44 Teilnehmer in elf Teams traten in Sinzig beim Vorausscheid zur Meisterschaft gegeneinander an
Vorentscheid der Deutschen Meisterschaft in Sinzig: Wenn aus Brettspielen Ernst wird
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In lockerer, aber konzentrierter Atmosphäre traten elf Teams mit insgesamt 44 Teilnehmern im Schloss bei dem Vorentscheid gegeneinander an.
Judith Schumacher

Sinzig. Überschreibt man die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Brettspiel mit Schillers berühmtem Zitat „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ so ging es beim großen Vorentscheid im Sinziger Schloss überaus menschlich zu. Im großen Saal des altehrwürdigen Gemäuers saßen sich an Vierertischen elf Teams aus Deutschland mit 44 Teilnehmern hochkonzentriert, aber in lockerer Atmosphäre gegenüber.

Die Challenge: Es galt, vier Brettspiele zu gewinnen und die zwei besten Teams auszumachen, die dann zum großen Finale der Deutschen Brettspielmeisterschaft am 8. Juni nach Bad Nauheim reisen. Im Vorfeld finden insgesamt 16 regionale Vorausscheidungsturniere in ganz Deutschland statt. Die besten 32 Mannschaften der Vorausscheidungsturniere qualifizieren sich zusammen mit den vier besten Finalisten des Vorjahres für die Meisterschaft.

Rauchende Köpfe beim Strategiespiel

Die ersten Stunden waren schon recht anspruchsvoll und dem Strategiespiel „Die verlorenen Ruinen von Arnak“ gewidmet. Die rauchenden Köpfe konnten sich dann beim Mittagessen auslüften, bevor die Teilnehmer in die weiteren drei Runden gingen, um das Familienspiel „Cascadia“, das glückabhängige „Next Station London“ und das Kartenspiel „Carnival of Monsters“ für sich zu entscheiden. Über die Auswahl, welche Spiele zur Meisterschaft zugelassen werden, wird online von der Community abgestimmt. Neben den abwechslungsreichen Anforderungen wird hierbei darauf geachtet, dass ein gewisses Zeitlimit, das ein Spiel für einen Durchgang braucht, nicht überschritten wird.

Es gibt engagierte Spieler, die lange dabei sind, aber auch solche, die gerade erst Neuland betreten haben.

Organisator Alex Haas

Organisator Alex Haas vom Sinziger Spielekreis, der sich jeden dritten Sonntag im Monat im Jugendzentrum trifft, führte eingangs die Teilnehmer ein: „Ihr seid hier nicht am Küchentisch. Es ist ein Wettbewerb, also macht klare und deutliche Ansagen, aber es geht auch nicht um Leben und Tod.“ Kleinere Fragestellungen wurden fachlich erörtert und geklärt, bevor es weitergehen konnte. Haas: „Es gibt engagierte Spieler, die lange dabei sind, aber auch solche, die gerade erst Neuland betreten haben und noch nie bei einem Wettbewerb waren. Davon haben wir allein drei Teams hier.“ Großes Lob gab es für die Organisation. „Die Teilnehmer sind samt und besonders begeistert von der Veranstaltung hier. Normalerweise finden solche Vorentscheide in Schulen oder Sporthallen statt, mit solch einer Location kann niemand aufwarten“, freute sich Haas über die Kooperation mit der Stadt Sinzig.

Teams haben launige Namen

Launige Namensgebungen wie „Ömser Pöppel“, „Alhambra Ultras“, „Eiswürfel“ oder „Die Entwickler“ waren unter den Mannschaften zu finden. Die Sinziger traten unter der Bezeichnung „Vier wollen nur spielen“ an. Am Ende waren es die Mitglieder von „Hive World“ (Höhlenwelt) aus Köln und „Die Ritter der geraden Banane“ aus dem Ruhrgebiet, die nach der Siegerehrung durch Sinzigs Stadtoberhaupt Andreas Geron mit ihrem Kampfschrei „Für die Banane“ ihrer Freude Luft machten. Als Preis gab es darüber hinaus Spiele, die sie sich aussuchen konnten.

Während des Wettstreits hatten die Mitglieder des Spielekreises Sinzig gleich nebenan im kleinen Saal ebenfalls Gelegenheit, Spiele auszuprobieren. „Das gemeinsame Spielen bietet mehr als nur das reine Glücksgefühl, wenn man gut im Rennen ist. Es hilft auch beim Sozialverhalten und dabei, Situationen analytisch einzuschätzen und zu lernen, was passiert, wenn man dieses oder jenes macht. Ich persönlich mache gerne extra Fehler, um zu sehen, was daraus resultiert“, erklärt Organisator Haas.

Bis zu 20 Personen beim Spielekreis Sinzig

Zu denken, dass Brettspiele eine kulturelle Gegenbewegung zur digitalen Spielekultur darstellen, sei allerdings falsch. „Die hier nebenan zocken genauso an der Playstation“, betont er. Aktuell kommen zum Spielekreis pro Sonntag zwischen 15 und 20 Personen. Gespielt wird zwischen 11 und 17 Uhr, und jeder ist willkommen. Feste Zeiten gibt es nicht. „Es herrscht die ganze Zeit über ein Kommen und Gehen“, sagt Haas.

Weitere Infos gibt es auf der Internetseite des Spielekreises unter www.sk-sinzig.de

Von Judith Schumacher

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