Aggressive Autofahrer
Verkehrsrowdys erobern die Schützbahn in Ahrweiler
Trotz des Durchfahrtsverbots fahren Autos durch die Schützbahn. Das Verkehrsschild wird von vielen nicht wahgenommen.
Hans-Jürgen Vollrath

In der Schützbahn in Ahrweiler ist die Welt nicht mehr in Ordnung. Seit die Carl-von-Ehrenwall-Allee gesperrt ist, kämpfen die Anwohner mit einem Verkehrsproblem. Sie befürchten, dass sie nicht ernst genommen werden und lassen nicht locker.

Ausweichstrecke Schützbahn: Ist das Navi schuld?

Und wieder ist es passiert: Ein Cabriofahrer passiert das Obertor und setzt den Blinker, um durch die Schützbahn im Mauerrund zu fahren. Als ein Anwohner ihn auf das Durchfahrtsverbot aufmerksam macht, stutzt er kurz. Das Schild war ihm gar nicht aufgefallen. Das Navi habe ihm diesem Weg gewiesen, sagt er. Am Ende ist es ihm egal, und er fährt trotzdem durch das enge Gässchen. Und ihm werden an diesem Tag noch viele Fahrzeuge folgen – mit auswärtigen und heimischen Autokennzeichen.

Wer hier wohnt, muss gute Nerven haben. Denn seitdem die Carl-von-Ehrenwall-Allee wegen des Wiederaufbaus gesperrt ist, nutzen viele Fahrzeuge die Schützbahn verbotenerweise als Ausweichstrecke. Und da die Carl-von-Ehrenwall-Allee voraussichtlich erst Ende 2026 wieder zur Verfügung stehen wird, könnte das Problem zur Dauerbelastung werden, wenn es nicht gelöst wird.

Auf die gesperrte Marktgarage wird auf dem Weg zum Obertor zwar hingewiesen. Doch die Anlieger der Schützbahn wünschen sich, dass auch signalisiert wird: Die Schützbahn ist für Durchgangsverkehr tabu.
Beate Au

Wer um die Mittagszeit oder am frühen Abend als Fußgänger hier unterwegs ist, kann sich selbst davon überzeugen, worüber die Anlieger klagen. Ständig rollen Autos und Kleintransporter durch die enge Gasse, und das mit einer dreisten Selbstverständlichkeit und einem Tempo, das in der ausgewiesenen Spielstraße zum Sicherheitsrisiko wird. Niemand stört sich an dem angebrachten Durchfahrtsschild. „Es ist auch viel zu hoch angebracht“, weist ein Anwohner darauf hin, dass es von vielen Autofahrern erst gar nicht registriert wird. Der Ortsbeirat habe das bei einer Begehung im September 2012 schon festgestellt.

Dass die U11 die Umleitungsstrecke für die gesperrte Carl von Ehrenwall-Allee ist, wird zwar angezeigt. Doch gerade für Auswärtige dürfte das ein Hinweis sein, der ihn nicht aufhält, in die Innenstadt hineinzufahren.
Beate Au
Ich bin auch schon angepöbelt worden von einem Autofahrer, dem ich hinterhergerufen habe, langsamer zu fahren.
Judith Tauchmann, Anwohnerin in der Schützbahn

Judith Tauchmann, Mutter von zwei Kindern, hat bereits Blumenkübel vor der Haustür aufgestellt, damit zumindest für eine Schrittlänge Schutz besteht, wenn man auf die Straße tritt. „Ich bin auch schon angepöbelt worden von einem Autofahrer, dem ich hinterhergerufen habe, langsamer zu fahren“, berichtet sie. Er habe eine Vollbremsung hingelegt und sie dann körperlich und verbal bedroht. Von vorbeifahrenden Autos geweckt zu werden, ist für sie keine Seltenheit mehr. Vor ihrem Haus deutet sie auf die sich bereits abzeichnenden Fahrrinnen auf der Straße, deren Sanierung wohl dann die Bürger bezahlen müssten.

Bei der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ist das Problem bekannt. Sie hat hier bereits Geschwindigkeitsmessungen aufgrund der Beschwerden durchgeführt. Auf RZ-Anfrage gab es die Antwort, dass dabei auch die Zahl der Fahrzeuge erfasst worden sei. Daraus ließe sich erkennen, dass der Durchgangsverkehr bereits abgenommen habe und die legalen Ausweichstrecken angenommen würden.

Judith Tauchmann hat vor ihrer Haustür Blumenkübel aufgestellt, die als Sicherheitsabstandshalter dienen sollen.
Beate Au

Doch von lernfähigen Verkehrsteilnehmern haben die Anwohner noch nichts gespürt. Im Gegenteil. Die RZ hat mit zwei weiteren Anwohnern, die ihre Namen aus persönlichen Gründen nicht nennen wollen, gesprochen. Das Durchfahrtsverbot werde trotz entsprechender Beschilderung hundertfach missachtet, und Umleitungen würden trotz inzwischen erfolgter Korrekturen nur selten als solche wahrgenommen.

Anwohner wollen eine Dauerlösung

Wer vom Kreisel am Silberberg auf das Obertor zufährt, bekommt durch ein rotes Kreuz zwar signalisiert, dass die Marktgarage gesperrt ist, doch die Anwohner wünschen sich, dass auch die Schützbahn gut erkennbar „durchgeixt“ wird. Dass eine völlige Sperrung schon allein wegen der Zufahrt zur Tiefgarage eines Hotels schwierig werden dürfte, ist klar. Poller, die per Fernsteuerung zu bedienen sind, Schwellen, die zum langsamen Fahren zwingen – diskutiert wird in der Schützbahn einiges. Auf jeden Fall wollen sich die Anwohner nicht damit zufriedengeben, dass der von der Stadt zitierte Gewöhnungseffekt eintritt, die Autofahrer umdenken und brav die als U11 deklarierte Umleitungsstrecke über die Umgehung nutzen. Das Problem dürfe nicht verharmlost und heruntergeredet werden. Schließlich bestehe das Durchfahrtsverbot in der Schützbahn ja schon seit Jahren, aber jetzt werde es extrem missachtet. Und in Kontrollen sehen sie auch keine Dauerlösung. Es spreche sich über soziale Medien schnell herum, wann diese stattfänden.

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