Für das Jahr 2025 hat sich die Verbandsgemeinde (VG) Altenahr viel vorgenommen. Im vierten Jahr nach der Flutkatastrophe liegt der Fokus auch weiterhin auf dem Wiederaufbau. Das Motto, das die VG sich für die kommenden zwölf Monate aufgegeben hat, ist geprägt von Motivation und Energie: „Wir wollen in diesem Jahr so schnell wie möglich von der Planungs- in die Bauphase kommen. Ich denke, dass wir 2025 etwas fürs Auge bekommen werden“, erklärte jüngst Dominik Gieler, Bürgermeister der VG Altenahr, gegenüber unserer Zeitung und gab sogleich einen Überblick über die wichtigsten Projekte, die in diesem Jahr in der VG anstehen.
Abrissarbeiten in Rathaus und Schule starten
Bevor allerdings vielerorts mit der Sanierung und Wiedererrichtung von Gebäuden begonnen werden kann, stehen Abrissarbeiten an. So etwa an der Grundschule in Dernau und im Altenahrer Rathaus. Während die Grundschule, die durch die Wassermassen im Sommer 2021 stark zerstört worden ist, abgerissen und samt Sporthalle neu gebaut werden soll, steht im Altenahrer Rathaus die Sanierung an.
Ein erster Schritt dieses Vorhabens: der Austausch der mit Heizöl verseuchten Wände. „Das Rathaus insgesamt wird ein Riesenprojekt werden“, ist der VG-Chef überzeugt und hat dabei nicht nur die Sanierung des Ölschadens im Blick. Vielmehr stehen im Inneren des Gebäudes neben den flutbedingten Sanierungsarbeiten auch weitere räumliche Umbauarbeiten an. Und auch der Brandschutz ist, ebenso wie die Sanierung der Außenbalkone, ein Thema.

Wann das Rathaus wieder seinen Betrieb aufnehmen kann, ist bislang unklar. „Ich hoffe, dass es 2028 so weit sein könnte“, gibt sich Gieler zuversichtlich, weiß aber auch, dass bis zu einer Fertigstellung noch viele Arbeitstage anstehen. „Allein für den Austausch der Wände wurden 220 Arbeitstage veranschlagt. Und diese Arbeiten sind erst der Anfang“, so der VG-Chef.
Starten werden zudem die Sanierungs- und Bauarbeiten an der Realschule Plus in Altenburg – mit einem Investitionsvolumen von rund 10,8 Millionen Euro ist die Schulsanierung das größte Einzelprojekt der VG in Sachen Wiederaufbau in diesem Jahr. „Bevor wir die Schule wieder aufbauen können, wird sie derzeit erst einmal entkernt. Das wird rund vier Monate dauern“, hat Gieler den Sachstand der Sanierungsarbeiten genau vor Augen. Bis 2027 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, dann, so die Hoffnungen der Verantwortlichen, sollen Ahrtalschule und Sporthalle wieder stehen und der Schulbetrieb kann aufgenommen werden.
Wiederaufbau und Schulungen in vollem Gange
Bereits in vollem Gang ist seit vergangenen Herbst der Neubau des Feuerwehrgerätehauses Kesseling. „Auch dieser Neubau ist ein Riesenthema für uns dieses Jahr“, so Gieler weiter. Die Baukosten dieses Vorhabens belaufen sich auf rund 1,9 Millionen Euro und werden zum größten Teil von der VG getragen; das Land Rheinland-Pfalz bezuschusst das Vorhaben mit einem Betrag von 160.000 Euro. Voraussichtlich 2026 soll der Neubau fertiggestellt sein und zwei Fahrzeugen sowie rund 28 Brandschützern Platz bieten.
Und auch die Arbeiten zum neuen Dernauer Kindergarten und bei der Grundschule Altenahr die Sanierungsarbeiten gehen in diesem Jahr weiter voran – wie auch der Bau des Altenahrer Jugendbüros, dessen Spatenstich erst jüngst erfolgte und das in unmittelbarer Nähe zur Realschule Plus auf dem Schulareal entstehen soll. Ebenfalls schon längst begonnen haben die Schulungen des Verwaltungsstabes der Verbandsgemeinde bezüglich der Organisation in Katastrophen- und Krisensituationen.

Bauausschuss Altenahr: Weg für Aufbau von Schulen und Rathaus in VG geebnet
Fast drei Jahre ist es her, dass die Flutkatastrophe die Schulen in Dernau und Altenahr verwüstete. Seitdem werden die Kinder in Ausweichquartieren unterrichtet. Nun ist Land in Sicht: Der Bauausschuss der Verbandsgemeinde (VG) Altenahr fasste mehrere Beschlüsse, die den Weg für den Wiederaufbau ...
Hinsichtlich der Fertigstellung ihrer Brückenbauwerke ist die VG ebenfalls auf einem guten Weg. Während bereits drei Brücken im Sahrbachtal im vergangenen Jahr hätten fertiggestellt werden können, werde die Fertigstellung der Dernauer Weinbaubrücke voraussichtlich Mitte dieses Jahres erfolgen, freut sich Gieler.
Gewässerwiederherstellung geht voran
Weit fortgeschritten sind ebenfalls die Umsetzungsmaßnahmen des Gewässerwiederherstellungskonzeptes. „Die Priomaßnahmen für die Bäche, also die Gewässer dritter Ordnung, haben wir bereits abgeschlossen“, so Gieler weiter und betont, die weitere Planung für weitere Maßnahmen sei bereits beauftragt. Unter anderem sollen Retentionsbecken angelegt und Rückhaltevorrichtungen für Geröll und Treibgut installiert werden. Ein Großteil der Wirtschaftswege ist im vergangenen Jahr ebenfalls fertiggestellt worden.
Auch in Sachen Hochwasserschutz gibt sich Gieler zuversichtlich. Zwar müssen nach einer im vergangenen Jahr erfolgten Neuberechnung der HQ100-Durchflusswerte viele Planungen angepasst werden, doch dies nimmt der VG-Chef gelassen. Hier habe man bereits in Gespräch mit dem Land eine Lösung gefunden, sodass diese Änderungen den Wiederaufbau in der VG nicht behindern würden, sagt er.
Entlastet wird die Verbandsgemeinde künftig in Sachen Öffentlichkeitsarbeit von einer Agentur, welche seit Anfang Februar die VG in der Kommunikation unterstützt. „In diesem Bereich müssen wir noch besser werden“, bilanziert Gieler. Zunächst für zwei Jahre wird die VG nun auf die Dienste der Agentur zugreifen.

Blickt der VG-Chef auf das vergangene Jahr zurück, fällt seine Bilanz zweigeteilt aus. Während sich die Kommunikation mit dem Land sehr verbessert habe, hätte sich Gieler auch einen zügigeren Fortschritt im Wiederaufbau gewünscht – insbesondere bei der Sanierung des Altenahrer Rathauses und der Realschule Plus. Doch beide Wiederaufbauprojekte sind nicht nur vom Investitionsvolumen für die VG herausragend, vielmehr gestaltet sich die Vorhabenrealisierung alles andere als einfach.
So lässt nicht nur das Verfahren zur Erteilung einer Baugenehmigung für die Realschule auf sich warten, auch habe sich im Rahmen der Schulsanierung herausgestellt, dass die Ziegel, die in der Schule verklebt waren, mit einem asbesthaltigen Kleber beziehungsweise Mörtel an die Wände angebracht worden waren. „Dieser Fund hat uns in unseren Planungen ein gutes halbes Jahr zurückgeworfen“, so Gieler. Und auch die Sanierung des Rathauses gestaltet sich schwierig. Denn sowohl im Erdgeschoss, als auch im Untergeschoss des vierstöckigen Gebäudes stehen Abbrucharbeiten an. „Aus baustatischer Sicht ist das nicht einfach“, weiß der Bürgermeister.
„Es ist klar, dass das, was unsere Vorfahren in 100 Jahren errichtet haben, wir nach einer Flutkatastrophe nicht in fünf Jahren wieder aufbauen können.“
Dominik Gieler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, zum Stand des Wiederaufbaus
Bis alle Projekte und Wiederaufbaumaßnahmen in der Verbandsgemeinde abgeschlossen sein werden, wird es nach Einschätzung Gielers ebenfalls noch dauern. „Wir haben noch so viele Straßen, Plätze und Projekte vor der Brust, ich gehe nicht davon aus, dass wir es vor 2030 beziehungsweise 2035 schaffen werden. Obgleich es mir wünschen würde“, sagt er, „Es ist noch eine lange Zeit, das wissen wir hier alle. Aber wir sind auf einem guten Weg. Und es ist klar, dass das, was unsere Vorfahren in 100 Jahren errichtet haben, wir nach einer Flutkatastrophe nicht in fünf Jahren wieder aufbauen können.“