Heute werden Petra Schneider und Susanne Müller als Abgeordnete vereidigt
Vereidigung als Abgeordnete: Frauenpower aus dem Kreis Ahrweiler für den Landtag
Wegen der weiterhin angespannten Pandemielage findet die konstituierende Sitzung des 18. rheinland-pfälzischen Landtags heute im im Gutenbergsaal der Mainzer Rheingoldhalle und nicht im frisch renovierten Landtagsgebäude statt. Foto: dpa/Andreas Arnold
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Kreis Ahrweiler. Ab heute sind sie Berufspolitikerinnen: die ehemalige Schuldirektorin Susanne Müller (SPD), die zuletzt an der Unesco-Projektschule in Mayen tätig war, und Petra Schneider (CDU), die bislang als gelernte Bankkauffrau den Familienbetrieb ihres Mannes in Niederzissen in kaufmännischen Dingen unterstützt hat. Ab der heutigen Konstituierung des rheinland-pfälzischen Landtages werden die beiden nicht nur den Kreis Ahrweiler und die Belange seiner Bürger vertreten, sondern auch an weitreichenden Entscheidungen das Land betreffend mitwirken. Ab sofort bestimmen neue Aufgaben, neue Kontakte und Termine den Alltag Müllers und Schneiders. Beide freuen sich sehr auf die Herausforderungen.

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Petra Schneider findet es sehr erfreulich, dass sie im rheinland-pfälzischen Landtag in Ausschüssen vertreten ist, die ihr am Herzen liegen. „In unserer Klausurtagung wurde ich als Obfrau der CDU-Fraktion im Petitionsausschuss bestimmt, wo Bürger ihre Anliegen und Bitten vorbringen können – gerade als Neuling ist es toll, mit vielen Themenfeldern konfrontiert zu werden, und ich mich ohne Reibungsverluste direkt mit den Dingen beschäftigen kann, bei denen den Leuten der Schuh drückt“, so die 49-jährige. Zudem wurde sie in den Ausschuss Wirtschaft und Verkehr berufen. „Das nördliche Rheinland-Pfalz ist bezüglich der Infrastruktur in den vergangenen 30 Jahren sehr stiefmütterlich bedacht worden – hier reiht sich eine Schlaglochpiste an die nächste“, meint die frischgebackene Landtagsabgeordnete. So will sie sich etwa hier vor Ort für den Ausbau der Landesstraßen einsetzen, ebenso für den Ausbau des Radwegenetzes, etwa entlang des Vinxtbachtals in Richtung Bad Breisig, was sie auch unlängst in einer Videokonferenz mit den Bürgermeistern von Bad Breisig, Gönnersdorf, Waldorf, Königsfeld und Schalkenbach besprochen habe. „Das ist nicht nur ein Beitrag zur Klimaneutralität, sondern auch für den Tourismus sehr wichtig und zeitgemäß“, befindet die CDU-Frau.

Von eigener Berufserfahrung profitieren

Und weiter: „In Sachen Wirtschaft geht es mir darum, die Rahmenbedingungen für Unternehmer, aber auch für Arbeitnehmer zu verbessern, um die Region zukunftsfähig zu gestalten. Das wäre zum Beispiel durch Entbürokratisierung, Stärkung des Handwerks, Mittelstands und Einzelhandels oder etwa durch innovative Technologien und neue Gewerbegebiete zu erreichen“, so Schneider. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen seien Grundlage für starke Kommunen. Hier glaubt Schneider, dass sie von ihrer eigenen Berufserfahrung im Baugewerbe und der Mitarbeit in der Kommunalpolitik profitieren kann.

Die Familie sieht die neue Herausforderung für die Ehefrau und Mutter nur positiv: „Meine beiden Söhne sind schon erwachsen und ebenso wie mein Mann in der Kommunalpolitik für die CDU aktiv. Sie haben also volles Verständnis und unterstützen mich“, betont die 49-Jährige. Fit hält sie sich für ihren neuen Lebensabschnitt nach wie vor mit ihren Hobbys Radfahren und Schwimmen. „Als ich unlängst in den Bad Breisiger Römer-Thermen war und dort versprach, mich für deren Fortbestand einzusetzen, wurde mir erneut bewusst, wie sehr eine solche Einrichtung die Region für Sportbegeisterte wie mich aufwertet“, sagt sie lächelnd.

Was den Arbeitsaufwand als Landtagsabgeordnete angeht, ist sie sich bewusst, einen Vollzeitjob zu haben. Sie rechnet damit, im Schnitt zweimal wöchentlich nach Mainz zu fahren und darüber hinaus sehr präsent an der Basis wirken zu können. Sie freut sich auf die gute Zusammenarbeit mit CDU-Landtagsabgeordnetem Horst Gies und Bundestagsabgeordneter Mechthild Heil, zu denen ein sehr enger und guter Kontakt bestehe.

Fachwissen im Bereich der Familien- und Bildungspolitik

Die SPD-Kandidatin Susanne Müller hat 20 Jahre lang das Bildungssystem aus verschiedenen Blickwinkeln kennengelernt – als Lehrerin, Schulleiterin, in der Fort- und Weiterbildung, in Arbeitsgemeinschaften von Bildungsministerium und ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion), und nicht zuletzt als zweifache Mutter im Schulelternbeirat. Gerade erst hat sich die 47-Jährige nach knapp fünf Jahren als Direktorin der Förderschule am Mayener Bernhardshof von ihrem Kollegium und den Schülern verabschiedet, und bereits eine Woche später betritt sie die Bühne der Landespolitik als Abgeordnete.
„In den vergangenen Wochen liefen die Vorbereitungen für das Mandat und die Schulleitung parallel. Ich bin froh, mich jetzt auf eine Sache konzentrieren zu können, um mein Fachwissen hoffentlich im Bereich der Familien- und Bildungspolitik einbringen zu können“, sagt Susanne Müller. Doch erst am Mittwoch, einen Tag nach der Konsolidierung des Landtags, entscheidet die SPD-Fraktion darüber, in welchen Bereichen und Ausschüssen Müller vertreten sein wird.

„Während des Wahlkampfs haben mich viele Menschen angesprochen und Nachrichten erreicht von sozialdemokratisch geprägten Menschen aus dem Kreis, die sich bisher nicht recht vertreten sahen“, so Susanne Müller. Als Lehrerin habe sie viele Kinder kennengelernt, die von Armut bedroht sind oder schon unter ihr leiden. „Ich sehe es als ein wichtiges Ziel an, in der Kindertagesstätten-Frühförderung präventiv zu arbeiten und zum Beispiel Beratungsangebote in diesem wichtigen Stadium der Entwicklung anzubieten. Im Bereich der Schulen könnten sowohl Schulsozialarbeit als auch multiprofessionelle Teams die Arbeit der Pädagogen vor Ort ergänzen“, betont Susanne Müller. Insbesondere im Hinblick darauf, dass die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche wohl sehr deutlich spürbar sein werden. Generell ist sie für die Ausweitung des Ganztagsschulangebots.

Was die Arbeitsbelastung als Landtagsabgeordnete angeht, so glaubt sie, dass sich für sie wohl nicht viel ändern wird. „Ich habe immer viel gearbeitet, noch nie so viel wie im vergangenen Jahr – und ich freue mich auf mein neues Aufgabengebiet und die Möglichkeit, die Anliegen der Menschen in meiner Region zu vertreten.“ Ihre beiden Kinder seien jeden Fall sehr stolz auf die Mutter und hätten sich über ihren Wahlerfolg sehr gefreut, sagt die neue Landtagsabgeordnete. Der 15-jährige Sohn lebt bei ihr in Walporzheim, die 19-jährige Tochter mittlerweile in Wien.

Von unserer Mitarbeiterin Judith Schumacher

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