Nun feierten die Kempenicher das zehnjährige Bestehen des Gotteshauses. Dabei zeigte sich auf eindrucksvolle Weise, dass die Kirchenscheune inzwischen längst zu einer Kulturscheune mutiert ist. Mit einem vielseitigen Programmangebot werden über das gesamte Jahr hinweg Begegnung und Austausch der Generationen ermöglicht. Geselligkeit und Musik, Kreatives und Lehrreiches, Biblisches und Kirchengeschichtliches, wie es in ausliegenden Fotokollagen dokumentiert wurde, gehören seit einem Jahrzehnt dazu. Zum doppelten Geburtstag – das Gebäude selbst wurde vor 90 Jahren, errichtet –, hatten die Verantwortlichen ein dreitägiges Festprogramm mit Pop, Rock, Volksmusik und Schlager bis hin zur Klassik zusammengestellt.
Zum Auftakt spielte die Band Emergent, die schon beim Dorffest zu hören war. Am Samstagabend folgte der Auftritt der „Jungen Note“, eine Musikgruppe aus Einheimischen. Und am Sonntagnachmittag war Prof. Johannes Geffert (Cembalo) zu Gast, der gemeinsam mit Mitgliedern des Ensembles „Aremberger Hofmusik“ Meisterwerke verschiedener Klassiker darbot. Auf dem Programm standen unter anderem Werke von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann. Zu den Interpreten gehörten Ulrike Friedrich (Traversflöte), Almut (Violine) und Robert Nikolayczik (Violoncello/Gambe).
Zum Festakt konnte Pfarrer Thorsten Hertel viele von denen begrüßen, die sich um den Bau gekümmert hatten, aber auch jene, die es mit ihrem Einsatz ermöglicht haben, die Kirchenscheune mit Leben zu erfüllen. Allen voran das Ehepaar Keden: Joachim, der Geistliche im Ruhestand, wirkte als „Spiritus Rector“, seine Gattin Doris als „Mutter der Kompanie“. Aber ohne eine gut funktionierende Mannschaft hätten es auch die beiden nicht geschafft, aus einem erzkatholischen Gemäuer ein evangelisches Gotteshaus, aus einer Rumpelkammer ein Schatzkästchen zu machen. Gemeint sind hier in erster Linie die als Kempenicher Runde bekannte Schar an Mitarbeitern, die auch jetzt wieder ganze Arbeit leistete, aber auch die zahlreichen Gönner, die mit Spenden in die Bresche sprangen, wenn es mal wieder galt, den nächsten Schritt in Angriff zu nehmen. Stück für Stück wurden die Pläne mit jeder Menge Herzblut verwirklicht.
Dabei gab es zu Beginn nicht wenige, die dem ehrgeizigen Projekt wenig Chancen einräumten. Hierzu zählte auch Bürgermeister Johannes Bell, der in seinem Grußwort freimütig von seiner Skepsis berichtete. „Die Optimisten wie der damalige Ortsbürgermeister Jochen Seifert haben Recht behalten. Hier haben Glaube und Zuversicht tatsächlich Berge versetzt“, sagte er. Bell wies auch darauf hin, dass Religion niemals eine Rolle gespielt hätte und dann sich die Begegnungsstätte zu einem Kulturstandort für alle Generationen entwickelt habe. Als eine echte Erfolgsgeschichte bezeichnete Ortsbürgermeister Stefan Friedsam die Umwandlung einer Korn- zu einer Kirchenscheune. „Die Verantwortlichen hatten eine Vision und haben die große Herausforderung mit viel Mut bewältigt. Die Einrichtung ist inzwischen auch in den Köpfen der Bevölkerung fest verankert“, betonte Friedsam.
Hertel bezeichnete in Anlehnung an ein bekanntes Kirchenlied die Kirchenscheune als ein Schiff, das durch Meer und Zeit fährt, von Not und Gefahr bedroht ist, aber dank einer guten Mannschaft mit Zuversicht und Gottes gutem Geist sein Ziel erreicht. In diesem Sinne könnte Joachim Keden derjenige gewesen sein, der das Schiff in Gang gesetzt und in Teamarbeit lange auf Fahrt gehalten hat. „Ziel war es, hier in Kempenich eine lebendige Gemeinde zu schaffen“, meinte Keden. „Das Gebäude war dafür eine Voraussetzung, die andere bestand darin, an diesem neu geschaffenen Ort Kultur und damit Austausch zu ermöglichen. Wenn alle zusammen weiterhin gestalten, dann halten wir auf Dauer den Laden zusammen – oder anders ausgedrückt: das Schiff weiter auf Kurs“, ergänzte er. Die Zeichen dafür stehen gut, denn wie den Worten von Pfarrer Hertel zu entnehmen war, gibt es viele Ideen und Pläne für die zukünftige Programmgestaltung, „für eine Stärkung der Gemeinschaft in und außerhalb der Mauern“. Damit sich die vielen fleißigen Helfer und Mitarbeiter auch mal entspannt hinsetzen können, hat man sich zum Geburtstag selbst beschenkt und eine sehr solide Ruhebank im Eingangsbereich platziert. Sie wurde am Wochenende feierlich enthüllt und auch schon eifrig genutzt.