Mit ihrer Marke „beJunipa“ versucht die junge Designerin, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit durch die Verwendung von biologischen, recycelten oder regenerierten Materialien zu verbinden. Der Name ihres Labels ist natürlich auch nicht zufällig gewählt: „beJunipa“ setzt sich zusammen aus den Wortfragmenten „Be you“ (Sei du selbst) und dem lateinischen Wort Juniper, was die Bezeichnung für Wacholder ist, eine uralte Heil- und Gewürzpflanze, die sehr viele gute Eigenschaften hat und zudem sehr robust und anpassungsfähig ist. Und genau das ist auch der Anspruch, den die Sinziger Designerin an ihre Mode hat.
Oriana Baur verwendet vornehmlich den 2014 entwickelten Stoff Econyl. Dabei handelt es sich um ein Fabrikat aus Italien, das durch ein spezielles Verfahren aus Textilabfällen wie etwa Fischernetzen gewonnen wird und bei dem die regenerierten Fasern unendlich oft eingeschmolzen und wiederverwertet werden können. „Große Firmen wie Prada oder Thommy Hilfiger arbeiten mittlerweile schon damit“, weiß die Modedesignerin.
Doch mit diesen Modeimperien hat Oriana Baur wenig gemein. Ihr ist es wichtig, dass sie ihre Maßanfertigungen nur auf Bestellung produziert. „Ich möchte nichts auf Lager haben, sondern die Ware erst bei Bedarf zuschneiden und fertigen, um Textilverschwendung zu vermeiden. Auch sind mir kurze Wege bei den Materialien, mit denen ich arbeite, wichtig. Ich beziehe sie aktuell aus Deutschland, Frankreich, Italien und der Türkei. Kunden können zu mir kommen oder sie können über den Onlineshop auf meiner Website ihr persönliches beJunipa-Stück in Auftrag geben. Die Modelle können durch die Anfertigung auf Bestellung zum Beispiel in der Beinlänge oder Schritthöhe individualisiert werden“, so die innovative Designerin, die auch mit zertifizierter Biobaumwolle, Hanf und Leinen sowie mit Spitzenresten arbeitet. Gerade in einer Zeit, in der Mode immer schnelllebiger wird, war es ihr wichtig, Prototypen zu entwickeln, die jederzeit tragbar sind.
Für Oriana Baur war schon relativ früh klar, dass sie sich beruflich in Richtung Mode orientieren würde. Als Mädchen zweckentfremdete sie kurzerhand ein von ihrem Vater Jörg Nitsch aus dem Bali-Urlaub mitgebrachtes Tuch und fertigte ein Kleid für ihre Barbie. Grundkenntnisse erwarb sie im Fach Textilkunde an der Remagener Realschule. Während ihrer Ausbildung als Erzieherin absolvierte sie parallel die allgemeine Hochschulreife in Bonn und legte in ihrem Anerkennungsjahr Geld auf die Seite. „Es war entweder fürs Reisen oder aber fürs Weitermachen gedacht, ich entschied mich fürs Weitermachen“, erzählt sie. Während ihrer Ausbildung zur Maßschneiderin absolvierte sie mit Unterstützung ihrer Eltern ein duales Studium an der Modefachschule Sigmaringen und legte nach drei Jahren ihre Gesellenprüfung und ebenso ihr staatliches Examen als Modedesignerin ab. Nachdem sie für wenig Geld in zwei Betrieben gearbeitet und sich weitere Fertigkeiten angeeignet hatte, kam sie zu dem Schluss: „Warum sich nicht selbstständig machen?“ Gemeinsam mit ihrer Tante Bernadette Baur, eine Markenberaterin aus Köln, entwickelte Oriana Baur mehr und mehr ein Gefühl für ihre eigene Marke. Schließlich entwarf ihr befreundeter Grafikdesigner Philipp Schilling aus Köln mit ihnen gemeinsam ein Logo. Mit Freundinnen als Models veranstaltete sie ein professionelles Fotoshooting mit Karina Granskaya und Thorsten Kastenholz.
Der offizielle Start des Modelabels war für den 1. Juni 2019 geplant – der Tag, an dem ihre kleine Tochter Granuaille geboren wurde. „Dann war erst mal Mamazeit angesagt. Der Start erfolgte dann am 29. Januar 2021 – trotz Corona. Ich wollte einfach nicht länger warten“, erzählt sie. Die junge Designerin hatte auch für die Akteure des jüngsten Zirkus-Theater-Projekts ihres Vaters Jörg Nitsch, bekannt als Don Mehloni, die Kostüme der Zirkusschulkinder geschneidert.
Für die kühlere Jahreszeit und die Winterkollektion wollte sich Oriana Baur noch eine Strickmaschine anschaffen und mit regionalen Strickerinnen zusammentun. Doch dann kam die Flut im Ahrtal, bei der die junge Frau sehr engagiert als Helferin im Einsatz war, etwa um von der Flut betroffenen Kindern im Zirkuszelt neben dem Sinziger Jugendzentrum HoT eine unbeschwerte Zeit zu ermöglichen. Nun möchte sie sich in ihrem Sinziger Atelier auch wieder ihrer Arbeit als Modeschöpferin zuwenden.
Weitere Informationen sind im Internet zu finden unter www.bejunipa.de