Regionalwettbewerb in Remagen
Über Cremes und karge Klassenzimmer: Jugend forscht
Pflanzen gegen das triste Klima: Jana und Julia präsentieren ihre Forschunsgarbeit
Michael Illjes

Am Mittwoch stand am Rhein-Ahr-Campus alles im Zeichen der Wissenschaft: Schüler haben dort beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ ihre Projekte präsentiert - und für die haben sie sich ganz schön ins Zeug gelegt.

Sie saufen sich ins Koma, zocken ständig, können kaum lesen und rechnen und hängen am liebsten auf Partys rum: alles Klischees über die angebliche „Null-Bock-Generation“. Wer am Mittwoch die kreativen Projekte der 104 jungen Forscher beim Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ am Rhein-Ahr-Campus in Remagen gesehen hat, würde diese Stereotype ganz schnell über Bord werfen. Die Jugendlichen stellen sich mit 56 Projekten in Bereichen wie Biologie, Physik oder Chemie einer interdisziplinären Fachjury.

Wettbewerb soll Begeisterung für Mint-Fächer wecken

Alles steht am Mittwoch unter dem Motto Innovation. Jugendliche aus ganz Rheinland-Pfalz präsentieren stolz ihre Projekte am Campus der Hochschule Koblenz in Remagen. Seit 20 Jahren findet der Wettbewerb schon hier statt. Die Schüler arbeiteten teils über ein halbes Jahr an ihren Konzepten. Wie realistisch ist die Physik aus Rennspielen? Kann eine Künstliche Intelligenz (KI) Verspätungen der Deutschen Bahn simulieren? Welchen Einfluss haben Pflanzen auf karge Klassenzimmer? Viele Fragen, die sich die jungen Forscher gestellt haben.

Zuschauende besuchen die Stände der Junioren des diesjährigen Regionalwettbewerbs von "Jugend forscht" in Remagen.
Michael Illjes. Michael Iljes

Die Projektleiterin Christiane Dietz-Keuchel hat die 20. Ausgabe von „Jugend forscht“ in Remagen koordiniert und organisiert. Der diesjährige Regionalwettbewerb steht unter dem Motto: „Macht aus Fragen Antworten“. Das Besondere für Dietz-Keuchel an der Veranstaltung ist, dass Jugendliche die Chance haben, Projekte vorzustellen, an denen sie Wochen, Monate oder teils Jahre gefeilt haben. So werde eine Begeisterung für die Mint geschaffen, also für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Vertreter vom Peter-Joerres-Gymnasium Ahrweiler gewinnen gleich doppelt

Bei dem Wettbewerb „Jugend forscht“ wird zwischen zwei Altersklassen unterschieden: Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren starten in der Sparte „Jugend forscht“. Jüngere Schüler bis 14 Jahre treten bei „Jugend forscht junior“ an. Die beiden Juniorenforscherinnen Katharina und Lena gewinnen in der Kategorie „Physik“. Die Schülerinnen vom Peter-Joerres-Gymnasium Ahrweiler konnten die Jury mit ihrem Projekt „Abi a sole! Geh mir aus der Sonne! Denn meine Sonnencreme reicht aus. Oder doch nicht“ überzeugen. Die beiden stellen sich die Frage, ob auch die Sonnencreme aus dem vergangenen Jahr oder von vor zwei Jahren im Sommerurlaub noch genügend Schutz verspricht. Ihre Messungen ergeben, dass die Sonnencremes nach zwei Jahren deutlich mehr UV-Strahlen durchlassen. Einen Tipp für den nächsten Urlaubstrip haben die beiden auch noch parat: Die Flasche gut schütteln vor dem Öffnen, da die schützenden Bestandteile sich oft am unteren Ende ablagern.

Lena und Katharina gewannen mit ihrem Projekt den ersten Platz im Segment "Physik".
Michael Illjes. Michael Iljes

Ihre Lehrerin Andrea Karlein gewinnt parallel den Sonderpreis für engagierte Talentförderung. Bereits seit acht Jahren fördert sie Jugendliche. Im vergangenen Jahr erreichten die Schülerinnen unter ihrer Betreuung sogar den bundesweit fünften Platz: „Als Deutschlandvertreter wurden wir nach Schweden geschickt, und meine Schülerinnen durften sogar der Kronprinzessin Victoria die Hand schütteln“.

Schüler fertigen nachhaltige Stifte fürs Whiteboard

Aus alltäglichen Problemen entstehen kreative Ideen. In den Klassenzimmern herrscht oft eine triste Atmosphäre. „Wir haben mit unserem Lehrer überlegt, wie man das ändern kann“, erklären Jana und Julia vom Martinus-Gymnasium in Linz. Die Idee: Pflanzen gegen das triste Klima. Die jungen Forscherinnen arbeiten mit ihren Versuchen heraus, dass sich die Pflanzen nicht nur positiv auf die Luftqualität im Raum, sondern auch auf die Konzentrationsfähigkeit der Schüler auswirken. Mit ihrem umweltbewussten Projekt landen die 17-jährige Jana und die 16-jährige Julia in der Kategorie „Biologie“ auf dem zweiten Platz.

Apropos umweltbewusst: Nils und Jonas, beide 13 Jahre alt, haben mit ihren nachhaltigen Whiteboardstiften bei den Junioren ebenfalls den ersten Platz abgeräumt. Die Schüler von der integrierten Gesamtschule Joanna Löwenherz Neuwied fertigten Stifte aus Kokosfett, Bienenwachs und natürlichen Färbemitteln an. So konnte mit dem Färbemittel Kurkuma in Gelb und Aktivkohle in Schwarz geschrieben werden.

Nils und Jonas haben ebenfalls den ersten Platz abgeräumt. Die beiden Juniorforscher entwicklen umweltfreundliche Whiteboardstifte.
Michael Illjes. Michael Iljes

Projektleiterin Christiane Dietz-Keuchel ermutigt Jugendliche, sich auch in den kommenden Jahren mit innovativen Ideen einzubringen. Die Projektleiterin erklärt, dass die Teilnahme bei „Jugend forscht“ durchaus ein Sprungbrett sein könne: „Die Urkunde ist an sich schon ein Türöffner. Bei ,Jugend forscht’ muss ein Experiment durchgeführt werden, eine Langfassung verfasst werden, ein wissenschaftliches Poster muss erstellt werden, das vor einer Jury verteidigt werden muss. Ähnlich wie auch an der Universität.“

Top-News aus der Region