Profanisierung, das bedeutet, dass ein Gott geweihter sakraler Gegenstand, hier die Filialkirche St. Andreas, entweiht oder entwürdigt wird. Dazu wurde als sichtbares Zeichen die bei der Einsegnung im Jahr 1967 eingefügte sogenannte Reliquienplatte aus Schieferstein dem Altar wieder entnommen.
Wiederaufbau würde 2,5 Millionen Euro kosten
Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat dem Ahrtal unvorstellbares Leid gebracht, durch die Gewalt des Wassers wurden viele Gebäude zerstört. Auch die direkt neben der Ahr gelegene Pfarrkirche wurde hart getroffen, ihre Fundamente wurden unterspült. Ebenso erging es dem direkt nebenan stehendn Pfarrhaus. Ein Wiederaufbau allein der Kirche würde rund 2,5 Millionen Euro kosten.
Zwar könnten die Kosten zu 80 Prozent durch den Aufbaufonds getragen werden, die verbleibende Summe müsste allerdings die Kirchengemeinde aufbringen. Sonderzuschüsse des Bistums lässt die geplante Haushaltssicherung dessen nicht zu. Hinzu kämen weitere notwendige Renovierungsmaßnahmen an der Kirche, die unabhängig von den Flutschäden in den nächsten fünf bis 20 Jahren durchgeführt werden müssten.
Aufgrund dieser Tatsachen und bedingt dadurch, dass der Gebäudekomplex aus Kirche und Pfarrhaus bei folgenden Starkregenereignissen immer wieder bedroht wäre, hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann entschieden, beide Gebäude abreißen zu lassen. Pastor Axel Spiller sagte am Freitag: „Ein Ort, der Gott geweiht wurde, wird an ihn zurückgegeben.“ So hatten sich auf den Ahrwiesen unterhalb von St. Andreas die Gläubigen eingefunden, um mit dem Trierer Generalvikar in einem Gottesdienst die Profanisierung vorzunehmen. Mit dabei neben Pfarrer Spiller war Pfarrer Gerhard Stenz.
Ich schaue nur in traurige Augen. Viele von Ihnen wissen noch, mit welcher Freude damals die Kirche gebaut wurde.
Pfarrer Axel Spiller
Allen war die Schwere der Situation an den erschütterten Gesichtern abzulesen. Das Gebäude selbst durfte wegen der Einsturzgefahr nicht betreten werden. Mit nur wenigen Schlägen riefen die Glocken letztmalig zum Gottesdienst. Von der anderen Seite der Ahr her betrachtet, war es ein bedrückendes Bild: die Schar der Gläubigen vor ihrer schwer beschädigten Kirche, die nun bald abgerissen wird. „Ich schaue nur in traurige Augen. Viele von Ihnen wissen noch, mit welcher Freude damals die Kirche gebaut wurde“, sagte Pastor Spiller.
Es bleibe nun die Frage, wo die Gemeinde, die zu Altenahr gehört, langfristig bleibe. Auch die untergebrachte Bücherei suche nun eine neue Heimat. Trotzdem fragte der Pastor, wie es in Zukunft „mit unserer Verantwortung der Natur gegenüber“ aussehe.
Gottesdienste jetzt in der Marienwallfahrtskapelle
Den Gottesdienst besuchen können die Gläubigen zukünftig in der etwa 500 Meter entfernten Marienwallfahrtskapelle oder in der evangelischen Auferstehungskirche, die nun auch für katholische Gottesdienste genutzt werden kann. Die geplante Niederlegung des Kirchengebäudes wird auf etwa 570.000 Euro geschätzt, für das Pfarrhaus auf 183.000 Euro. Aufbaufonds, Bistum und die Pfarrgemeinde in geringerem Maße werden die Kosten tragen.
Das „Kapitel Ahrbrück“ ist für Bischof Ackermann damit nicht abgeschlossen. Der frei werdende Platz könne für neue Dinge genutzt werden, etwa für einen kleinen sakralen Gedenk- oder Gebetsraum, der mit Fenstern der bisherigen Kirche bestückt ist.