Leder erzählt mit glänzenden Augen von der Tangoschule, die er einige Jahre in Mainz betrieben hat. Er erzählt von argentinischen Tangobands, die am Ende ihrer Europatournee montags bei ihnen gespielt haben, um am Dienstag den Flug vom nahen Frankfurt zurück nach Buenos Aires zu nehmen. „Ich konnte nicht viel bezahlen, die Musiker haben bei uns übernachtet“, erinnert sich Leder an diese Zeiten.
Wir wollten wieder mitten rein ins echte Leben, in ein lebendiges Dorf, wo es mehr gibt als nur einen Briefkasten.
Melanie Hepper
Er und Hepper hätten in dieser Zeit gelernt, wie man Veranstaltungen organisiert, berichtet der Künstler, der aus Düren stammt. Nach einer längeren Reise hatten die beiden Musiker, die auch privat ein Paar sind, die Idee, ein Kulturcafé zu eröffnen. „Wir wollten wieder mitten rein ins echte Leben, in ein lebendiges Dorf, wo es mehr gibt als nur einen Briefkasten“, erzählt Melanie Hepper. Die Pädagogin stammt aus Berlin, was sprachlich immer wieder durchblitzt, wenn sie begeistert ist. Und die beiden brennen mit Begeisterung für das, was sie tun.
Ideen auch aus Frankreich mitgebracht
Zu Beginn stand der Kauf des alten Hauses mitten in Kempenich zu Füßen der imposanten Dorfkirche, deren Geschichte bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. „Wir haben das nicht genau geplant, es ist einfach entstanden“, erzählt Hepper mit Blick auf den großen Raum im Erdgeschoss des alten Hauses. „In Frankreich haben wir das Konzept der Associatives kennengelernt, kleinen Begegnungsorten in der Provinz“, beschreibt Hepper die Vorbilder für das Kempenicher Café.
Eine große Erleichterung in der Planungsphase haben alte Pläne dargestellt, in denen das Erdgeschoss klar als Laden gekennzeichnet gewesen sei. „Das hat uns beim Bau einiges erleichtert“, erzählt Mark Leder. Mittlerweile ist im Erdgeschoss des Hauses ein variabler Raum mit einer kleinen Bühne und einer Theke entstanden. Teile des ersten Stocks dienen als Galerie und Empore für zusätzliche Gäste. Im Obergeschoss wohnen die beiden Künstler mit ihren Kindern.
Offen für alles
Festlegen wollen sich die Initiatoren, die zur Unterstützung ihrer Arbeit mittlerweile den Verein Imagine gegründet haben, noch nicht. „Wir möchten einfach schauen, was geht. Die Zeit ruft doch danach, sich kulturell zu engagieren“, begründet Leder das Wirken des Vereins. Bisher gehören Konzerte zum Programm, eine Kunstausstellung, aber auch der geliebte Tango darf nicht zu kurz kommen: Ein regelmäßiger Kurs gehört genauso zum Programm wie abendliche Sprachcafés, bei denen Gelegenheit besteht, sich in einer vorher festgelegten Sprache zu unterhalten und über die Kultur eines Landes auszutauschen.
Regelmäßig veranstalten Leder und Hepper auch sogenannte Kuchen-Milongas – Nachmittage, an denen bei Kaffee und Kuchen zugleich dem argentinischen Tango gefrönt wird. Hawaiianischer Hula und Irish Folk runden das Programm ab.
Kooperation mit Jugendpflege Brohltal
„Viele Menschen sind neugierig darauf, was wir hier tun, sind aber noch sehr zurückhaltend“, beschreibt die Berlinerin Hepper ihre Kempenicher Mitbürger. Leder ergänzt: „Es zieht so langsam Kreise, auch durch unsere Kooperationen beispielsweise mit der Brohltaler Jugendpflege und der Oberzissener Jugendhütte.“ Er mache sich immer wieder klar, dass hinter jedem Besucher eines Abends 20 Menschen stünden, die auch hätten kommen können, es aber nicht geschafft hätten, rechnet der Tangofreund vor.
Was geplant ist
Für die Zukunft planen die Initiatoren des Cafés unter anderem einen Hip-Hop-Kurs für Kinder und Jugendliche oder ein Folk-Konzert mit der Band Roaring Maggie. „Das werden wir im Jahr 2025 sicher noch ausbauen, aber zu viel möchte ich noch nicht verraten. Nur, dass es ein musikalisches Ereignis werden wird“, deutet Leder an.
Weitere Informationen und Termine des Kulturcafés Kempenich finden sich unter www.kulturcafe-kempenich.de