Blick hinter die Kulisse
Straßenmeisterei Mendig: Mehr als Schneepflug fahren
Straßenmeister Thomas Schmitz liebt die Vielseitigkeit seines Berufs, zu dem nicht nur die Bedienung schwerer Maschinen gehört.
Martin Ingenhoven

Unser Reporter Martin Ingenhoven hat Autobahnmeister Thomas Schmitz einen Tag lang begleitet. Sein Fazit: Die Arbeit bei der Straßenmeisterei ist vielseitig und spannend – weit mehr als nur Schneepflug fahren.  

Es ist knackig kalt und trocken an diesem Morgen. Strahlend blauer Himmel kündigt das Ende des Winters an. „Bei so einem Wetter müssen wir nicht streuen, das ist sehr gut“, freut sich Thomas Schmitz und streift sich seine orangefarbene Warnjacke über. Schmitz, 36, ist Autobahnmeister und einer von vier Kolonnenführern der Autobahnmeisterei in Mendig. Wenn kein Streu- und Räumdienst zu koordinieren ist, beginnt sein Arbeitstag mit einer kurzen Teambesprechung. Am Tag vorher hat Schmitz mit seinen Kollegen einen Einsatzplan entworfen. „Da kann natürlich immer aktuell etwas dazwischen kommen, darauf müssen wir dann reagieren“, erzählt Schmitz.

Wie heute Morgen. Eigentlich hat er seine Straßenwärter auf verschiedene Baustellen entlang der Strecke beordert, um dort den Gehölzschnitt nach dem Winter vorzunehmen. Plötzlich kommt eine Polizeimeldung im System an, ein LKW ist in Höhe der Anschlussstelle Niederzissen mit einem geplatzten Reifen liegen geblieben; ein Fall für die Unfallbereitschaft der Autobahnmeisterei. „Jetzt müssen wir schauen, ob noch Mitarbeiter auf dem Hof sind, sonst müssen wir Kollegen von der Baustelle abziehen, das wäre schlecht.“ Doch Schmitz hat Glück, zwei Kollegen hängen schon die Warnleitanhänger an zwei Fahrzeuge und machen sich kurz darauf auf den Weg nach Niederzissen. Routine.

Kleine Reparaturen, wie den Austausch von Schildern und Leitpfosten gehören selbstverständlich in den Tätigkeitsbereich der Autobahnmeisterei. Auf dem Betriebshof in Mendig ist das Material ordentlich sortiert, hier ein Stapel von Leitpfosten, wie sie alle 50 Meter entlang der Fahrbahn zu finden sind.
Martin Ingenhoven

„Schwierigkeiten haben wir im Grunde nur bei der Wetterprognose. Da ist es nicht ganz einfach, aus den verschiedenen Quellen, die wir nutzen, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und das erschwert natürlich die Einsatzplanung“, erklärt Schmitz, der auch die Einsatzleitung für den Winterdienst in Mendig innehat. Doch heute steht Tagesgeschäft auf dem Programm.

Als Kolonnenführer ist Schmitz unter anderem für die Koordination der Arbeiten und ihre Kontrolle zuständig. Schmitz steigt in seinen ebenfalls orangefarbenen Hochdachkombi, den er für diese Aufgaben benutzt. „Alle unsere Fahrzeuge sind mit Funk ausgestattet, damit wir uns auf der Stecke koordinieren können“, erklärt der Straßenmeister. Hinzu kommt noch ein Steuerungsgerät für die aufklappbare Warntafel auf dem Dach des Autos. „Bei allem, was wir machen, steht die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs sowie die Arbeitssicherheit an oberster Stelle“, sagt der 36-Jährige und kontrolliert, ob er Handschuhe und Gehörschutz dabei hat. Dann geht es los.

Entlang der Autobahn und auf Rastplätzen sammelt sich immer wieder Müll, der regelmäßig aufgesammelt werden muss. Thomas Schmitz: "Überall dort, wo langsam gefahren wird, ist es besonders schlimm."
Martin Ingenhoven

Erster Stopp ist eine Baustelle kurz vor der Raststätte Brohltal Ost. Hier hat Schmitz seine Mitarbeiter zum Gehölzschnitt eingeteilt. „Das muss aus Umweltschutzgründen bis zum 1. März erledigt sein. Danach dürfen wir nur noch Bäume fällen, die eine direkte Gefahr darstellen“, so Schmitz. Damit alles pünktlich fertig ist, hilft an diesem Tag sogar ein Bagger von der Autobahnmeisterei Heiligenroth, mit dem die Baumfällung schneller vonstattengeht. Solche Spezialmaschinen teilen sich verschiedene Einsatzstellen.

Die Beseitigung von Unfallfolgen ist ebenfalls Aufgabe der Autobahnmeisterei: Hier ein Stapel mit beschädigten Autoreifen.
Martin Ingenhoven

Dort, wo das Grün schon zurückgeschnitten ist, fällt er besonders auf: Unmengen von Müll entlang der Fahrbahn. Bevor die Mäharbeiten losgehen, muss der weg, auch um Mikroplastik zu verhindern, erklärt der Kolonnenführer. „Wir nennen das Frühjahrsputz. Und das ist echte Handarbeit“, so Schmitz. Und dabei finden die Straßenwärter nicht nur Müll, den man vielleicht von Reisenden erwarten würde. Auf dem Betriebshof in Mendig finden sich neben geplatzten Lkw-Reifen auch jede Menge Trockner, Waschmaschinen, Mikrowellen und sogar ein großer Flachbildfernseher. „Meist können wir das nur noch auf die Deponie fahren, aber wenn wir Spuren zu einem Verursacher finden, melden wir das natürlich schon der Polizei“, versichert Schmitz. Manchmal finde man auch offensichtliches Diebesgut, wie aus dem Autofenster geworfene Handtaschen. Diese würde man natürlich auch den zuständigen Behörden übergeben, so der Straßenmeister. Besonders stark sind die Verschmutzungen überall da, wo langsam gefahren wird: auf Rastplätzen oder in Autobahnkreuzen.

Es geht weiter in Richtung Sinzig. Schmitz zeigt auf markierte Stellen in der Fahrbahn. „Das sind Winterschäden. Wenn hier Gefahr im Verzug ist, dann bessern wir das selbst aus, genauso wie kleine Stellen“, erklärt der Straßenmeister. Größere Beschädigungen würden aber gesammelt und ihre Beseitigung an Fachfirmen vergeben. Man sei immer bemüht, notwendige Arbeiten zu bündeln und so die Verkehrsbehinderungen so gering wie möglich zu halten.

Ein Bagger mit speziellem Schneidvorsatz hilft bei der Gehölzpflege. Das Gerät kann Stämme mit einem Durchmesser bis zu 38 cm mühelos entfernen.
Martin Ingenhoven

Auf der A571 in Richtung Sinzig ist ebenfalls ein Fremdunternehmen tätig. Die Baumwurzeln, die hier entfernt werden müssen, sind zu groß für die Mendiger Maschinen. Während der Forstmulcher arbeitet, sind die Autobahnwärter jedoch für die Sicherung der Baustelle zuständig. Auch hier ist Schmitz zufrieden, dreht bei nächster Gelegenheit um und fährt noch einmal eine Anschlussstelle an. Dort zeigt er Bäume mit einer grünen Markierung. „Diese Bäume sind vom Eichenprozessionsspinner befallen. Bevor wir da etwas machen, müssen wir zum Schutz unserer Mitarbeiter die Bäume erst absaugen“, erklärt Schmitz, der auf die kleinen, nicht ungefährlichen Tiere ein besonderes Augenmerk hat.

Zurück auf dem Betriebshof steht für Thomas Schmitz noch Büroarbeit an. Gemeinsam mit den anderen drei Kolonnenführern erstellt er einen Arbeitsplan für den nächsten und koordiniert die anfallenden Arbeiten, um die Verkehrssicherheit auf seinem Streckenabschnitt zu gewährleisten. „Ich mag an meinem Beruf, dass er so unglaublich vielseitig ist“, schwärmt Thomas Schmitz, Straßenwärter und Autobahnmeister in Mendig, und wechselt vom Autositz in den Bürostuhl über, um den nächsten Tag zu planen.

Am Rand der Fahrbahn wird nicht nur Hausmüll gefunden. Auch Elektrogroßgeräte sammelt die Straßenwärter regelmäßig am Fahrbahnrand oder auf Rasthöfen ein.
Martin Ingenhoven

Die Autobahnmeisterei in Mendig ist Teil der bundeseigenen Autobahn GmbH, der Zweckgesellschaft zur Verwaltung der deutschen Autobahnen mit insgesamt 10 Niederlassungen im Bundesgebiet. Der Standort Mendig gehört zur Niederlassung West, integrierte Außenstelle Montabaur. Diese koordiniert neun Autobahnmeistereien, von denen Mendig zu einer der größeren gehört. Hier sind 30 Mitarbeiter beschäftigt, davon ein Auszubildender.

In den Zuständigkeitsbereich der Mendiger Autobahnmeisterei fällt der Streckenabschnitt der A61 zwischen der Anschlussstelle Koblenz Metternich bis zum Kreuz Meckenheim sowie die beiden kurzen Strecken der A571 und A573 bei Sinzig und Bad Neuenahr.

Insgesamt sind die Mendiger Straßenwärter für ein Autobahnkreuz, zwei Autobahndreiecke, neun Anschlussstellen, acht Talbrücken und 15 Park- und Rastplätze zuständig.

Zu den Tätigkeiten der Autobahnmeisterei gehören neben dem Winterdienst unter anderem die Gehölzpflege, die Abfallbeseitigung entlang der Strecke, Mäharbeiten sowie die Reinigung von Entwässerungseinrichtungen an Brücken. Darüber hinaus leistet die Autobahnmeisterei in Zusammenarbeit mit der Polizei eine Unfallbereitschaft, in der auch Unfallschäden beseitigt werden.

Weiterführende Informationen finden Interessierte unter www.autobahn.de

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