Bereits zu den Stoßzeiten geht es auf der B9 durch die Stadt Bad Breisig oft nur im Schneckentempo voran. Künftig aber muss die Geschwindigkeit ohnehin gedrosselt werden – auch wenn „die Bahn“ eigentlich frei ist. Denn die Stadt Bad Breisig kündigt für den Bereich der Ortsdurchfahrt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h an. „Diese Maßnahme dient der Reduzierung von Lärm und Luftschadstoffen, folglich dem Schutz der Gesundheit sowie der Erhöhung der Verkehrssicherheit“, heißt es aus dem Rathaus.
Ergebnis eines langjährigen Prozesses
Die Einführung des Tempolimits basiert auf einem langjährigen Austausch zwischen der Verbandsgemeindeverwaltung, dem Landesbetrieb Mobilität, dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, dem Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten sowie der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD). „Hintergrund sind unter anderem die im Mai 2020 durch den LBM vorgenommene Schalltechnische Untersuchung sowie die besorgniserregenden Messergebnisse des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die jede für sich eine deutliche Überschreitung der zulässigen Lärmwerte und Stickstoffdioxid-Grenzwerte in der Innenstadt nachweisen – verursacht hauptsächlich durch das hohe Verkehrsaufkommen auf der B9“, so die Verwaltung.
Und weiter: „Nach den vorliegenden Berechnungsergebnissen werden die Auslösewerte der Lärmsanierung am Tag an insgesamt 68 Gebäuden und in der Nacht an insgesamt 75 Gebäuden erreicht oder teils erheblich überschritten. Damit besteht aus Sicht der Behörden dringender Handlungsbedarf, um gesundheitliche Beeinträchtigungen der Anwohner zu vermeiden.“
Verkehrsgutachten hat 2019 Tempo 30 für die B9 empfohlen
Bereits 2019 wurde im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung im Jugend- und Kulturbahnhof Bad Breisig ein Verkehrsgutachten vorgestellt, das ebenfalls die Einführung von Tempo 30 empfahl – mit dem Ziel, die Verkehrsbelastung zu reduzieren, die Sicherheit zu erhöhen und den Verkehrsfluss zu verbessern. Nach einem Fraktionsantrag zur Prüfung entsprechender Maßnahmen hatte der Stadtrat im Oktober 2019 die Verwaltung mit der Umsetzung beauftragt. Es folgten umfassenden Prüfungs- und Anhörungsverfahren und schließlich die Zustimmung des LBM, sodass die Straßenverkehrsbehörde der Verbandsgemeinde Bad Breisig nun die verkehrsbehördliche Anordnung zur innerörtlichen Geschwindigkeitsreduzierung von 50 auf 30 km/h erlassen kann. Neben der Lärmpegel- und Schadstoffverbesserung erhofft sich die Behörde auch die Minimierung von Unfallfolgen auf der mit täglich rund 20.000 Fahrzeugen stark frequentierten Bundesstraße 9.

„Neben der zwischenzeitlich erfolgten Auftragung lärmreduzierenden Asphalts, der Einrichtung von Pförtnerlichtsignalanlagen, der Prüfung von Grünpfeilen beziehungsweise Grünen Pfeilen sowie der Beantragung der Installation von Mautkontrollsäulen, welche leider vom zuständigen Bundesamt für Güterverkehr abgelehnt wurde, bildet die Geschwindigkeitsreduzierung einen wichtigen Bestandteil zur Verbesserung der Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger und Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer“, so die Verwaltung. Denn neben der Umwelt- und Gesundheitsentlastung erhöhe eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h auch die Verkehrssicherheit signifikant. Ferner könne durch eine Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h rechnerisch eine Pegelminderung von 2,5 dB(A) am Tag und 2,55 dB(A) in der Nacht erreicht werden.
Es gibt auch kritische Stimmen
Die Maßnahme soll in den kommenden Wochen durch die zuständige Masterstraßenmeisterei Sinzig umgesetzt werden. Die Stadt Bad Breisig bittet alle Verkehrsteilnehmer um Verständnis und die konsequente Einhaltung der neuen Geschwindigkeitsregelung. „Mit der Einführung von 30 km/h geht die Stadt Bad Breisig einen entscheidenden Schritt in Richtung nachhaltiger Stadtentwicklung und aktiver Gesundheitsvorsorge“, so die Verwaltung.

Die Geschwindigkeitsdrosselung für die B9 in Bad Breisig indes stößt in der Bevölkerung nicht überall auf Zustimmung. Eine Leserin unserer Zeitung aus Brohl-Lützing gibt zu bedenken, dass 30 km/h einen erheblichen zeitlichen Mehraufwand für Pendler, Pflegedienste, Apotheken-Lieferdienste, Handwerker, Busse oder auch Logistikunternehmen bedeuten würde. „Ich fahre mehrmals am Tag von Brohl nach Sinzig und zurück. Fürmich ergibt sich zukünftig ein wöchentliches Plus an Fahrzeit zwischen 1,5 und 2 Stunden. Zusätzlich zu den Zeiten, die man ohnehin durch hohes Verkehrsaufkommen und teils unsinnige Ampelschaltungen vor und in Bad Breisig im Stau steht“, führt sie gegenüber unserer Zeitung aus. Für den, der das künftige Tempolimit nicht beachtet und den Fuß nicht vom Gas nimmt, könnte es teuer werden. Zur Erinnerung: Seit Januar ist auch in der Quellenstadt der „kommunale Blitzer“ im Einsatz, den die Verbandsgemeinde Bad Breisig gemeinsam mit der Stadt Remagen angeschafft hat.