Wem die Aussage der Ahrweiler Schützen von einer „Nacht der Nächte“ im Zusammenhang mit dem Historischen Trinkzug als übertrieben vorkommt, der wurde eines Besseren belehrt. Die ganze Nacht zum Montag hindurch zogen gut 600 Bürger- und Junggesellenschützen durch die Ahrweiler Altstadt, um an rund 120 Ausschankständen, genannt „Altärchen“, von Bürgern, Geschäftsleuten und Menschen des öffentlichen Lebens mit einem Ehrentrunk in Form eines Schlucks Wein beköstigt zu werden. Am Ahrweiler Ahrtor, wo die Hutengemeinschaft der Ahrhut letzter Anlaufpunkt einer langen Nacht war, war es schon lange hell, ehe die letzten Schützen dort ihren Ehrentrunk abholten.





















Niederhutstraße als Epizentrum
Bis dahin hatte sich der Zug wie eine feucht-fröhliche Partymasse, musikalisch dank mehrerer Blasorchester auf Trab gehalten, durch die Stadt geschlängelt. Natürlich immer schön geordnet und erstmals in Fünferrotten an den Altärchen vortretend. Dabei war die Niederhutstraße beinahe ungewollt zum Epizentrum der feiernden Schützen, denen zahlreiche Schaulustige bei ihrem Treiben zuschauten, geworden. Dort sollte eigentlich die Großbaustelle des Wiederaufbaus des Straßenkörpers schnell passiert werden. Aber die Baustelle war den Schützen egal, sogar Bürgermeister Guido Orthen kredenzte mit Burgundia Laura Graf ein Altärchen auf dem Katharinenplatz und damit mitten zwischen Baggern und Absperrbaken. Viereinhalb Stunden brauchten die Schützen im Schnitt vom ersten Altärchen der Kreissparkasse, das diese mitten im verriegelten Niedertor platziert hatte, bis zum Alten Rathaus, wo das Kölner Traditionscorps der Altstädter auf Einladung der Ahrweiler Narren ausschenkte.
Das hat es mit dem Brauch auf sich
Den Historischen Trinkzug gibt es nur alle drei Jahre. Dabei stellen die Bürgerschützen und die Junggesellen-Schützen der Bevölkerung ihre neuen Schützenkönige vor. Als Dank gibt es von der Bevölkerung vor deren Häusern oder Geschäften einen Ehrentrunk in Form eines Schlucks Wein. Heißt: Auf Ausschenkende und Empfangende warten in dieser Nacht rund 120 Schluck Wein.

Königswürden für Dieter Zimmermann und Niklas Eudenbach
Ahrweiler hat zwei neue Schützenkönige: Dieter Zimmermann für die St.-Sebastianus-Bürgerschützengesellschaft, Niklas Eudenbach für die St.-Laurentius-Junggesellen-Schützen-Gesellschaft. Es folgte ein Spektakel am Sonntag, das seinesgleichen sucht.
Auf die Minute zur geplanten Startzeit des Historischen Trinkzug rückten die Schützen an. Hauptmann Jürgen Knieps und Tambourmajor Thomas Holzberger an der Spitze waren die ersten Schlucke Rotwein des Abends vorbehalten, nachdem Knieps das Antreten von 425 Bürgerschützen zum Trinkzug gemeldet hatte. Denen folgten noch einmal rund 200 Junggesellen-Schützen. Sie alle traten bei den Altärchen vor, grüßten artig, ließen sich einschenken und plauderten kurz mit den Gastgebern über die kleinen und großen Themen der Zeit, wie immer noch über den Wiederaufbau.
Gegen 23 Uhr hatte der erste Stand allen gut 600 Schützen Wein eingeschenkt und konnte schließen. Dahinter aber ging es kaum voran. In der Niederhut stand Altärchen neben Altärchen. Erst danach ging es schneller, zum Pastor, durch Altenbau- und Oberhutstraße und dann zum Finale in die Ahrhutstraße. Die zog sich für manchen Schützen dann aber hin, sodass die letzten Tropfen erst nach sechs Uhr in der Früh eingeschenkt wurden.