Urlauber aus dem Kreis Ahrweiler müssen ihre Hotels verlassen oder stehen nun kurz vor den Ferien mit leeren Händen da
Thomas-Cook-Pleite: Stress in den Reisebüros im Kreis Ahrweiler
Gestrandet im Urlaub: Tausende Reisende sind von der Thomas-Cook-Pleite betroffen – darunter auch viele aus dem Kreis Ahrweiler. Die Reisebüros der Region haben nun alle Hände voll zu tun, ihnen zu helfen. Foto: dpa
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Kreis Ahrweiler. Urlauber stehen vor verschlossenen Hotelzimmern, müssen sie frühzeitig verlassen, obwohl sie mehr Tage gebucht hatten, oder werden nicht in den Flieger gelassen. Die Pleite des britischen Reiseunternehmens Thomas Cook trifft Tausende Reisende, darunter auch zahlreiche aus dem Kreis Ahrweiler. In den Reisebüros in der Region laufen deswegen die Telefondrähte heiß, gerade auch nachdem am Mittwoch bekannt wurde, dass auch die deutsche Tochter von Thomas Cook Insolvenz angemeldet hat.

Gestrandet im Urlaub: Tausende Reisende sind von der Thomas-Cook-Pleite betroffen – darunter auch viele aus dem Kreis Ahrweiler. Die Reisebüros der Region haben nun alle Hände voll zu tun, ihnen zu helfen. Foto: dpa
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Das Reisebüro „JNB Travel“ in Bad Breisig bietet seinen Kunden ein 24-Stunden-Nottelefon an. Und das klingelt, seitdem die Pleite des britischen Konzerns Thomas Cook am Sonntag bekannt wurde, ununterbrochen, berichtet die Geschäftsführerin Julia Nickel. Circa 50 ihrer Kunden sind von der Insolvenz betroffen, sie wurden davon entweder mitten in ihrer Reise kalt erwischt oder wollten den lang ersehnten Urlaub bald antreten. „Es gibt Kunden, die für die Reise extra einen Kredit aufgenommen haben und sich nicht mal eben eine neue leisten können, oder kranke Kunden, die sich mit der Reise ein wenig Erholung verschaffen wollten“, beschreibt Nickel die einzelnen Schicksale. „Einige Kunden mussten vor den Augen des Hoteldirektors die Koffer packen und auschecken.“ Viele Familien haben sich auf ihren Urlaub in den Herbstferien gefreut und stehen jetzt mit leeren Händen da, so Julia Nickel.

Alle Hände voll zu tun haben die Reisebüros. Sie beraten am Telefon, geben alle Informationen rund um die Pleite an die Kunden weiter, verhandeln auch mal mit Hoteliers, die ihr Geld verlangen, suchen Ersatzflüge oder -zimmer oder nach einer Alternativreise für die Herbstferien für kleineres Geld. Das Reisebüro „JNB Travel“ hat zudem ein Musterformular für seine Kunden entwickelt, mit dem diese ihre Reisekosten bei der Insolvenzversicherung wieder einholen können, oder ist bei Flugkosten für gestrandete Kunden in Vorkasse getreten.

Auch wenn das vorgelegte Geld wieder zurückkommt, müssen die Reisebüros mit der Insolvenz von Thomas Cook finanzielle Verluste hinnehmen. Die Provisionen für die Reisen, die in der vergangenen Zeit verkauft wurden, haben die Reisebüros von Thomas Cook nicht mehr bekommen. Außerdem: Die zusätzliche Arbeit, die die Mitarbeiter nun damit verbringen, den gestrandeten oder enttäuschten Kunden zu helfen, rechne sich auch nicht, so Nickel. Doch sie sieht in der zusätzlichen Anstrengung auch einen großen Vorteil für Reisebüros: Sie würden im Gegensatz zu den Anbietern im Internet aus der gesamten Situation gestärkt herausgehen. „Jemand, der im Internet gebucht hat, steht nun allein auf weiter Flur da. Die Kunden von Reisebüros haben die persönliche Ansprache und bekommen Hilfe.“

Dieses Fazit zieht auch Karin Knopp, Inhaberin des Sinziger Reisebüros, aus dem Chaos der vergangenen Tage. „Wir sind Ansprechpartner, teilweise auch Psychologen und Lebensberater in dieser Situation“, sagt Knopp. Es hätten nun auch schon Menschen im Sinziger Reisebüro angerufen, die zwar im Internet gebucht haben, sich jetzt aber Hilfe vom Reisebüro erhoffen. Insgesamt 20 Kunden des Sinziger Reisebüros sind von der Pleite von Thomas Cook unmittelbar betroffen. Im Derpart-Reisecenter Gies, das zwei Büros in Bad Neuenahr und Ahrweiler hat, sind es circa 30 Kunden.

Sie alle wurden von den Mitarbeitern ständig über die Entwicklungen zur Pleite auf dem Laufenden gehalten, sagt Büroleiterin Elke Czech. Jetzt wo die deutsche Tochter des britischen Reiseunternehmens auch Insolvenz angemeldet hat, könnten die Kunden das verlorene Geld bei der Insolvenzversicherung beantragen. Doch Czech gibt zu bedenken, dass die Abwicklung meist sehr langwierig sei und auch nicht klar sei, ob jeder sein Geld zurückbekommt.

„Im Gespräch mit unseren Kunden ist mir manchmal zum Heulen zumute“, sagt sie. „Viele haben so lange auf den Urlaub hingefiebert und jetzt, kurz vor dem Start in die Herbstferien, fällt er ins Wasser.“ Sie glaubt, dass die ganze Aufregung die Kunden verunsichern könnte und die Tourismusbranche in der kommenden Zeit wieder um ihr Vertrauen kämpfen muss.

Von unserer Reporterin Sofia Grillo

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