Die Stadt Remagen hat sich in diesem Jahr wegen der Energiekrise entschieden, die Weihnachtsbeleuchtung in den Ortsteilen zu reduzieren. Dabei wolle man sich „auf zentrale Bereiche“ konzentrieren, heißt es in einer Pressemitteilung. Als Grund nennt die Stadt die generelle Vorgabe der Landesregierung, „nach der die Kommunen ihren Energieverbrauch um 15 Prozent reduzieren müssen.“ Remagen will darum auch bei der Weihnachtsbeleuchtung ansetzen. Sie sei nun nur noch in einem bestimmten Zeitraum eingeschaltet, nämlich von 16 bis 22 Uhr, heißt es von der Verwaltung. LED-Lampen verwenden inzwischen alle Kommunen im Kreis.
Die Stadt hat wegen der Einsparungen drei Weihnachtsbäume weniger aufgestellt als sonst: Es fehlen die in Birgel, auf dem Vorplatz der Mehrzweckhalle in Unkelbach und an der B9/Ecke Bergstraße. Im sozialen Netzwerk Facebook löst die Bekanntmachung Unmut aus, wie Remagens Bürgermeister Björn Ingendahl kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. In den Gruppen für verschiedene Ortsteile hätten Bürger ihr Unverständnis kundgetan.
Unverständnis bei manchen Bürgern
Dominik Schmitz hat andere Erfahrungen gemacht. „In Kempenich, wo ich Ortsbürgermeister bin, wundern sich die Leute eher, wieso wir in dieser Zeit überhaupt Weihnachtsbeleuchtung aufhängen“, sagt Schmitz. „Da geht die Ansicht zum Teil mehr dahin, dass es besser sei, ganz auf Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten.“
Für die VG Bad Breisig sei es keine Option, auf die Beleuchtung komplett zu verzichten, heißt es auf RZ-Anfrage. „Gerade in diesen nicht einfachen Zeiten sind es oft die kleinen und lieb gewonnen Traditionen und Gewohnheiten, die zu einem Gefühl des sozialen Zusammenhalts beitragen“, so die Antwort der Pressestelle.
Zeitschaltuhren regeln Beleuchtung
In Adenau hat die Weihnachtsbeleuchtung in den Vorjahren die Nächte durchgebrannt, berichtet Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann. Damit diese Menge an Strom gar nicht erst erzeugt werden müsse, habe die Stadt jetzt Zeitschaltuhren zwischengeschaltet. Die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt erhellt die Straßen nun ungefähr von 17 bis 22 Uhr und am frühen Morgen noch einmal, „wenn die Menschen zur Arbeit fahren. Sie bleibt dann an, bis es hell wird“, so Hoffmann. Das sei eine freiwillige Vorgabe der Stadt, da die Weihnachtsbeleuchtung von der gesetzlichen Energiesparvorgabe formal ausgenommen sei.
Die Weihnachtskugeln am Neuenahrer Platz an der Linde sind aus einem langlebigen, wiederverwertbaren Biowerkstoff. Am Ende des Lebenszyklus‘ kann so aus einer Kugel wieder ein neuer Stern werden.
Angela Amatulli, Klimaschutzmanagerin der Stadt
Auch die Stadt Sinzig setzt auf Zeitschaltuhren, um Strom zu sparen. Ab 22.30 wird beispielsweise der Hingucker, der Sinziger Sternenzauber, der in den Vorjahren von Stadtverwaltung und Aktivgemeinschaft umgesetzt wurde, abgeschaltet. LED-Lichter sorgen dafür, dass möglichst wenig Strom verbraucht wird. „So haben Stadt und Aktivgemeinschaft einen guten Weg gefunden, mit sehr geringem Einsatz von Energie die von vielen ersehnte vorweihnachtliche Stimmung zu ermöglichen“, so Bürgermeister Andreas Geron.
Neben mit Lichterketten umwickelten Bäumen und dem Sternenzauber ist der Adventskalender an der Rathausfassade ein Anziehungspunkt. 24 leuchtende Fenster sind dort zu sehen. Verarbeitet wurden 200 Meter Lichterketten und 100 Meter Lichtschläuche mit 12.000 Lichtpunkten. Der Stromverbrauch liegt nach Angaben der Stadt lediglich bei 875 Watt über die gesamte Weihnachtszeit.
Neue Elemente für die Kreisstadt
In Bad Neuenahr-Ahrweiler spielt auch der Umstand eine Rolle, dass die traditionellen Leuchtelemente, die den Werbegemeinschaften gehörten, durch die Flut zerstört worden sind. Stadt und Werbegemeinschaften wollen nun auf vereinzelte Leuchtelemente setzen, die über das Stadtgebiet verteilt sind. „Bei der Beleuchtung wird auch dem Umstand Beachtung geschenkt, dass das diesjährige Weihnachtsfest erst das zweite Weihnachten nach der Flut ist und für viele Familien und Menschen im Stadtgebiet eine sensible Zeit darstellt, in der Weihnachtsbeleuchtung auch Trost spenden kann“, gibt Stadtbürgermeister Guido Orthen zu bedenken. „Daher werden auch die in den Stadtteilen aufgestellten Weihnachtsbäume in diesem Jahr beleuchtet sein. Insoweit wird der besonderen Gemütslage der Menschen im Ahrtal trotz Energiekrise Rechnung getragen.“
In Ahrweiler sollen zum Beispiel das Niedertor und das Ahrtor neben dem Weihnachtsbaum am Marktplatz beleuchtet sein. In Neuenahr wird der Alter Markt unter einem Lichterkettenbaldachin erstrahlen, der Weihnachtsbaum am Platz an der Linde mit beleuchteten Kugeln ausgestattet und der Baum im Fußgängerzoneneingangsbereich in der Poststraße beleuchtet. Dafür mussten einige Leuchtelemente neu besorgt werden.
Nachhaltigkeit im Fokus beim Kauf
Nach Angaben der Stadt werde beim Kauf auf die Energieeffizienz geachtet und darauf, dass umweltschonende Materialen verwendet wurden. „So bestehen die Weihnachtskugeln am Platz an der Linde aus einem langlebigen, wiederverwertbaren Biowerkstoff. Am Ende des Lebenszyklus‘ kann so aus einer Kugel wieder ein neuer Stern werden“, erläutert Angela Amatulli, Klimaschutzmanagerin der Stadt, beispielhaft die Materialeigenschaften der Dekoelemente.
Die Stadt will außerdem die Beleuchtung nachts ausschalten, insofern es aufgrund der nach wie vor stark einschränkenden Flutsituation möglich ist. „Sollte es technisch zu realisieren sein, werden wir die zusätzlichen Beleuchtungselemente nach den Öffnungszeiten der Uferlichter in Bad Neuenahr und des Weihnachtsmarktes in Ahrweiler ausschalten. Ob dies durch die vorhandene Infrastruktur umsetzbar ist, wird derzeit geprüft“, so Amatulli.