Die Verkehrszählung vom 7. September des vergangenen Jahres, einem Donnerstag, ist laut LBM mehr als eine Momentaufnahme. Sie ist vielmehr durchaus repräsentativ für das, was sich etwa auf der B 9 in der Ortslage Bad Breisig in der Woche von Montag bis Samstag abspielt. An jenem Donnerstag fuhren 21.643 Fahrzeuge durch die Stadt, davon allein 1663 Lastkraftwagen über 3,5 Tonnen. In der Spitzenstunde – am Morgen zwischen 7 und 8 Uhr – waren es 1452 Fahrzeuge, 105 davon Lkw, wie an der Zählstelle in der Nähe des Bad Breisiger Bahnhofs gemessen wurde.
Und wer jetzt glaubt, dass die Verkehrsbelastung am Sonntag deutlich niedriger liegt, der irrt. Die Verkehrsmenge an Sonntagen ist so wie werkstags, nur mit deutlich weniger Lkw-Betrieb. Die Berufsverkehrswelle, die wochentags über die Kurstadt hereinbricht, wird lediglich durch Touristenfahrten ersetzt. Das haben die Mitarbeiter des Leiters des LBM Cochem-Koblenz, Bernd Cornely, bei ihren Untersuchungen festgestellt.
Eine weitere Erhebung für 2017 macht die Verkehrssituation noch plastischer. Und sie zeigt auch, wer von den Verkehrsteilnehmern eigentlich nach Bad Breisig oder in das unmittelbare Umland will. An der nördlichen Einfahrt von Bad Breisig (Am Kesselberg) kommen täglich 23.500 Fahrzeuge an, 1620 davon sind Lkw. Im Bereich Kirche/Mittelstraße sind es noch 22.100, stadtauswärts, bis zur Einmündung der L 87, noch 20.700. Was im Norden einfährt und nicht im Süden ankommt, ist in Bad Breisig links oder rechts abgebogen.
In der Auswertung zieht der LBM den Schluss, dass es sich bei der aus Norden kommenden Blechlawine bei 71 Prozent der Fahrzeuge um Durchgangsverkehr handelt, nur 29 Prozent haben als Ziel oder Quelle die Kurstadt und ihre Umgebung. Noch drastischer fällt das Zahlenwerk aus, wenn man sich den Schwerverkehr ansieht. 80 Prozent der aus Norden kommenden Lkw nutzen die Straße als Durchgangsverkehr, aus südlicher Richtung sogar 83 Prozent.
Und wo kommen die Fahrzeuge her? Dafür hat der LBM im vergangenen Jahr mit Unterstützung der Polizei unter anderem Auto- und Lkw-Fahrer interviewt. Befragt nach Ziel und Quelle, kommen fast 90 Prozent aller Pkw-Fahrer aus den Räumen Koblenz, Bonn, Neuwied, Remagen, Sinzig, Bad Neuenahr und Brohl-Lützing. Im Schwerverkehr sind es 90 Prozent der Ziele und 93 Prozent der Quellen, die aus diesen Regionen stammen also aus dem weiteren Umkreis. Anders ausgedrückt: Der klassische Fernverkehr – also der Fahrzeugführer, der zum Beispiel von Amsterdam nach Frankfurt möchte – nutzt zu 10 Prozent im Pkw-Bereich und zu 7 Prozent im Lkw-Bereich die B 9 als Abkürzung.
Interessant ist auch der Blick auf die langfristigen Zahlen. 2000 wurden in Bad Breisig 19.216 Fahrzeuge im Schnitt von Montag bis Samstag gezählt. Nur unwesentlich weniger – auf 24 Stunden gerechnet – waren es in Remagen mit 18.962 Fahrzeugen. 2015 sehen die Werte schon ganz anders aus. Während sich die Zahl in Bad Breisig auf 21.125 an den Werktagen (zu denen auch der Samstag bei den Messungen zählt) erhöht hat, sind es in Remagen „nur“ noch 19.043, also rund 2000 Fahrzeuge täglich weniger. Und auch beim Lkw-Verkehr liegt Bad Breisig in 2015 mit 1119 Lkw deutlich vor Remagen mit 995 Lkw.
2016 dürfte Bad Breisig seinen Abstand zu der Nachbarstadt noch vergrößert haben. Auf die sieben Wochentage umgerechnet wurden im Schnitt 1259 Lkw gezählt, von montags bis freitags 1637.
Für sich betrachtet alles Zahlen, die selbst beim LBM bei einem Gespräch mit der Rhein-Zeitung mit den Worten „unverträglich und unerträglich“ kommentiert werden. Überdeutlich wird die Problematik, wenn man sich die Erhebung über die durchschnittliche Belastung aller Bundesstraßen im Land für das Jahr 2015 anschaut: Das waren über 24 Stunden 8935 Autos und 690 Lkw.
Uli Adams