Lang anhaltende Verkehrsstaus auf sämtlichen Straßen rund um den Nürburgring und in den Ortsteilen der Verbandsgemeinden Adenau und Kelberg bestimmten den „Carfriday“, das nicht organisierte Treffen von Tausenden von „Automobil-Enthusiasten“. Im Vorfeld des eigentlich „stillen Feiertags“ Karfreitag mit Tanz- und Sportverbot hatten Polizei und Ordnungsbehörden die Anwohner auf die mögliche Verkehrsbelastung hingewiesen und aufgefordert: „Wer nicht zum Nürburgring muss, sollte diesen Bereich großräumig umfahren.“
Der Verkehrsfunk meldete am Freitag bereist ab 8.30 Uhr längere Staus und Wartezeiten von über einer halben Stunde auf den Hauptzufahrtsstraßen zum Nürburgring, der B 412 und der B 258. Ab Mittag war nur noch ein allgemeiner Überblick möglich: Alle Straßen rund um den Ring seien überlastet. Die Landkarte in Navigationssystemen zeigte rote Stauabschnitte von Adenau über die Hohe Acht, die Döttinger Höhe bis zum Ring-Boulevard, im weiteren Verlauf bis Wiesemscheid, aber auch auf schmalen Nebenstrecken wie etwa vom Boulevard hinunter ins Örtchen Welcherath.
Wer nicht zum Nürburgring muss, sollte diesen Bereich großräumig umfahren.
Die Polizei warnte schon im Vorfeld vor Verkehrsproblemen rund um den Ring.
Zunächst Nieselregen, gegen Mittag immer wieder Schauer, Temperaturen nur bis 9 Grad und kaum Sonne schreckten offenbar die zumeist jungen Autofans nicht ab, am „Auto-Freitag“ mit ihrem technisch aufgerüsteten Auto, optisch aufgemotzt und auf Sportwagen getrimmt, zur Rennstrecke hoch in die Eifel zu fahren. Oder sich einfach nur als Zuschauer das Spektakel anzusehen.
Im Zentrum stand zunächst der Ring-Boulevard quasi als Laufsteg für die Autos und Flaniermeile für die Fans, von denen es sich viele gut mit Klappstühlen, Winterkleidung, Decken, Getränken und Verpflegung ausgerüstet unter den Brücken und großen Vordächern am Straßenrand meist in Grüppchen trocken eingerichtet hatten. Unablässig wurden die im Schritttempo vorbeirollenden Fahrzeuge begutachtet, fotografiert und gefilmt. Der hochgestreckte Daumen war das Zeichen des Tages. Nicht wenige der Fahrer ließen es sich nicht nehmen, bei viel Applaus vom Straßenrand aufs Gaspedal zu treten, um Motor und Auspuffanlage aufheulen zu lassen.
Für 35 Euro über die Nordschleife
Im Zentrum des Tages und des Interesses am Nürburgring stehen am Karfreitag die „Touristenfahrten“. Jedermann kann für eine Gebühr von 35 Euro pro Runde nach den Regeln der Straßenverkehrsordnung mit dem eigenen Pkw über die Nordschleife oder die Grand-Prix-Strecke fahren. Hier hatte die Tribüne für jubelnde Zuschauer kostenlos geöffnet.
Auf den Zuschauerplätzen und den nach dem Regen verschlammten Parkplätzen entlang des Sicherheitszaunes rund um die 20,832 Kilometer lange Nordschleife mit ihren 73 Kurven hatten sich Kenner bestens eingerichtet: Sehr viele transportable Klapp-Pavillons als Regenschutz standen in der ersten Reihe mit perfektem Blick auf die Rennstrecke.
Klappstühle, warme Decken, Wasserpfeifen, gut gefüllte Kühltaschen sowie Getränke von der Flaschenbierkiste bis zur kompletten Profi-Zapfanlage wurden mitunter in Bollerwagen fürs Ring-Erlebnis angekarrt. Es herrschte allerdings ein Grill- und Campingverbot. Die Performance der vorbeifahrenden Pkw wurde immer wieder von den Zuschauern untereinander kommentiert, es wurden Handyfotos gemacht und Videos gedreht.
Blechlawine reißt nicht ab
Derweil rollte auf den Straßen rund um die Ring unablässig die Blechlawine derer, die noch einen Parkplatz suchten oder sich schon wieder auf den Heimweg machen wollten. Nicht wenige der Besucher stellten angesichts der Stausituation ihren Wagen für 10 Euro Parkgebühr irgendwo auf einem der matschigen Großparkplätze ab und machten sich dann zu Fuß und beladen mit Schirmen, Stühlen und Verpflegung entlang der Straßen auf den Weg zu den Zuschauerplätzen am Zaun.
Die Nürburgring 1927 GmbH, Polizei und Ordnungsbehörden hatten im Vorfeld erklärt, die vielen Besucher steuern und aufklären zu wollen und etwaige Verstößen zu ahnden. Ein zentraler Aspekt sei der Schutz von Anwohnern, Region und Natur vor übermäßigem Lärm und Müllaufkommen. Die Polizei war stark vertreten. Im Fokus standen mögliche Verkehrsverstöße – hierbei ging es um die Verkehrssicherheit und die Vorschriftsmäßigkeit der Fahrzeuge sowie das Verhalten der Fahrer.
Polizei kontrolliert viel
Auf der Zufahrt über die B 258 etwa gab es bereits bei Mayen einen Tempoblitzer, der die Begrenzung auf 100 km/h kontrollierte. Etwas weiter hatten sich mehrere Streifenwagen positioniert und machten allgemeine Verkehrskontrollen, unter anderem mit dem Blick auf technische Veränderung. Selbst entlang des Ring-Boulevards gab es immer wieder unter den Augen anderer Autofans von der Polizei Anhaltekontrollen, bei denen die Technik und die Fahrtüchtigkeit des Fahrers unter anderem mit Drogentests geprüft wurden.
Der Nürburgring bietet noch am Samstag (8 bis 18.30 Uhr), am Ostersonntag (8 bis 18.30 Uhr) und am Ostermontag (8 bis 19 Uhr) an allen Tagen seine „Touristenfahrten“ über die Nordschleife und die Grand-Prix-Strecke für Jedermann an. Daneben wirbt die Destination Nürburgring mit „Heart-Race-Momenten“ rund um die Ostertage und die anschließende Ferienzeit: Man könne Familienspaß auf der Ring-Kartbahn erleben, geschichtsträchtige Ausstellungsstücke im Erlebnismuseum Ring-Werk besichtigen, Digital-Action in der Nürburgring eSports-Bar sehen, oder die neue Nürburgring-Kollektion im Fanshop anprobieren. Die Restaurants und das Bitburger Gasthaus haben geöffnet.
“Das zwischen der Kreisverwaltung Ahrweiler, den Verbandsgemeinden Adenau und Vordereifel, der Nürburgring GmbH sowie der Polizeidirektion Mayen abgestimmte Maßnahmenkonzept hat grundsätzlich gegriffen„, teilte das Polizeipräsidium Koblenz am Abend mit. Jedoch hätten Staubildungen und Verkehrsstörungen ab den frühen Morgenstunden aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens auf den umliegenden Bundes- und Landesstraßen sowie in der Stadt Adenau nicht gänzlich verhindert werden können. Die Staus hielten laut den Radio-Verkehrsmeldungen bis in die Abendstunden an.
Nach Polizeiangaben führten die intensiven Kontrollmaßnahmen in 65 Fällen zum Erlöschen der Betriebserlaubnis von Fahrzeugen sowie zu weiteren 26 Ordnungswidrigkeitsverfahren. Bei den durchgeführten Geschwindigkeitskontrollen war “Rekordhalter„ ein Fahrer, der die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 61 km/h überschritt. Darüber hinaus waren drei Verkehrsunfälle, darunter einer mit Schwerletzten, sowie vier Strafanzeigen zu. Nach dem schweren Unfall musste die B412 in beide Richtungen gesperrt werden.
“Die hohe Polizeipräsenz sowie die umfangreichen Kontrollmaßnahmen haben sowohl zu einer Vielzahl von festgestellten Verstößen als auch durchgängig zum Freihalten der Not- und Rettungswege geführt", so der Einsatzleiter Ralf Durben.