Werkausschuss will Planung
Viele Argumente sprechen für IGS in Niederzissen
Wird die Realschule plus in Niederzissen zur IGS umgewandelt? Darüber beriet der Werkausschuss des Kreises.
Archivbild Peter Engels

Wer im Brohltal wohnt und Abitur machen möchte, kann das bisher nicht wirklich wohnortnah tun. Wenn es nach dem Werkausschuss des Kreises Ahrweiler geht, soll sich das ändern – und am liebsten möglichst bald.

Bekommt der Landkreis Ahrweiler eine zweite Integrierte Gesamtschule (IGS) und wenn ja, wird sie in Niederzissen beheimatet sein? In einer Präsentation sprach sich Timo Djelassi, Leiter der Brohltalschule, sehr dafür aus. Und auch zwei Anträge einiger Fraktionen unterstützten diesen Vorschlag.

Flächendeckend im gesamten Kreis ein bestmögliches Schulangebot hatten sich SPD, CDU, FWG und FDP in einem gemeinsamen Antrag zum Ziel gesetzt. SPD-Vorsitzender Christoph Schmitt wies in seiner Einführung auf die IGS in Remagen hin, die nun schon seit zehn Jahren erfolgreich sei, trotz kritischer Stimmen im Vorfeld. Ziel sei es, den Schülern zu ermöglichen, wohnortnah einen qualifizierten Schulabschluss zu ermöglichen. Würde die Realschule plus in Niederzissen in eine IGS umgewandelt, werde das den Schulstandort aufwerten, erklärte der Fraktionssprecher weiter.

Zweizügige Schule platz aus allen Nähten

Daneben gebe es erstmals ein inklusives Angebot im Bereich Brohltal. „Auch für diese Schülerklientel brauchen wir ein wohnortnahes Angebot“, machte Schmitt deutlich. „Wenn eine Schule den Wunsch hat, eine Oberstufe zu haben, muss man etwas unternehmen als Kreis“, unterstützte CDU-Sprecher Michael Korden die Ausführungen. Auch FWG-Chef Friedhelm Münch sprach sich dafür aus, die Pläne in der zweitgrößten Verbandsgemeinde des Kreises weiterzuverfolgen.

Dass der Wunsch auch bei der Schule besteht, daran ließ Timo Djelassi keinen Zweifel. Ein Blick auf die Karte mit Schulstandorten, die er dem Werkausschuss präsentierte, zeigte eine weitgehend leere Fläche im Brohltal. Hier gibt es derzeit nur die Realschule plus, als deren Leiter Djelassi einen Einblick in die Entwicklung gab. Die Schülerzahlen zeigten, dass die Schule sehr gut angenommen werde, erklärte er: 430 Schüler gebe es derzeit, alle aus der Umgebung. Angelegt als zweizügige Schule, sei inzwischen die Tendenz zur Fünfzügigkeit zu beobachten. In den Stufen 5 bis 8 gebe es jeweils vier Klassen, berichtete der Rektor.

Die FWG-Kreistagsfraktion stellte gemeinsam mit SPD und CDU im Werkausschuss einen Antrag dafür, dass künftig auch an der Brohltalschule das Abitur abgelegt werden kann.
Archivfoto Jessica Janssen. Jessica Janssen

Seit 2016 gebe es eine Zusammenarbeit mit etwa 100 Unternehmen und für alle Schüler, die eine Ausbildung machen wollten, eine Garantie für einen Ausbildungsplatz. Daneben gebe es eine Kooperation mit dem Campus Koblenz für die Absolventen, die ein Studium anstrebten. Denn die Hälfte der Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse erhielten eine Empfehlung für das Gymnasium. Daneben erfüllten etwa 30 Prozent jedes Jahrgangs bereits jetzt die Leistungsgruppe I für den gymnasialen Zweig einer IGS. Das bedeutet, dass sich die Bewertungen in den Hauptfächern Deutsch. Mathematik und Sachkunde auf die Noten 1 und 2 beschränken.

Sie rechneten mit weiter steigenden Schülerzahlen, so der Schulleiter weiter. Derzeit gebe es zwei Containerklassen, zwei weitere seien in Planung. Dazu seien alle möglichen Räume, auch das Lehrerzimmer, in Unterrichtsräume umgewandelt worden, doch all das sei keine Dauerlösung. Es müsse etwas passieren – entweder eine Erweiterung der Realschule plus oder eine Umwandlung in eine IGS, machte Timo Djelassi deutlich. Dabei beschränke sich die Schule bisher auf das Brohltal und Bad Breisig, was sich auch zukünftig nicht ändern werde.

„Hier gibt es zur Zeit keinen Entwicklungsstau.“
Timo Djelassi, Leiter der Brohltalschule in Niederzissen

Im Brohltal gebe es bisher keine Oberstufe, argumentierte er. Dazu sei das Gebäude energetisch saniert, auf sehr guten technischen Stand und besitze eine digitale Infrastruktur mit Glasfaser, WLAN und digitaler Vernetzung, die in Coronazeiten angeschafft worden sei. „Hier gibt es zur Zeit keinen Entwicklungsstau“, warb Djelassi für seinen Schulstandort. 2500 Quadratmeter Fläche umfasse die Realschule plus bisher. Der Platzbedarf für eine vierzügige Schule betrage 4000 Quadratmeter, für eine IGS etwa 5400 Quadratmeter.

Sie wollten die Schule so entwickeln, dass sie gut ins Leistungsangebot passe, versicherte Djelassi und betonte, eine künftige IGS biete fast allen Brohltaler Schülern einen Platz. Der Rektor bat um eine baldige Entscheidung, denn es dauere sechs bis zehn Jahre, bis ein gymnasialer Zweig aufgebaut sei.

Die Kreisverwaltung solle beauftragt werden, den Beratungs-, Planungs – und Entscheidungsprozess für eine mögliche Umwandlung der Realschule plus in Niederzissen in eine IGS aktiv zu unterstützen und – bezogen auf die Zuständigkeiten der Kreisgremien – aufzubereiten, lautete schließlich der gemeinsame Antrag der Fraktionen. Etwas weiter gingen die Grünen in ihrem eigenen Antrag: Sie forderten einen Auftrag an die Kreisverwaltung, für das Schuljahr 2026/27 einen kreisweiten Schulentwicklungsplan für die weiterführenden Schulen des Kreises Ahrweiler in Abstimmung mit der ADD zu erstellen.

Nun sei die Möglichkeit, groß zu denken, erklärte Christoph Scheuer (Bündnis 90/Die Grünen). Zudem gebe es die Bereitschaft anderer Träger, die Trägerschaft an den Kreis abzugeben, nahm er Bezug auf ein Schreiben des Stadtbürgermeisters von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen. Der Kommunalpolitiker forderte zudem, den flutgeschädigten Schulen wie der Erich-Kästner-Schule Priorität einzuräumen. Diese Perspektive teilte der Ausschuss nicht und stimmte den Anträgen zu.

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