Die frühere Ausflugsgaststätte Waldburg hoch über dem Rhein soll in ein paar Jahren im alten Glanz wiederauferstehen, wenn es nach dem Willen des Besitzers, des schillernden Unternehmers Frank Asbeck, und vieler Remagener Bürger geht. Doch bevor es so weit ist, muss das Projekt noch einige Hürden nehmen. Denn zunächst gilt es, einen noch bestehenden Bebauungsplan für ein dort einmal geplantes Klinikprojekt abzuändern – ein Verwaltungsakt, für den der Bauausschuss der Stadt jetzt den Weg frei gemacht hat.

Einstimmig haben die Ausschussmitglieder grünes Licht dafür gegeben, dass die Stadtverwaltung nun eine frühzeitige Beteiligung der Bürger und der betroffenen Behörden und Unternehmen einleiten kann. Denn besonders in Sachen Naturschutz und Lärm- sowie Verkehrsbelastung ist das Projekt Waldburg nicht unumstritten.
Natur hat die alte Waldburg zurückerobert
Längst hatte die Natur die seit den 1970er-Jahren zerfallenden Gebäude zurückerobert. Käuzchen sollen in dem alten Gemäuer eine Heimstatt gefunden haben. Der Wald hatte das Gelände zu großen Teilen überwuchert. Und die Anwohner der Waldburgstraße und des benachbarten Wohngebiets „Auf der Neide“ sind wohl auch nur mäßig davon begeistert, dass in ihrem bislang ruhigen Idyll nun eine Ausflugsgaststätte mit kleinem Hotelbetrieb, Eventfläche, Markthalle und Ausstellungsräumen sowie allen Begleiterscheinungen entstehen soll.

Mit der nun bevorstehenden Beteiligung können alle Betroffenen ihre Bedenken zu dem Projekt äußern oder eventuelle Ansprüche geltend machen. Die Unterlagen, die jetzt öffentlich ausgelegt werden, enthalten unter anderem Gutachten zu Artenschutz und zur voraussichtlichen Verkehrsbelastung, die durch das Gaststätten- und Hotelprojekt entstehen könnte. Diese Gutachten hatte der Eigentümer von Fachbüros erstellen lassen. Und schon bei der jüngsten Ausschusssitzung gab es erste Bemerkungen zu möglichem Nachbesserungsbedarf.
Es besteht Nachbesserungsbedarf
So merkte Peter Günther vom Bauamt der Stadt an, dass nach einer ersten Durchsicht der Nachweis für eine ausreichende Zahl an Autostellplätzen noch zu klären sei, da nach den eingereichten Plänen der Bedarf als zu gering bemessen sei. Außerdem dürfte die bestehende Zuwegung zu dem Grundstück der Waldburg zu schmal für den zu erwartenden Lieferverkehr sein.

Auch Simon Keelan (Bündnis 90/Die Grünen) hatte eine erste Kritik parat. Das Verkehrsgutachten sei unter der Prämisse von einer durchschnittlichen einmaligen Auslastung der 120 Außensitzplätze sowie der weiteren 120 im Innern der Gaststätte ausgegangen. „Das mag als Rechengrundlage im Durchschnitt aller Tage passen, berücksichtigt aber nicht den Andrang zu Stoßzeiten etwa an besonderen Ausflugstagen, der bedeutend höher sein dürfte“, so Keelan. Er regte an, auch Ideen wie einen Shuttle-Verkehr zwischen der Walburg und dem Bahnhof an Spitzentagen mit einzuplanen.
„Die goldenen Zeiten in der Gastronomie sind vorbei.“
Thomas Nuhn, FBL
Thomas Nuhn von der Freien Bürgerliste Remagen (FBL) meldete sich ebenfalls zu Wort. Er gab zu bedenken, dass die „goldenen Zeiten“ in der Gastronomie inzwischen vorbei seien und auch kein Trendwechsel in Sicht wäre. „Die Menschen gehen längst nicht mehr so häufig in Gaststätten und Restaurants wie noch vor der Corona-Pandemie“, sagte Nuhn. Aus seiner Sicht sei daher der voraussichtliche Andrang auf solche Ausflugsgaststätten geringer, als man das aus früherer Erfahrung erwarten würde.
Die Waldburg
Das Hotel Waldburg aus dem Jahr 1900 auf dem Victoriaberg oberhalb von Remagen war bis zu seiner Schließung im Jahr 1970 eine beliebte Ausflugs- und Veranstaltungsgaststätte. Danach blieben Haus und Grundstück weitgehend sich selbst überlassen. Alle Pläne, die Gaststätte wiederzueröffnen oder an ihrer Stelle etwa eine Klinik zu errichten, scheiterten an Genehmigungen oder der Finanzierung. In den vergangenen Jahrzehnten verfielen die Gebäude und die Ruine wurde zu einem in der Szene beliebten Lost Place. Im Januar 2023 erwarb der Unternehmer und frühere Solarworld AG Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck das gut 8000 Quadratmeter große Waldgrundstück mit der Waldburg-Ruine bei einer Zwangsversteigerung. Er beabsichtigt, die alten Gebäude weitgehend nach historischem Vorbild wieder aufzubauen. Asbeck ist unter anderem Besitzer des Schlosses Marienfels bei Remagen und des ehemaligen Forstguts Calmuth, dem einstigen Sitz Internationalen Film-Union GmbH.