Die Einkaufsmöglichkeiten für die Bürger an der Mittleren Ahr zwischen Marienthal und Kreuzberg sind sehr begrenzt. Hier im Ahrtal ist der nächste Lebensmittel-Discounter der Penny-Markt in Ahrbrück, der nächste Supermarkt der Edeka in Walporzheim. Gemeindeverwaltungen und lokale Politik kennen das Problem, das im „Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Verbandsgemeinde Altenahr" (EZK) festgehalten wird: „Das EZK belegt eindrücklich die in der Verbandsgemeinde Altenahr bestehende Unterversorgung der Bevölkerung mit Gütern aller Warengruppen, wobei sich für das Angebot an Waren des kurzfristigen Bedarfs dramatische Defizite aufzeigen lassen, die seitens der Bevölkerung so auch bestätigt und zunehmend reklamiert werden." Das ist deutlich. Daneben geht es um viel Geld: Verzeichnet wird der Kaufkraftabfluss von „nachweislich enormen 71,6 Prozent oder 26 Millionen Euro in die umliegenden Zentren Adenau, Bad Neuenahr, Grafschaft, Rheinbach und Kempenich."
Die Gemeinde Dernau wollte etwas unternehmen und im Gewerbegebiet genug Platz für ein Einkaufszentrum bereitstellen. Vielleicht sogar ein „Trio", wie es überall zu finden ist: Penny, Aldi, Lidl, Rewe oder Edeka, dazu noch Rossmann oder DM als Drogerie und Textilien bei Kik, Takko oder NKD.
Übergeordnete Planung sieht Nahversorgungsmarkt vor
Vor Jahren war man noch zurückhaltender, wollte „den Eddi mit seinem Edeka im Dorf schützen", wie es Ortsbürgermeister David Fuhrmann in der Ratssitzung formulierte. „Im Zuge der Flutkatastrophe wurde der Ortskern von jedoch weitgehend zerstört. Es gingen neben der Edeka-Filiale auch die Bäckerei sowie ein Metzgereibetrieb verloren", heißt es im Papier, das jetzt den Gemeinderat beschäftigte. Der hat im Bebauungsplan festzulegen, was aktuell gebraucht wird und im Gewerbegebiet gebaut werden darf.
Claudia Kolle von der Bauabteilung der Verbandsgemeinde berichtete, man habe die Nähe zu Rech und den Nutzen für die Recher als Argument pro Einkaufszentrum eingebracht. In der „übergeordneten Planung" ist allerdings für Dernau nur ein „Nahversorgungsmarkt" (Vollsortimenter) vorgesehen. Die Verkaufsfläche und die Sortimentsliste sind auf 800 Quadratmeter begrenzt.
Hochwassersicheres Bauen schreckt Investoren ab
Bürgermeister Fuhrmann hatte sogar schon Kontakt zu Rewe. Die Krux: Der Markt wird im Überschwemmungsgebiet gebaut, das für hochwassersicheres und hochwassergerechtes Bauen genaue Auflagen hat. Diese Mehr-Investition für einen 800-Quadratmeter-Markt schreckte Rewe wohl ab, machte Fuhrmann deutlich.
Die Größe für Dernau entspreche, verdeutliche Baufachfrau Kolle, der aktuellen Größe des Penny-Marktes in Ahrbrück. Der spielt im Gesamtkonzept eine wichtige Rolle. Der Markt will um 300 Quadratmeter erweitern, wäre dann fast so groß wie Edeka in Walporzheim (1200 Quadratmeter). Außerdem ist in Ahrbrück ein neuer Drogeriemarkt mit 800 Quadratmetern vorgesehen.

Altenahrs Ortsbild im Wiederaufbau: Neues Parkraumkonzept und Lebensmittelmarkt beschäftigen Gemeinderat
In der Ortsgemeinde Altenahr geht es weiter voran und das mit maximaler Transparenz, ohne Geheimnisse und ohne Vorenthaltungen von Informationen. „Das ist mein oberstes Credo“, betonte Neofitos Arathymos, neuer Bürgermeister der Ortsgemeinde, während der jüngsten Sitzung des Gemeinderates.
Das wird quasi für die Dernauer angerechnet. Und die sollen auf Altenahr hoffen: „Grundsätzliches städtebauliches Ziel soll eine Stärkung des Grundzentrums Altenahr sein", heißt es im EZK. „Hier ist die schnellstmögliche Ansiedlung eines zeitgemäßen Vollsortimenters, der über eine leistungsfähige Verkaufsfläche von mindestens 1250 Quadratmeter verfügt, wünschenswert. Dieser könnte im Ortskern der Ortsgemeinde Altenahr, westlich des Friedhofes entstehen. Darüber hinaus wären weitere Angebote (Lebensmittel-Discounter und/oder Drogeriefachmarkt) am Einzelhandelsstandort Altenahr als Ergänzung ebenfalls sinnvoll und wünschenswert."
Wenn der Vollsortimenter an der Seilbahnstraße stehe, gebe es in der Verbandsgemeinde immer noch Verkaufsflächenpotenziale von 2900 Quadratmeter für die Sortimentsgruppe Nahrungs- und Genussmittel oder Gesundheits- und Körperpflege, die der Ort Altenahr selbst gar nicht bieten könne. „Um die Versorgung dennoch rasch und dauerhaft zu verbessern und sicherzustellen, sind daher dringend auch Ansiedlungen oder Erweiterungen an anderer Stelle wünschenswert." Die Dernauer hatten sich mehr gewünscht und sind nun enttäuscht, so die Stimmung im Gemeinderat.