Jackelyn Schönherr war sechs Wochen lang Deutschlandkorrespondentin für einen philippinischen Nachrichtensender – freiwillig und unentgeltlich. Eine große Herausforderung für die junge Frau.
Eigentlich betreiben Jackelyn und ihr Mann Michael das Restaurant „Schönherrs am Köhlerhof“ auf dem Gelände des Golfklubs Bad Neuenahr. Weil es aber in der Corona-Krise so wie andere Gastronomiebetriebe auch wochenlang geschlossen war, hatte Jackelyn mehr Zeit als sonst. Eine ihrer Freundinnen von den Philippinen arbeitet als internationale Korrespondentin in Spanien und fragte die 38-Jährige, ob sie sich vorstellen könnte, für den philippinischen, privaten Rundfunksender „Sonshine Media Network International“ (SMNI) als freiwillige Korrespondentin während der Coronakrise zu arbeiten. Sie habe da von einem speziellen Projekt gehört. Jackelyn willigte ein.
Das Projekt, von dem die Freundin sprach, ist wirklich ein spezielles. Und die Idee, die dahintersteckt, ist gut. Um sie zu verstehen, muss man wissen, dass viele Philippiner ihre Heimat verlassen. Die Philippinen gehören zu den ärmsten Ländern Asiens. Für junge Menschen bietet der Arbeitsmarkt keine Perspektive, die Kluft zwischen Arm und Reich wächst, die wirtschaftliche und politische Macht liegt laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bei wenigen Hundert Familien.
„Die Philippiner leben in der ganzen Welt verstreut“, sagt Jackelyn. „Man hat Verwandte in den USA, in Spanien, in der arabischen Welt.“ Und auf dieser Basis baut die Idee des privaten Rundfunksenders SMNI auf. Die Corona-Krise betrifft nahezu die ganze Welt. Um die Philippiner auf den verschiedenen Kontinenten und in den unterschiedlichen Ländern bestmöglich über die Lage in den Ländern zu informieren, in denen sich vielleicht gerade ihre Verwandten befinden, hat sich der Nachrichtensender etwas einfallen lassen: ein weltweites Corona-Update. In wenigen Tagen hat er ein Netzwerk aus Freiwilligen auf die Beine gestellt, die täglich im Fernsehen, auf YouTube und Facebook die Nachrichten aus dem Land präsentieren, in dem sie gerade leben. Auf Englisch. Eine davon war Jackelyn.
„Ich hab morgens die Nachrichtentexte vom Sender bekommen“, erzählt sie. „Dann hatte ich einige Stunden Zeit, um die Betonung der Texte zu üben. Und gegen 14 Uhr habe ich mich vor die Kamera gestellt.“ Vor die Kamera – das war ihr Handy, montiert auf ein Stativ. Das Senderlogo für das Mikrofon hat sie selbst gebastelt. Trotzdem wirken die Videos nicht unprofessionell. Mal stand sie vor dem Restaurant, mal in Bonn am Rhein, mal am Fraunhofer-Institut in Wachtberg.
Die größte Herausforderung stellte für die 38-Jährige die Betonung der Nachrichten in amerikanischem Englisch dar. „Ich habe wirklich teilweise vier Stunden lang meine Texte geübt“, erzählt sie und lacht. Wenn der Text saß, hat sie ihn in das Diktiergerät ihres Handys gesprochen und übers Internet an die Produktionsfirma geschickt. Dort saßen Profis, die die Videobilder für sogenannte „Einspieler“ zusammenschnitten. Also die Passagen, in denen Jackelyn nicht zu sehen ist, sondern etwa Merkel bei einer Rede gezeigt wird, während Jackelyn weiter erzählt. Und so wie sie machen es zig Freiwillige auf der ganzen Welt. Der Sender zeigt am Abend etwa eine Stunde lang Corona-Updates aus der ganzen Welt, etwa aus Kanada, aus Singapur oder der Türkei. Nach eigenen Angaben alles „live“, was in diesem Fall aber glatt gelogen ist. Die Idee findet Jackelyn trotzdem gut. Wo gibt es so was sonst schon?
Inzwischen steht sie aber nicht mehr vor der Kamera. Seit dem 11. Mai hat das Lokal am Golfklub wieder geöffnet, und sie arbeitet wieder regulär. Der kleine Exkurs hat ihr trotzdem gefallen. Sie ist ein sehr hilfsbereiter Mensch. Mit ihrem freiwilligen Engagement wollte sie die Philippiner überall auf der Welt in der Corona-Krise ein Stückchen weiter zusammenbringen.