die anderen 50 Prozent wären weiterhin aus den jährlich erwirtschafteten Mitteln des Heimat- und Bürgervereins finanziert worden“, so der Wortlaut der Stellungnahme.
Doch Museumsleiter Erhardt wandte sich im Bemühen um den Erhalt des Museums in der Bad Bodendorfer Bahnhofstraße 15 an den Museumsverband und an die Öffentlichkeit. Das Zerwürfnis und den angekündigten Rücktritt begründet der geschäftsführende Vorstand so: Es sei der Eindruck erweckt worden, der Vorstand plane eine Schließung oder trage nicht zum Erhalt des Museums und Archivs bei. „Tatsächlich wurde das nun vom ihm (Erhardt Anm. d. Red.) kritisierte Vorgehen im Gesamtvorstand gemeinsam abgestimmt und beruht in seiner Drastik auf der Weigerung des Archivars, Alternativvorschläge anzudenken.“

Darüber hinaus habe Josef Erhardt mit Personen außerhalb des Vorstands Absprachen getroffen, die die Finanzierung des Museums und Archivs auf anderen Wegen sicherstellen sollten. Erneut, ohne den Vorstand darüber zu informieren, sodass dieser nur zufällig davon erfahren habe. „Zusätzlich wurden durch den Archivar privat auch mehrfach Anschuldigungen gegenüber den Mitgliedern des geschäftsführenden Vorstands getätigt, die sowohl nicht wahrheitsgetreu als auch anmaßend und respektlos erschienen“, heißt es weiter.
Die Konsequenz: „Aufgrund dieser Vorkommnisse sowie dem daraus resultierenden massiven Vertrauensverlust sieht sich der geschäftsführende Vorstand nach zum Teil mehr als zehn Jahren gemeinsamer Vorstandsarbeit mit Josef Erhardt nicht mehr in der Lage, weiterhin mit dem Archivar des Vereins zusammenzuarbeiten.“ Josef Erhardt sei offenbar der Meinung, dass der geschäftsführende Vorstand seinen Aufgaben nicht gerecht werde und Museum und Archiv schließen möchte, obwohl ein Erhalt problemlos möglich wäre.
Geschäfte werden weitgehend ruhen
Darüber hinaus scheine er zu glauben, dass die Entscheidungen, die im gewählten Gesamtvorstand getroffen wurden, nicht dem entsprechen, was Vereinsmitglieder und Öffentlichkeit befürworten würden. „Bis zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, die nach den Sommerferien terminiert werden soll, werden die Geschäfte des Vereins weitgehend ruhen. Die Arbeit in den Arbeitskreisen des Vereins kann bis dahin weitergeführt werden, sofern keine größeren finanziellen Ausgaben, die einer Abstimmung im Gesamtvorstand bedürften, notwendig sind“, so der Vorstand.