„Modellhaft“ für andere Regionen könne der Neubau der von der Flut zerstörten Kläranlage Sinzig als dann eines der modernsten Klärwerke in Deutschland stehen. Ebenfalls große Tragweite habe die Neugestaltung der Ahr-Engstelle bei Heimersheim, die in Kooperation von Deutscher Bahn, Kreisverwaltung und Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler erarbeitet und umgesetzt wird. „Möglichst hochwassersicher und klimafreundlich“ werde außerdem eine neue Trinkwasserleitung in einer „Infrastrukturtrasse“ durchs Ahrtal gelegt. „Wir machen keinen Eins-zu-eins-Wiederaufbau, sondern gehen überall dort, wo es möglich ist, einen entscheidenden Schritt nach vorn“, so die Ministerin.
Schild deutet auf Fortschritt hin
Für sie wie auch den Remagener Bürgermeister Björn Ingendahl (parteilos) als Vorsitzender des Abwasserzweckverbands Untere Ahr, und Vertreter aus den Mitgliedskommunen Bad Neuenahr-Ahrweiler, Remagen, Sinzig, Grafschaft, der Verbandsgemeinde Altenahr und der Verbandsgemeinde Bad Breisig war schon allein die Enthüllung des Bauschildes als Neubaustart am neuen, abseits der Ahr hochwassersicher gelegenen Kläranlagenstandort in Kripp ein wichtiges Zeichen. Dieses Projekt mit „bundesweitem Modellcharakter“ und Gesamtkosten von 130 Millionen Euro kommt voran. Eder übergab einen Bewilligungsbescheid über 20 Millionen Euro.
Unser Ziel bei der Wiederherstellung ist es, dass ein normales Jahrhunderthochwasser schadlos durch die Ortslagen geht.
Landrätin Cornelia Weigand
Ausgelegt für 174.000 Einwohner und ausgestattet mit einer vierten Reinigungsstufe werde die Anlage eine Reinigungsleistung gerade auch für Spurenstoffe bringen, wie diese von der kürzlich verabschiedeten EU-Kommunalabwasserrichtlinie gefordert wird. Die Anlage soll zudem weitgehend energieneutral arbeiten, also den eigenen Energiebedarf aus Faulgas und durch Solarenergie decken. Beim Bau werden die Digitalisierung und der Einsatz künstlicher Intelligenz als Forschungsprojekt begleitet, berichtete Werkleiter Bernd Lischwé. Wenn sie 2030 in Betrieb gehe, sei sie ein „Vorzeigeprojekt auch dafür, dass wir aus der Flut gelernt haben“, so Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron.
Stützwand wird ebenfalls gefördert
Beim Besuch der Ministerin zuvor am Ahrufer bei Heimersheim hatte es jetzt zwar nur einen Bescheid über 900.000 Euro gegeben. Aber eben auch die Zusicherung des Landes, die Kosten von 11,3 Millionen Euro für den Bau einer 900 Meter langen Uferstützmauer entlang der Ahr und der Bahnlinie zwischen Heppingen und Lohrsdorf zu übernehmen. Geschäftsführer Hermann-Josef Pelgrim von der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler zeigte auf Karten und in der Landschaft die gefährliche Engstelle der Ahr bei Heppingen/Heimersheim. Sie hatte für einen erheblichen Hochwasserstau gesorgt. Der Bahnhaltepunkt wird nach Lohrsdorf verlegt (die RZ berichtete), und die Bahngleise können dann etwa sieben Meter nach Norden verschoben werden. Eine steile Stützmauer entlang der Gleise sorgt dafür, dass die Ahr mehr Platz bekommt.
Gleichzeitig, berichtete Landrätin Cornelia Weigand, werde bei der Gewässerwiederherstellung die Flusssohle abgesenkt. Das senke den Hochwasserspiegel um 1,10 Meter. „Unser Ziel bei der Wiederherstellung ist es, dass ein normales Jahrhunderthochwasser schadlos durch die Ortslagen geht“, beteuerte sie und unterstrich, dass aus ihrer Sicht die von der Flut zerstörte vierspurige Bundesstraße B 266 bei Heimersheim auf zwei Spuren reduziert werden müsse, um der Ahr zu den angrenzenden Lohrsdorfer Auen hin noch mehr Platz geben zu können. Christian Sauer, DB-Projektleiter für den Wiederaufbau der Ahrtalbahn, geht davon aus, dass die Mauer ab dem zweiten Quartal 2025 gebaut wird.
Wasserleitung muss erneuert werden
Weitere Station des ministeriellen Triple-Termins am gestrigen Mittwoch war eine Baustelle des Zweckverbandes Eifel-Ahr in Mayschoß. Nach Flutschäden muss die Wassertransportleitung ab Dorsel auf einer Länge von rund 27 Kilometern vollständig neu verlegt werden. Dies erfolgt hochwassersicher unter dem Ahrradweg oder unter der Bundesstraße als „modellhafte Infrastrukturtrasse“, in der neben der Trinkwasserleitung noch Glasfaserkabel, eine Abwasserdruckleitung, Leerrohre für Breitbandkabel und gelbe Rohre für optionale Biogas- beziehungsweise Wasserstoff-Versorgung liegen.
Der laufende letzte Bauabschnitt bis Dernau soll bis Ende 2025 erledigt sein, so Michael Schmidt für den Zweckverband. Ministerin Eder übergab einen Förderbescheid über 4,2 Millionen Euro. Es sei der letzte der Investitionskosten von insgesamt 27,1 Millionen Euro, hob Eder hervor. Das zeige, dass eine wichtige Wiederaufbaumaßnahme abgeschlossen werden konnte.