Allerseelen, Totensonntag, Volkstrauertag – der Herbst ist gespickt mit Gedenktagen an die Verstorbenen. Doch hat sich die Bedeutung und Wahrnehmung dieser Feiertage in den vergangenen Jahrzehnten deutlich geändert. Gehörte es früher zum guten Ton, die Grabstätten von Familienangehörigen an diesen Tagen herzurichten und zu schmücken, lässt diese Tradition mehr und mehr nach. Überhaupt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so einiges rund um die Bestattungskultur geändert. Das bestätigt Heinz-Peter Hoppe, Inhaber eines großen Bestattungsinstituts in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Ich kann mich in letzter Zeit nur an einen einzigen Fall erinnern, in dem sich jemand für eine klassische Erdbestattung entschieden hat.
Heinz-Peter Hoppe, Bestatter aus Bad Neuenahr-Ahrweiler
„Wir haben im Moment sehr viel mit der Bestattungsvorsorge zu tun“, sagt Hoppe. Dabei sei festzustellen, dass es vielen Menschen zu Lebzeiten wichtig ist, im Todesfall möglichst niemandem zur Last zu fallen. Auch aus diesem Grund werde meist eine Feuerbestattung gewählt, weil eine Urnengrabstätte meist mit deutlich weniger Grabpflege verbunden ist. „Ich kann mich in letzter Zeit nur an einen einzigen Fall erinnern, in dem sich jemand für eine klassische Erdbestattung entschieden hat.“

Überhaupt komme es nur noch selten vor, dass eine klassische Erdbestattung gewählt wird. „Das Verhältnis liegt geschätzt etwa bei 95 Prozent Feuerbestattungen und 5 Prozent Erdbestattungen – letztere eigentlich nur, wenn schon eine Familiengrabstätte vorhanden ist“, sagt der Bestatter aus seiner Erfahrung. Ein wichtiger Faktor dabei sind selbstverständlich auch die Kosten. Ist keine Familiengrabstätte für den Verstorbenen vorhanden, kommen für eine klassische Erdbestattung mit Grabstätte und Stein schnell 20.000 Euro zusammen. Bei einer Feuerbestattung sind es mit 8000 bis 9000 Euro nicht einmal die Hälfte der Kosten.
Trend scheint unumkehrbar
Die deutliche Abkehr von Erdbestattungen wird sich nach Ansicht von Hoppe auch nicht mehr umkehren. „Den Trend zur Feuerbestattung stelle ich seit mehr als 20 Jahren fest. Das zeigt sich auch an unseren Friedhöfen. Am Bergfriedhof in Ahrweiler wird jetzt schon der vierte Weinberg für Urnenbeisetzungen eingerichtet.“ Ein deutliches Zeichen dafür, dass sich auch die Bestattungsformen ändern, weg von der klassischen Grabstelle hin zu Alternativen wie Baum-, Friedhain- oder Weinbergsbestattungen.

Mit der Veränderung der Bestattungskultur ändert sich auch das Erscheinungsbild unserer Friedhöfe. So bietet man etwa in Remagen inzwischen längst nicht nur mehr die klassische Erdbestattung an. Als alternative Bestattungsformen gibt es dort zum Beispiel Urnenstelen oder auch die Möglichkeit, eine Urne unter einem Baum bestatten zu lassen. Und diese neuen Bestattungsformen werden immer beliebter.
Von den insgesamt 175 Bestattungen des Jahres 2023 lag der Anteil der Urnenbestattungen bei 76 Prozent. Nur in 24 Prozent aller Todesfälle fiel die Entscheidung für eine klassische Erdbestattung – im Jahr 2015 lag dieser Anteil noch bei 33 Prozent. Die Bestattung unter Bäumen wird in Remagen seit dem Jahr 2018 angeboten. Immerhin 18 Mal wurde diese Variante im vorigen Jahr gewählt.